Ähnlich wie Stuhltransplantationen könnte auch eine Übertragung des nasalen Mikrobioms von gesunden Spendern auf Erkrankte funktionieren. Das scheint zumindest bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis zu klappen.
Die Bedeutung des Darmmikrobioms rückt immer weiter in den Fokus – Probiotika und Stuhltransplantationen sind nur zwei Stichworte, die das aktuelle Forschungsinteresse beschreiben. Doch auch an anderen Körperstellen tummeln sich Mikrobiota, deren Einfluss auf die Gesundheit offenbar nicht zu unterschätzen ist. So zeigt eine aktuelle Studie, dass Rotztransplantationen bei Patienten mit Rhinosinusitis Erleichterung bringen könnten.
In ihre Arbeit schlossen die Autoren 22 Patienten mit chronischer oder rezidivierender Rhinosinusitis ohne Polypen ein (23–83 Jahren, mittleres Alter 54 Jahre; 18 Frauen, 7 Männer; 3 Probanden schieden vor Studienende aus). Die Teilnehmer mussten mindestens zwei nasale Symptome über 12 Wochen aufweisen, wobei eins davon eine verstopfte Nase oder verfärbter nasaler Ausfluss war. Das Bestehen einer Rhinosinusitis wurde außerdem endoskopisch oder mit CT bestätigt. Nach 13-tägiger Antibiotikagabe erhielten die Probanden nasale Mikrobiomtransplantationen von gesunden Spendern (27–85 Jahren, mittleres Alter 50 Jahre; 18 Frauen, 7 Männer). Die meisten der Spender waren eng mit den Teilnehmern bekannt (Partner oder Freunde), es war also von ähnlichen Mikrobiomen auszugehen. Die Spender hatten, abgesehen von einfachen Erkältungen, keine Erkrankung der oberen Atemwege während der vergangenen zwei Jahre durchgemacht und wurden zusätzlich – im Rahmen eines Pathogen-Screenings vor Studienbeginn – mit den Empfängern gematcht.
Die Ergebnisse wurden anhand des „Sino-Nasal Outcome“-Tests (passenderweise: SNOT-22), eines Total Nasal Symptom Scores (TNSS), mittels Endoskopie-Scoring sowie einer rRNA-Mikrobiom- und Nasenspülwasseruntersuchung auf inflammatorische Zytokine beurteilt. Die Teilnehmer wurden zu Beginn der Studie, nach der antibiotischen Behandlung und je 10 Tage bzw. 3 Monate nach Transplantation untersucht. Zu Studienende waren die Scores im SNOT-22, der unter anderem die Häufigkeit des Schnäuzens, Niesens, einer laufenden Nase, Beschaffenheit des Nasensekrets sowie Probleme mit Riechen und Schmecken abfragt, signifikant reduziert. Die Mikrobiomanalyse zeigte eine signifikante Zunahme an Menge und Diversität. Beim TNSS, der die Schwere bestimmter nasaler Symptomatiken abfragt, und Endoskopie-Scoring gab es keine signifikanten Veränderungen.
Die Autoren halten fest, dass die Transplantationen zu einer nachweisbaren Veränderung im nasalen Mikrobiom der Probanden führte, die auch zum spätesten Testzeitpunkt nach 3 Monaten Bestand hatte. Dies sei unter alleiniger Antibiotikagabe nicht zu erwarten. Das veränderte Mikrobiom wies eine höhere Abundanz und Diversität auf, einige Bakterienarten waren zum Studienende signifikant häufiger. Die Autoren weisen allerdings darauf hin, dass die Mikrobiome der gesunden Spender nicht auf die Empfänger „kopiert“ wurden und ein Vergleich der Bakterienhäufigkeit und -vielfalt von Probanden und Spendern zu Beginn der Studie keinen signifikanten Unterschied ergab. Die anfängliche Verringerung der berichteten Symptome könne außerdem auf die Antibiotikagabe zurückzuführen sein, wobei die Befragung nach 3 Monaten dagegen spreche. Hier sei dagegen ein Placeboeffekt möglich, der in zukünftigen Studien kontrolliert werden müsse.
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