In Deutschland ringen Apotheker schon lange um ihr Aufgabenspektrum. Ein Modellprojekt kommt aus der Schweiz. Dort sollen Kollegen manche Rx-Arzneimittel auch ohne Kassenrezept abgeben. Im gleichen Atemzug verlieren sie einige OTCs. Hierzulande geht man vorsichtiger vor.
Arzt und Apotheker – geliebte Feinde, nicht nur in Deutschland: Eidgenössische Gesetzeshüter planen, Kompetenzen zwischen den Heilberufen neu zu verteilen. Sie packen zuerst das Heilmittelgesetz (HMG) an. Kollegen aus der Schweiz sehen entsprechende Novellierungen mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Durch das neue Regelwerk rutschen einige Präparate der Kategorie A (verschreibungspflichtig) in die Rubrik B. Hier sind Medikamente zu finden, die neuerdings Bestandteil von Wiederholungsverordnungen sein könnten. Apotheker benötigen hier keine Einzelrezepte mehr, sondern dispensieren aus ihrer Entscheidung heraus. Auf der anderen Seite werden sie manche OTCs verlieren – diese fallen aus der Sparte C (apothekenpflichtig) in D. Kunden bekommen entsprechende Arzneimittel auch in Drogerien oder in Supermärkten. Rabatte und Boni sollen ebenfalls überarbeitet werden.
Ärzte sind davon nicht wirklich begeistert. Es sei „gewagt“, dass einige schmerzstillende, entzündungshemmende Medikamente plötzlich von Apothekern ohne Diagnose abgegeben würden, schreiben eidgenössische Mediziner. Sie argumentieren, Apothekern fehle vor allem medizinisches Wissen, um Erkrankungen richtig einzuordnen. Genau dieser Punkt ist Gegenstand von Neuerungen im Bundesgesetz über die universitären Medizinalberufe (Medizinalberufegesetz, MedBG). Pharmaziestudenten sollen künftig mehr zur Diagnostik und Therapie häufiger Erkrankungen lernen. Für Apotheker, die schon im Berufsleben stehen, sind Kurse geplant. In der Offizin könnten sie dann ihren Beitrag leisten, um Bagatellerkrankungen zu therapieren. Ärzte und Krankenhäuser hätten daraufhin mehr Zeit für schwerwiegende Fälle. Nach diesem Konzept arbeiten beispielsweise finnische „Walk-in-Kliniken“, in denen medizinische Fachangestellte unter ärztlicher Aufsicht einige Erkrankungen behandeln.
Fortsetzung folgt: Der Nationalrat hat bereits zugestimmt – nicht nur aus freien Stücken. In der Schweiz gibt es immer weniger Hausärzte, und demographische Tendenzen machen auch vor unserem Nachbarland nicht Halt. Gibt der Ständerat ebenfalls grünes Licht, greifen entsprechende Änderungen in drei Jahren. Hierzulande forderten Standesvertretrer beim Apothekertag mehr Verantwortung für Kollegen. Es geht um Präventionsangebote und um das Medikationsmanagement.