Augen auf bei der Partnerwahl! Die Gen-Diversität des potenziellen Partners ist entscheidend dafür, ob es zu Paarung kommt. Aber hat sie auch einen Einfluss auf die Wurfgröße oder mütterliche Fürsorge? Lest hier mehr dazu.
Gene beeinflussen die Parnerwahl vor der Paarung. Insbesondere die Gruppe der Gene des Major Histocompatibility Complex (MHC; Haupthistokompatibilitätskomplex), unter anderem auch zuständig für die Immunabwehr gegen Infektionserreger, ist für die Partnerwahl von Bedeutung. Eine erhöhte MHC-Diversität oder Heterozygotie sollte nach bisherigen Erkentnissen zu einer besseren Krankheitsresistenz und einer größeren Fitness bei den Nachkommen beitragen.
Um dies zu prüfen, testete ein Forschungsteam an Mäusen, ob sich die Fürsorge der Muttertiere (mütterliche Investition) abhängig vom genetischen Profil ihres Paarungspartners, und damit der genetischen Ausstattung der Nachkommen, verändert. Dazu wurden Weibchen mit Männchen gepaart, die entweder die gleichen MHC-Gene (MHC-Haplotyp) und den gleichen genetischen Hintergrund hatten (isogen), die die Hälfte des MHC-Haplotyps und des genetischen Hintergrunds (semi-isogen), oder die einen anderen MHC-Haplotyp und genetischen Hintergrund hatten (allogen).
Um auf genetische Effekte in den Nachkommen zu kontrollieren und nur den Einfluss des mütterlichen Investments zu bestimmen, wurden die Männchen vor der Paarung sterilisiert. Anschließend wurden allen Weibchen, die sich gepaart hatten, mittels Embryotransfer genetisch gleichwertige Embryonen übertragen. Dokumentiert wurden die Paarungs- und Trächtigkeitsraten, die Anzahl der jeweils implantierten Embryonen und die Anzahl abgesetzter Jungtiere pro Muttertier. „Wir erwarteten, dass sich Weibchen stärker zu Männchen der semi-isogenen oder allogenen Gruppe hingezogen fühlten, als zur isogenen Gruppe und somit die Embryotransferraten und die Aufzuchtrate bei diesen Paarungen höher sein würden, da die Weibchen möglicherweise mehr in ihren Nachwuchs investieren, wenn dieser eine bessere genetische Qualität hat“, so Studien-Erstautorin Kerstin E. Auer vom Institut für In-vivo- und In-vitro-Modelle der Vetmeduni.
Mit fast 37 % fanden die Forscher die höchsten Paarungsraten in der semi-isogenen Gruppe, wo Weibchen mit Hybridmännchen gepaart wurden, mit denen sie die Hälfte ihres Genoms teilten – gefolgt von 26 % in der allogenen Gruppe, wo Weibchen und Männchen zu vollständig unterschiedlichen Stämmen gehörten. Mit 19,5 % war die Paarungsrate in der isogenen Gruppe, in der beide Geschlechter aus demselben Inzuchtstamm stammten, deutlich geringer.
„Allerdings fanden wir zwischen den Gruppen keinen Unterschied hinsichtlich der Anzahl an implantierten Embryonen, der geborenen oder aufgezogenen Jungtiere bis zum Absetzen, dem Absetzgewicht oder dem Geschlechterverhältnis im Wurf. Obwohl wir also genetische Paarungspräferenzen feststellen konnten, zeigte sich unter pathogenfreien Laborbedingungen kein Unterschied in der mütterlichen Investition“, erklärt Studien-Letztautor Thomas Rülicke, Vorstand emeritus des Instituts für Labortierkunde der Vetmeduni. Um diesen Befund zu bestätigen oder zu falsifizieren, sind laut den Forschern nun Studien unter natürlichen Lebensbedingungen erforderlich.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Vetmeduni Wien. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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