Alte Unbekannte: Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest ist keine Neuigkeit. Doch erst jetzt wurden wichtige Gene für die Vermehrung der Krankheit identifiziert. Welche das sind und wie hilfreich diese Erkenntnis ist, lest ihr hier.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitete sich in den vergangenen Jahren in Europa und anderen Teilen der Welt derart aus, dass von einer Panzootie (weltweit auftretende Tierseuche) gesprochen werden kann. Gegen diese für Haus- und Wildschweine tödliche Tierseuche gibt es bislang weder international zugelassene Impfstoffe noch Behandlungsmöglichkeiten.
Ein Team unter der Leitung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und des Roslin-Instituts der Universität Edinburgh versuchte herauszufinden, welche Gene für die Vermehrung des Virus der ASP notwendig sind. Ihre Studie zeigt, dass hierfür ein Gen aus dem Immunsystem des Schweins ausschlaggebend ist. Dies liefert wichtige neue Erkenntnisse über die Biologie des ASPV, die als Grundlage für künftige Forschungsansätze dienen können. Insbesondere bietet das gefundene Gen einen geeigneten Ansatz für die Entwicklung wirksamer Therapeutika gegen ASPV-Infektionen oder auch ASPV-resistenter Schweinerassen.
Das ASPV besitzt ein großes Genom, von dem in infizierten Zellen mehr als 160 virale Proteine hergestellt werden. Über die Funktionen vieler dieser viralen Proteine ist noch wenig bekannt. Ebenso ist nicht geklärt, welche zellulären Proteine ASPV nutzt, um in die Wirtszelle einzutreten.
Um für das ASPV wichtige Wirtsproteine zu identifizieren, stellten Wissenschaftler vom Roslin-Institut eine CRISPR/Cas9 Expressionsbibliothek als molekulares Werkzeug ein, die es ihren Kollegen am FLI ermöglichte, in vitro alle bekannten Gene des Schweinegenoms einzeln auszuschalten und die erhaltenen Zellkulturen auf ihre Empfänglichkeit für eine ASPV Infektion zu testen. Dies führte zur Identifizierung mehrerer Gene des Haupthistokompatibilitätskomplexes II (MHC II) als relevante Faktoren für die Vermehrungsfähigkeit von ASPV. Konkret konnte gezeigt werden, dass das MHC II-Rezeptorprotein SLA-DM für eine effiziente ASPV-Infektion benötigt wird. Somit könnte SLA-DM ein geeignetes Zielprotein für die Entwicklung wirksamer Therapeutika gegen die ASP oder ASPV-resistenter Schweinerassen darstellen.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Kenneth Schipper Vera, Unsplash