Die ABDA will endlich Antworten, Ärzte wollen keine gemeinsame Sache machen und Ministreiks en masse. In Sachen Streikkultur haben wir Apos noch einiges zu lernen.
Nachdem die Herz-Postkartenaktion genauso still vorbeigegangen ist, wie es die meisten Apothekenmitarbeiter schon befürchtet hatten, steht nun die nächste Eskalationsstufe auf der Agenda der ABDA. Es ist wieder ein Streik – wobei, vielmehr ein Streikchen. Es ist ein vermutlich fast unhörbar verpuffender 3-Stunden-Streik an einem Mittwochnachmittag geplant, an dem ohnehin viele Apotheken frei haben und die, die arbeiten müssen, haben zum großen Teil Mittagspause.
Wie kommt man auf eine solche Idee? Der Streik soll dann stattfinden, wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag spricht, der in diesem Jahr eingebettet in die Expopharm in Düsseldorf stattfindet. Der Minister ist aber auch nicht vor Ort, sondern wird sich wie im vergangenen Jahr digital zuschalten lassen. Während er also über die Zukunft der Apotheken spricht, soll die Arbeit in denselben stillstehen, damit jeder, der es möchte, seinen Ausführungen lauschen kann.
Das sollen die Apotheken natürlich auch den Patienten kundtun – wird ihnen das überhaupt auffallen? Und ist es nicht eigentlich zu viel Wertschätzung, dann zu schließen, nur damit wir an den Lippen des Ministers kleben können? Was ist eigentlich, wenn er beschließt, sich doch nicht zuschalten zu lassen, weil ihm in letzter Minute noch was Wichtigeres dazwischengekommen ist? Vielleicht ist ihm auch übel von den sechs Fragen der ABDA, die er dort, am selbsternannten „Tag der Antworten“ beantworten soll:
Bleibt Lauterbach dem DAT also nicht nur körperlich, sondern in letzter Minute komplett fern, dann stehen wir Apotheken ein wenig dumm da – kurze Hose, Holzgewehr. Wir würden dann für einen Vortrag schließen, der gar nicht stattfindet. Wäre doch ein gefundenes Fressen, das Lauterbach genauso hämisch bei Twitter kommentieren würde, wie den vergangenen Apothekenstreik vom Fenster seines Arbeitszimmers. So in der Art „Schau mal wie sie da laufen, die Apothekerlein. Süß.“ Sechs Terminvorschläge der ABDA hat er bislang unkommentiert gelassen, es ist ihm noch nicht einmal eine Absage wert.
Viele Apotheker würden sich statt des Ministreiks lieber dem nächsten Ärztestreik anschließen und gemeinsam mit dem Schwesterberuf demonstrieren – aber wie man hört, möchten das die Ärztevertreter nicht.
Auch ihnen ist klar, dass sie dann eher noch weniger mediale Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie sich mit den Apothekern gemeinmachen. Denn wir wollen ja nicht helfen, wir wollen immer nur mehr Geld. Ist doch allgemein bekannt, dass Apotheker ausschließlich raffgierig sind, oder? Der Drittporsche muss ja irgendwie bezahlt werden.
Es ist traurig. Aber ich meine, diese Andeutung eines Streiks ist eher kontraproduktiv. Viele Apotheker sehen den Sinn darin nicht und werden sich nicht anschließen. Das wird dazu führen, dass der starke Zusammenhalt, den wir beim letzten Streik noch gesehen haben, verpufft. Ich bin an dem Tag ohnehin selbst auf der Expopharm und werde sehen, welche Stimmen ich einfangen kann.
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