In der gynäkologischen Facharztausbildung kommen Frauen in den Wechseljahren und deren Betreuung zu kurz, dies ergab eine Untersuchung in den USA. Experten fordern jetzt einen Ausbau der Lehrpläne.
Prognosen zufolge wird es allein in den USA bis zum Jahr 2060 rund 90 Millionen Frauen geben, die sich in der Postmenopause befinden. „Dennoch ist dies, wenn überhaupt, nur ein winziger Teil des Lehrplans in den meisten Facharztausbildungen für Gynäkologie und Geburtshilfe“, sagt Prof. Jennifer Allen, Leiterin des Facharztprogramms für Gynäkologie und Geburtshilfe am Medical College of Georgia. „Vergleichen Sie das zum Beispiel mit dem Thema Schwangerschaft: Im Jahr 2020 gab es etwa 3 Millionen Lebendgeburten in den USA, aber wir lehren jeden Tag in der Facharztausbildung über Schwangerschaft.“
Dies sei kein neues Problem, sagt Allen, die während ihrer eigenen Facharztausbildung nur sehr wenig über die Wechseljahre gelernt hat. Viele Gynäkologen erkennen erst, wenn sie zu praktizieren beginnen den enormen Bedarf. Prof. Allen berichtet, dass sie den Lehrplan zum Thema Menopause grundlegend ausbauen musste. Die Gynäkologin befragte zudem 145 Leiter von Facharztausbildungsprogrammen in unterschiedlichen Bundesstaaten. Fast alle – 93 % – stimmten nachdrücklich zu, dass die Assistenzärzte Zugang zu einem standardisierten Lehrplan zum Thema Menopause haben sollten, berichtete sie kürzlich in Menopause, der Zeitschrift der North American Menopause Society. Nur 31 % der Studiengänge gaben an, überhaupt einen Menopause-Lehrplan zu haben.
„Viele Studiengangsleiter praktizieren selbst kaum 'Menopausenmedizin', sodass es für sie schwierig ist, Assistenzärzten das Thema zu vermitteln“, so die Expertin. Prof. Allen fordert daher die Erstellung eines nationalen Lehrplans, der das Thema mehr in den Vordergrund rückt. Als Mitglied des Bildungsausschusses der International Menopause Society ist Allen an der Erstellung und Modifizierung eines Systems namens IMPART (International Menopause Society Professional Activity for Refresher Training) verantwortlich, das acht Online-Schulungsmodule umfasst.
„Wir versuchen, diese Module so zu modifizieren und zu erweitern, dass sie den Bedürfnissen der niedergelassenen Lernenden entsprechen und wir das Rad nicht völlig neu erfinden müssen. Ich bin zuversichtlich, dass wir damit endlich einen Schritt nach vorn machen können.“ Eine verstärkte Aufklärung über die Wechseljahre könnte auch für andere Arten von Ärzten hilfreich sein – für Primärversorger wie Hausärzte oder Internisten, aber auch für Spezialisten wie Endokrinologen, denn Patientinnen könnten mit ihren Symptomen zunächst dort vorstellig werden.
Die Symptome der Menopause sind mehr als die typischen Hitzewallungen, sagt Allen. Frauen können von Kopf bis Fuß unter Symptomen wie Schlafstörungen, Haar-, Nagel- und Hautveränderungen, Knochenschwund, Depressionen und Angstzuständen leiden. „Wenn ein Arzt über all diese Dinge gut informiert ist, können die Patientinnen besser beraten werden, sie lernen sichere Optionen kennen und können gemeinsam mit ihrem Arzt die beste Entscheidung treffen, wie sie am besten behandelt werden können", sagt Prof. Allen. „Unseren Patientinnen verdienen eine bessere Versorgung, und das ist mein Ziel – eine bessere Ausbildung für Ärzte und letztlich eine bessere Patientenversorgung.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Medical College of Georgia at Augusta University. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Johannes Krupinski, unsplash.