Brustverkleinerungen werden immer häufiger durchgeführt. Die Nähte sind jedoch anfällig für Wundheilungsstörungen. Forscher schaffen nun Abhilfe: Ein Gerät soll die Sauerstoffversorgung an der Naht verbessern und Wundbrüchen vorbeugen.
Bei einer Mammareduktionsplastik wird häufig eine T-Schnitttechnik verwendet, bei der sich drei Schnitte treffen und die Form eines T bilden. Werden große Schnitte gesetzt, erhöht sich das Risiko für Komplikationen und Wundheilungsstörungen an der Verbindungsstelle (T-Junction), die 13 bis 39 % der Wundrupturen ausmachen. Bekannt ist, dass eine verminderte Durchblutung der Wunde und damit eine geringere Sauerstoffzufuhr zu diesem Bereich die Wund Dehiszenz begünstigt.
Um die Sauerstoffversorgung des Gewebes an der Naht zu verbessern, testete eine Forschergruppe nun in einer klinischen Pilotstudie ein Gerät, das auf der Naht angebracht wird und für eine kontinuierliche Sauerstoffdiffusion sorgt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Technik sicher und einfach von den Patientinnen selbst anzuwenden ist und die Sauerstoffversorgung des Gewebes im Vergleich zur herkömmlichen Behandlung deutlich verbessert. „Das primäre Ziel unserer Studie war es, festzustellen, ob das Gerät, das eine kontinuierliche Sauerstoffdiffusion ermöglicht, einfach anzuwenden ist und von den Patienten akzeptiert wird“, erklärt Erstautor Dr. Alejandro Zulbaran-Rojas.
Um die Wirkung der Sauerstoffperfusion zu beurteilen, legte Prof. Sebastian Winocour, plastischer Chirurg, bei 19 Patientinnen, die eine bilaterale Brustverkleinerung erhielten, einen speziellen Verband an der Kontaktstelle der Nähte an und bedeckte sie dann mit einer Silikonfolie. An den Verband war ein Gerät angeschlossen, das rund um die Uhr Sauerstoff an die Brust abgab. Zum Vergleich wurde bei derselben Patientin die andere T-Verbindungsnaht mit einem Standardverfahren verbunden, das einen Hautkleber beinhaltete. Die Wundheilung wurde im Wochenrhythmus nach der Operation beurteilt. Um die Sauerstoffmenge in den Wunden zu messen, verwendeten die Forscher eine Nahinfrarotspektroskopie-Kamera, die Sauerstoff bis zu 3 mm im Gewebe nachweisen kann.
Nach vier Wochen gab es keine gerätebedingten unerwünschten Wirkungen. Das Team war erfreut zu sehen, dass 84 % der Teilnehmer eine positive Einstellung zur Verwendung des Geräts hatten, 78 % empfanden es als einfach zu bedienen und 77 % hielten es für nützlich. Darüber hinaus wiesen die mit dem Gerät behandelten Wunden eine höhere Gewebeoxygenierung auf als die Wunden, die mit der herkömmlichen Methode behandelt wurden. Obwohl die Forscher bei den mit dem Gerät behandelten Brüsten im Vergleich zu den mit herkömmlicher Pflege behandelten Brüsten eine Tendenz zu weniger Wundaufbrüchen feststellten, gab es keinen statistischen Unterschied zwischen den Pflegemethoden.
„Eine der Stärken dieser Studie liegt in ihrem praktischen Ansatz, bei dem eine ergänzende Behandlung verwendet wird, die die Patientinnen selbst durchführen können“, betont Hauptautor Dr. Bijan Najafi. „Sie ermöglicht es Patienten, insbesondere jenen in abgelegenen Gegenden mit eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung, ihre postoperative Genesung effektiv zu bewältigen“. Das Forscherteam möchte nun die Stichprobe erweitern, um festzustellen, ob die Verbesserung der Gewebe Oxygenierung auch die Wundheilung verbessert.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Baylor College of Medicine. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Immo Wegmann, Unsplash.