Bei einer terminalen Herzinsuffizienz gibt es mehrere Therapieoptionen – doch was bringt eine Katheterablation? Eine aktuelle Studie zeigt: mehr als die alleinige medikamentöse Therapie.
Herzspezialisten aus dem Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, haben nachgewiesen, dass Patienten, die unter Herzinsuffizienz in Verbindung mit symptomatischem Vorhofflimmern leiden, von einer Katheterablation in Kombination mit einer leitliniengerechten medikamentösen Therapie stärker profitieren als von einer alleinigen medikamentösen Therapie. Die Publikation ist im New England Journal of Medicine erschienen und wurde jüngst auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie unter dem Namen CASTLE-HTx vorgestellt.
Im Stadium der terminalen Herzinsuffizienz sind Betroffene in der Regel so sehr geschwächt, dass die Pumpfunktion des Herzens gerade noch ausreicht, um den Körper am Leben zu erhalten. Behandlungsoptionen sind eine medikamentöse Therapie, die Implantation einer künstlichen Herzunterstützung sowie die Herztransplantation. Dabei ist es besonders wichtig, die Herz-Kreislauffunktion während mitunter langer Wartezeiten auf ein Spenderorgan so stabil wie möglich zu halten, damit sich Patienten nach einer Transplantation optimal erholen.
Dank modernster Herzkatheterverfahren und schonender Ablationsmethoden können auch Patienten mit Herzschwäche im Endstadium von einer Herzkatheterintervention profitieren. Die aktuelle Studienlage weist insbesondere bei Vorhofflimmern auf eine verbesserte Lebensqualität hin. In der von Prof. Christian Sohns und Prof. Philipp Sommer initiierten Studie wurde jetzt erstmals wissenschaftlich untersucht, welchen Stellenwert dieser Eingriff für Patienten hat, die sich aufgrund ihrer Herzschwäche zur Beurteilung der Indikation für eine mögliche Herztransplantation im HDZ NRW vorstellen.
Insgesamt nahmen 194 Patienten an der Studie teil, die jeweils zur Hälfte einer Ablationsgruppe und einer medikamentös-therapeutischen Gruppe zugeordnet wurden. Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 18 Monaten weisen die Ergebnisse bei Patienten mit erfolgter Katheterablation auf ein geringeres Sterblichkeitsrisiko und eine sowohl längere Überlebenszeit bis zur Implantation eines künstlichen Herzunterstützungssystems als auch bis zur Herztransplantation hin. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend wollen die Wissenschaftler weitere Studien anschließen.
„Im HDZ NRW als großem, auf das Thema Herzinsuffizienz spezialisierten Zentrum steht uns umfassendes Datenmaterial zur Verfügung, das es nun gilt, in Richtung auf genau diese elektrophysiologischen und interdisziplinären Forschungsbereiche weiter auszubauen“, betont Klinikdirektor Sommer. „Insbesondere interessiert uns, welche individuellen Erkrankungsformen den größten Benefit von der Ablation haben.“ Sohns ergänzt: „Wir freuen uns besonders auch, dass die Studie bei den internationalen Fachgesellschaften auf großes Interesse stößt. Aus unserer Sicht gibt sie Anlass dazu, die bisherigen Leitlinien zu überdenken.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum – Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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