Das Protein BAG1L könnte ein vielversprechender Ansatz für Medikamente gegen Brust- und Prostatakrebs sein. Eine aktuelle Studie geht dieser Spur jetzt nach.
Prostata- und Brustkrebs können resistent gegen Hormonbehandlungen werden, insbesondere durch Mutationen in den Bereichen der Hormonrezeptoren. Die Forscher verfolgen einen innovativen Ansatz, indem sie Hemmstoffe finden, die nicht direkt auf diese Rezeptoren wirken, sondern auf andere Proteine, die deren Aktivität beeinflussen könnten. Dieser Ansatz könnte dazu beitragen, die Resistenz der Tumorzellen gegenüber Hormonbehandlungen zu überwinden.
Die Forschung konzentrierte sich auf ein Protein namens BAG1L, das eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung von Rezeptoren spielt, die für die Wirkung von Hormonen im Körper verantwortlich sind. BAG1L wurde aufgrund seiner positiven Wirkung auf Rezeptoren in Prostata- und Brustkrebszellen ausgewählt. Bisher gibt es keine spezifischen Medikamente, die an BAG1L binden, abgesehen von einem unspezifischen Molekül namens Thio-2, das jedoch Nebenwirkungen verursachen kann.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass Thio-2 nicht selektiv ist und auch andere unerwünschte Aktivitäten aufweist. Daher sind weitere Untersuchungen notwendig, um spezifische Hemmstoffe zu finden, die gezielt auf BAG1L abzielen und die Hormonresistenz bei fortgeschrittenem Prostata- und Brustkrebs überwinden können.
Im Verlauf der Forschung entwickelte das Team eine neue Verbindung namens A4B17, indem es die chemische Struktur von Thio-2 modifizierte. A4B17 zeigte vielversprechende Ergebnisse, da es das Wachstum von Krebszellen hemmte, die bestimmte Rezeptoren exprimierten, einschließlich solcher, die gegen Hormonbehandlungen resistent waren. Durch weitere Modifikationen gelang es den Forschern, eine weitere vielversprechende Verbindung namens X15695 herzustellen. X15695 zeigte eine große Selektivität und hemmte das Wachstum spezifischer Krebszellen, ohne andere Zellen zu beeinflussen.
Es wurde festgestellt, dass X15695 nicht direkt an ein spezifisches Protein bindet, sondern die Interaktionen zwischen verschiedenen Proteinen in den Zellen stört. In Brustkrebszellen führte dies zum Abbau des Östrogenrezeptors und zur Reaktivierung eines Tumorsuppressorproteins namens p53, was wiederum zum Tod der Zellen führte. X15695 hat den zusätzlichen Vorteil, den Östrogenrezeptor abzubauen, ähnlich wie das bereits von der FDA zugelassene und klinisch verfügbare Medikament Fulvestrant. Im Gegensatz zu Fulvestrant kann X15695 jedoch oral verabreicht werden, was den Komfort für die Betroffenen erhöht. In Studien an Mäusen mit Brusttumoren wurde eine signifikante Reduzierung des Tumorvolumens beobachtet, ohne dass Nebenwirkungen auftraten.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Wilhelm-Sander-Stiftung. Die Originalpublikationen findet ihr hier und hier.
Bildquelle: Angiola Harry, Unsplash