Körperfremde Immunzellen können das geschwächte Immunsystem von schwerkranken Menschen unterstützen. Eine Untersuchung hat das jetzt auch für schwere Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus nachgewiesen.
Wenn bei Erkrankungen wie schweren Virusinfektionen oder damit assoziierten Krebserkrankungen herkömmliche Behandlungsmöglichkeiten versagen, kommt die adoptive Immuntherapie ins Spiel. Bei diesem Verfahren werden lebende Immunzellen von Gesunden isoliert, gegebenenfalls vermehrt, bei Bedarf behandelt und dann transplantiert. Vor allem T-Zellen sind vielversprechende Kandidaten, da sie die krankmachenden Antigene passgenau erkennen und ihre Zielzellen töten können. Auf diese Weise soll eine spezifische zelluläre Immunität auf die Patienten übertragen werden.
In einer multizentrischen Fallserie hat ein Team der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) um Prof. Britta Eiz-Vesper vom Institut für Transfusionsmedizin und Transplant Engineering und Prof. Britta Maecker-Kolhoff aus der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie nun gezeigt, dass die Methode auch bei schweren Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) helfen kann.
Das Virus kann eine infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) verursachen und steht in Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs. Die Forscher stellten EBV-spezifische, personalisierte T-Zellen her, um die Abwehrkräfte immungeschwächter Menschen gegen das Virus zu stärken. Die genau auf die Kranken zugeschnittenen T-Zellen stammen von Stammzellspenden, Fremdspenden Verwandter sowie von Fremdspenden Nicht-Verwandter aus dem weltweit einmaligen T-Zell-Spenderregister alloCELL der MHH.
In der multizentrischen Untersuchung stellten die Forscher EBV-spezifische T-Zellen für 37 Patienten her, die teils nach Transplantation oder wegen einer wiederkehrenden EBV-Infektion schwer erkrankt waren. „Etwa 75 bis 80 Prozent der Betroffenen haben auf die Behandlung angesprochen“, sagt Maecker-Kolhoff. „Die Zelltherapie war insgesamt sehr gut verträglich.“ Die Ergebnisse der Untersuchung sind in The Journal of Clinical Investigation veröffentlicht worden.
„Dank unserer Erfahrung sind wir in der Lage, die T-Zellen innerhalb weniger Tage herzustellen“, sagt Eiz-Vesper. Das gelingt so zügig, weil im alloCELL-Register nicht nur die HLA-Gewebemerkmale der Blutzellen gespeichert sind, sondern gleichzeitig auch die Anzahl spezifischer T-Gedächtniszellen gegen die unterschiedlichen Viren. „So können wir für eine Zelltherapie sehr schnell wirksame und verträgliche T-Zellen von Spendern verwenden, auch wenn sie mit den potenziellen Empfängern nicht verwandt sind.“
Der Transfer von EBV-spezifischen T-Zellen konnte die Abwehrmöglichkeiten der immungeschwächten Betroffenen wiederherstellen. „Die Patientinnen und Patienten haben von der maßgeschneiderten Immuntherapie erheblich profitiert“, stellt Maecker-Kolhoff fest. „Der Erfolg der Behandlung zeigt sich sowohl im Absinken der Viruslast als auch im Rückgang der im Zusammenhang mit der EBV-Infektion stehenden Symptome.“
Schnell herzustellen, klinisch wirksam und gut verträglich lautet die Bilanz der Immuntherapie. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass der Transfer der EBV-spezifischen T-Zellen ein vielversprechender therapeutischer Ansatz ist, um immungeschwächte Menschen mit lebensbedrohlicher EBV-Infektion erfolgreich zu behandeln“, sagt die Kinder-Hämatologin.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Rupert Britton, Unsplash