Viele haben bei Typ-2-Diabetes ein konkretes Krankheitsbild vor Augen – aber ist da noch mehr? Neuste MRT-Untersuchungen zeigen jetzt auch neurologische Veränderungen.
Eine Studie der Michigan Medicine zeigt, dass je länger eine Person an Typ-2-Diabetes leidet, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie Veränderungen in der Gehirnstruktur erfährt. Diese Studienergebnisse wurden in Annals of Clinical and Translational Neurology veröffentlicht.
Die Forscher analysierten Daten von 51 indigenen US-Amerikanern der Pima mittleren Alters, die mit Typ-2-Diabetes leben. Um die Beziehung zwischen Diabetes, Kognition und der Beschaffenheit des Gehirns zu bestimmen, nutzten die Forscher eine Reihe von Gedächtnis- und Sprachtests, die von den National Institutes of Health entwickelt wurden, die sogenannte NIH Toolbox Cognitive Battery, sowie MRT.
Die MRT-Untersuchung des Gehirns ergab, dass Studienteilnehmer, die schon länger an Typ-2-Diabetes litten, eine geringere mittlere Dicke der Kortikalis und ein geringeres Volumen der grauen Substanz sowie ein größeres Volumen der Hyperintensität der weißen Substanz aufwiesen. Diese Ergebnisse weisen auf die negativen Auswirkungen hin, die eine langjährige Diabeteserkrankung auf die Gesundheit des Gehirns haben kann. Die Forscher betonen, wie wichtig es ist, das frühe Auftreten von Typ-2-Diabetes zu verhindern.
Die kognitiven Fähigkeiten der Studienteilnehmer mit Typ-2-Diabetes unterschieden sich jedoch nicht von denen der Teilnehmer ohne die Krankheit.
„Obwohl wir mit Hilfe der NIH-Toolbox keine verminderte Kognition feststellen konnten, gibt dies möglicherweise nicht das gesamte Bild wieder. Die Tatsache, dass wir negative Veränderungen im Gehirn selbst festgestellt haben, ist ein Beleg für die Notwendigkeit eines frühzeitigen Screenings auf kognitive Störungen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, um die Patientenversorgung und die Lebensqualität zu verbessern“, sagt Erstautor Evan Reynolds, Forschungsstipendiat und leitender Statistiker des NeuroNetwork for Emerging Therapies an der Michigan Medicine. „Dies ist eines der ersten Male, dass Veränderungen der Gehirnstruktur mit der Dauer des Diabetes in Verbindung gebracht wurden“, erklärt Reynolds.
Die Forscher fanden auch heraus, dass Diabetes-Komplikationen wie chronische Nierenerkrankungen und Nervenschäden an Herz und Blutgefäßen mit strukturellen Veränderungen des Gehirns verbunden sind. Dies deckt sich mit einer anderen Studie des Teams, in der festgestellt wurde, dass diabetische Komplikationen bei 40- bis 60-Jährigen die Wahrscheinlichkeit, eine kognitive Störung zu entwickeln, um das 2,45-Fache erhöhen.
Die Forscher waren überrascht, dass die Neuropathie, von der bis zu 50 % der Diabetiker betroffen sein können, in der aktuellen Studie nicht mit der kognitiven Funktion in Verbindung gebracht wurde.
„Diese Studie ist für unser Verständnis der Auswirkungen von Diabetes auf die Gesundheit des Gehirns von entscheidender Bedeutung und legt den Grundstein für eine größere Längsschnittstudie, die sich mit der Frage befasst, wie Menschen mit Diabetes ein gesundes Gehirn erhalten können“, sagt Hauptautorin Dr. Eva Feldman, Professorin an der University of Michigan. „Unabhängig von den zugrundeliegenden Mechanismen ist die Vorbeugung dieser Erkrankungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes entscheidend für die Erhaltung der Gesundheit des Gehirns. Die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Risiken, die Diabetes für die Erhaltung eines gesunden Gehirns mit sich bringt, ist Teil unserer Mission“, so Feldman.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung Michigan Medicine – University of Michigan. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Liza Rusalskaya, Unsplash