Wenn die Bevölkerung zunehmend altert, wird es knapp mit den Pflegekräften – Roboter sollen bei dem Problem helfen. Aber wie steht es um deren Beliebtheit? Eine aktuelle Studie zur Nutzungsbereitschaft klärt auf.
In Ländern wie Japan sind die Geburtenraten rückläufig und die Bevölkerung altert. Die zunehmende Belastung durch die Pflege dieser alternden Bevölkerung könnte in einem Jahrzehnt zu einem Mangel an Pflegekräften führen. Daher muss die Einstellung und Zuweisung von Ressourcen im Voraus geplant werden. Technologische Interventionen in Form von Robotern, die häusliche Pflegedienste für ältere Menschen anbieten, scheinen eine vielversprechende Lösung für dieses Problem zu sein.
Obwohl Entwicklung und Verbesserung von Pflegerobotern in rasantem Tempo voranschreiten, ist ihre gesellschaftliche Akzeptanz begrenzt. Es wird vermutet, dass moralische Fragen die Einführung der Technologie behindern könnten. Viele Akzeptanzmodelle haben gezeigt, dass die ethischen Vorstellungen älterer Menschen, ihrer Familien und professioneller Pflegekräfte in Bezug auf Pflegeroboter die Bereitschaft zur Einführung beeinflussen können. Es gibt jedoch kein allgemeingültiges Modell, das die Beziehung zwischen ethischen Vorstellungen und der Bereitschaft zum Einsatz von Pflegerobotern in verschiedenen Ländern und kulturellen Kontexten erklären kann.
Um diese Wissenslücke zu schließen, führte ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Prof. Sayuri Suwa von der Universität Chiba eine Querschnittsstudie in Japan, Irland und Finnland durch.
Zur Motivation der Studie erklärt Suwa: „In Japans hochbetagter Gesellschaft wurden verschiedene Pflegeroboter, einschließlich Überwachungskameras, entwickelt und vermarktet, um den Mangel an Pflegepersonal auszugleichen und dessen Stress zu lindern. Es gibt jedoch keine Diskussionen zwischen den Nutzern – ältere Menschen, pflegende Angehörige und Pflegepersonal – und den Entwicklern über die Bereitschaft zum Einsatz von Pflegerobotern, den Schutz der Privatsphäre und den angemessenen Umgang mit persönlichen Informationen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pflegerobotern. Der Wunsch, diese Situation zu verbessern und den angemessenen Einsatz von Pflegerobotern über Japan hinaus zu fördern, war der Anstoß für diese Forschung.“
Das Team entwickelte einen Fragebogen, der die ethischen Fragen untersuchte, die die Bereitschaft zur Nutzung eines Pflegeroboters in den drei Ländern beeinflussen könnten. Die Umfrage wurde zwischen November 2018 und Februar 2019 unter älteren Menschen, ihren pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegern durchgeführt. Die Forscher werteten insgesamt 1.132 Antworten aus, darunter 664 Antworten aus Japan, 208 aus Irland und 260 aus Finnland. Sie fanden heraus, dass die Bereitschaft zur Nutzung von Pflegerobotern in Japan (77,1 %) am höchsten, gefolgt von Irland (70,3 %). In Finnland war die Bereitschaft mit 52,8 % am geringsten.
Anschließend entwickelten die Forscher ein konzeptionelles Modell und werteten es mit statistischen Methoden aus. Anhand des Fragebogens nahmen die Forscher Antworten auf zehn Fragen in das Modell auf, die in vier große Bereiche eingeteilt wurden: Beschaffung persönlicher Informationen, Nutzung persönlicher Informationen für die medizinische Versorgung und Langzeitpflege, sekundäre Nutzung persönlicher Informationen und Beteiligung an Forschung und Entwicklung. Anschließend verbesserten sie das Modell mit Hilfe des Akaike-Informationskriteriums (AIC). Das Modell wurde schrittweise verbessert, um bessere – also geringere – AIC-Werte zu erreichen. Das finale Modell wurde dann auf jedes Land angewandt.
So konnte in dieser Studie die erfolgreiche Anwendung eines einzigen universellen Modells nachgewiesen werden, das die Korrelation zwischen ethischen Vorstellungen und der sozialen Implementierung von Pflegerobotern in drei Ländern mit unterschiedlichen geografischen, demografischen, kulturellen und systemischen Gegebenheiten erklären kann.
Im Hinblick auf die Bedeutung und die langfristigen Auswirkungen ihrer Studie kommt Suwa zu folgendem Schluss: „Aus unseren Ergebnissen können wir ableiten, dass die soziale Implementierung von Pflegerobotern gefördert werden kann, wenn Entwickler und Forscher potenzielle Nutzer dazu ermutigen, sich am Entwicklungsprozess zu beteiligen, was in Form eines Ko-Design- und Ko-Produktionskonzepts vorgeschlagen wird. Wir hoffen, dass der Prozess der Entwicklung von Pflegerobotern verbessert werden kann, um zum menschlichen Wohlbefinden in einer globalen, alternden Gesellschaft beizutragen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Chiba University. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Eric Shi, Unsplash