Die diastolische Dysfunktion macht einen Großteil der Herzinsuffizienz-Fälle in Deutschland aus – doch sie wird häufig zu spät diagnostiziert. Der Fahrradergometer kann nun Abhilfe schaffen.
In Deutschland leiden rund 4 Millionen Menschen an Herzinsuffizienz. Herzinsuffizienzen bleiben jedoch häufig lange unerkannt, insbesondere dann, wenn es sich primär um diastolische Herzinsuffizienz handelt. Diese wird oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert, macht aber ca. 50 Prozent aller Patienten mit Herzinsuffizienz aus.
Die Klinik für Kardiologie und Angiologie am Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum (WHGZ) der Universitätsklinik Essen hat deshalb bereits seit 2021 ein spezielles Hämodynamik-Herzkatheter-Labor eingerichtet, das von Dr. Simon Wernhart und Prof. Peter Lüdike geleitet wird. In diesem Labor können mittels minimalinvasiver Rechtsherzkatheter-Diagnostik schon früheste Stadien dieser Erkrankung detektiert werden. Wissenschaftlich begleitet wurde die neue Einrichtung durch die DEST-HF Studie. Hier wurden Patienten untersucht, die unter Belastung an Luftnot litten und bei denen ein Verdacht auf eine frühe Form der diastolischen Herzinsuffizienz (HFpEF) bestand. Die Ergebnisse dieser Studie wurden nun im European Journal of Heart Failure publiziert.
„Es ist wichtig, ein noch besseres Verständnis für die hämodynamischen Verhältnisse im Herz-Lungen-Kreislauf zu gewinnen. Deshalb hatten wir in unserer Studie vor allem die Zuverlässigkeit von etablierten Stresstest-Verfahren im Blick“, so Lüdike.
Alle Studienteilnehmer wurden jeweils mit vier verschiedenen Untersuchungsmethoden getestet, um herauszufinden, mit welcher Technik die frühe Form der HFpEF am verlässlichsten detektiert werden kann. „Wir konnten zeigen, dass die Fahrradergometrie dazu am besten geeignet ist“, so Oberarzt Wernhart.
In der klinischen Routine werden häufig Verfahren wie Beinheben, Flüssigkeitsbelastung oder dynamischer Handgrip (eine Art Expanderübung für die Hand) eingesetzt. „Die Fahrradergometrie war jedoch derart überlegen, dass mit den alternativen Methoden lediglich in knapp 11 % der Fälle die korrekte Diagnose gestellt werden konnte“, so die Autoren. Sie empfehlen deshalb, bei Stresstests zur Detektion der HFpEF immer auch eine Fahrradergometrie durchzuführen, wenn weniger aufwändige Tests kein klares Ergebnis liefern.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Essen. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Tiffany Nutt, unsplash