Nach einer Stammzelltransplantation ist eine Infektion mit dem Zytomegalievirus eine tödliche Komplikation. Ein neuer Impfstoff soll helfen, Patienten dauerhaft zu schützen.
In vorklinischen Studien gelang es Wissenschaftlern des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz, einen Impfstoff gegen das Zytomegalievirus (CMV) zu entwickeln. Sofern sich der auf nicht-infektiösen Partikeln basierende Impfstoff auch in der nächsten Forschungsstufe bewährt, könnte er das Komplikationsrisiko bei Transplantationen reduzieren.
Insbesondere bei Transplantationen von Blutstammzellen stellt eine CMV-Infektion eine schwere, in manchen Fällen sogar lebensbedrohliche Komplikation dar. Eine Infektion mit diesem Erreger kann bei den ohnehin geschwächten Patienten beispielsweise zur Lungenentzündung führen. Um eine CMV-Infektion zu vermeiden, werden die Patienten in vielen Fällen in den ersten 100 Tagen nach der Transplantation prophylaktisch mit einem antiviralen Wirkstoff behandelt. Dies schließt jedoch eine spätere Infektion und somit mögliche Komplikationen nicht aus.
Ein Forschungsteam des Instituts für Virologie unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Bodo Plachter hat im Rahmen einer vorklinischen Studie einen Impfstoff entwickelt. Dieser soll gegen die CMV-bedingten Komplikationen nach Ende der medikamentösen Prophylaxe im Rahmen der Stammzelltransplantation dauerhaft schützen. Durch die Impfung soll das Immunsystem des Empfängers trainiert werden, die CMV-Vermehrung frühzeitig zu bekämpfen. „Somit könnten wir dem Virus zuvorkommen, ohne die Betroffenen zusätzlich zu belasten“, erläutert Professor Plachter, Kommissarischer Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz. Und ergänzt: „Der von uns in dieser Phase der Forschung entwickelte Impfstoff basiert auf nicht-infektiösen Partikeln, die sich in vorklinischen Experimenten als außerordentlich wirksam herausgestellt haben.“
Forscher der Universitätsmedizin Mainz haben einen auf nicht-infektiösen Partikeln basierenden Impfstoff gegen das Zytomegalievirus entwickelt. Das Bild zeigt eine mikroskopische Aufnahme dieser Partikel. Credit: Universitätsmedizin Mainz / Bodo Plachter
Um diese außergewöhnlich hohe Wirksamkeit näher zu beleuchten, hat das Team im Rahmen des Projektes untersucht, wie der neuentwickelte Impfstoff die Immunzellen beeinflusst. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass der Impfstoff neben den Zellen des erworbenen Immunsystems überraschenderweise auch das angeborene Immunsystem anregt. Dadurch induziert der virale Impfstoff eine sehr starke Immunantwort.
„Die Ergebnisse aus unseren Arbeiten sind von außerordentlicher Bedeutung für die Durchführung einer ersten, klinischen Studie. Dafür sollen im nächsten Schritt die notwendigen Prozesse etabliert werden, so beispielsweise das Verfahren zur Impfstoffproduktion“, so Professor Plachter. „Wir sind zuversichtlich, dass auch die klinische Studie erfolgreich sein wird und später dann auch tatsächlich ein für die Patientenversorgung einsetzbarer Impfstoff zur Verfügung stehen wird.“
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die Originalpublikationen findet ihr unten im Kasten.
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