Viele drogenbedingte Todesfälle wären durch fachgerechte Maßnahmen vermeidbar, sagen Suchtforscher. Sie weisen nun auf ein Nasenspray hin, das die potenziell tödliche Wirkung von Opioiden aufhebt und auch von Laien angewendet werden kann.
„Auch in Deutschland steigt die Zahl der verstorbenen Drogengebrauchenden seit zehn Jahren auf 1.990 im vergangenen Jahr 2022“, sagt Prof. Heino Stöver Direktor des Instituts für Suchtforschung Frankfurt (ISFF). „Damit haben wir einen neuen traurigen Höhepunkt erreicht.“ Die Hälfte der drogenbedingten Todesfällen stehen in Verbindung mit dem Konsum von Opioiden wie Heroin und Fentanyl. Dabei gibt es laut Stöver nachweislich Möglichkeiten, Todesfälle aufgrund von Überdosierungen zu verhindern. Zum Beispiel mithilfe eines Naloxon-Nasensprays.
Naloxon ist ein Opioid-Antagonist und hebt die Wirkungen von Heroin, Methadon, Fentanyl und anderen Opioiden teilweise oder ganz auf. Wird Naloxon bei einer Überdosierung gegeben, kommt die betroffene Person wieder zu Bewusstsein und atmet. Damit ist es das wirksamste Medikament gegen eine Überdosierung mit Opioiden. Durch das Nasenspray können also auch medizinischen Laien wie Drogenkonsumenten, Angehörige und Mitarbeiter von Hilfseinrichtungen im Drogennotfall einschreiten.
„Das Gegenmittel Naloxon in den Händen der Konsumentinnen und Konsumenten könnte Leben retten“, sagt Simon Fleißner, Projektkoordinator des Bundesmodellprojektes NALtrain – ein vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) beauftragtes Projekt, das portables Naloxon in ganz Deutschland besser zugänglich machen soll.
Bisher bleibt das „Take-Home-Naloxon“ in Deutschland hinter seinem Potenzial zurück. „Es sollten noch mehr Konsumierende geschult werden, wie sie im Drogennotfall handeln können, und sie sollten im Anschluss mit den lebensrettenden Naloxon-Nasensprays versorgt werden“, fordert Fleißner. „Wir fordern die Politik auf, Maßnahmen zu ergreifen und zu finanzieren, die Leben retten können“, sagt Stöver. Mehr Drogenkonsumräume, Naloxon-Nasenspray, Drug-Checking und eine bessere und vielfältigere Versorgung mit der Substitutionsbehandlung könnten Abhilfe schaffen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Frankfurt University of Applied Sciences. Mehr Informationen findet ihr hier.
Bildquelle: Simon Kadula, unsplash.