Darfs ein schöner Kühlschrankmagnet, ein T-Shirt oder doch ein Parasit sein? Welche unangenehmen Hautkrankheiten Reisende mit nach Hause bringen können, lest ihr hier.
Hautmaulwurf oder Krätze klingen nicht unbedingt nach einem netten Urlaubssouvenir. Heimkehrer haben die Dermatosen aber nicht selten im Gepäck, denn sie machen mit unspezifischen Symptomen wie starkem Juckreiz und Ekzemen oft erst zu Hause auf sich aufmerksam.
Die Larva migrans cutanea zählt zu den häufigsten Reisedermatosen. Zur Diagnostik und Therapie der der auch als Creeping disease oder Hautmaulwurf bezeichneten Krankheit gibt es eine S1-Leitlinie aus dem Jahr 2013. Bei der Dermatose bohren sich die Larven verschiedener Hakenwürmer – meist von der Spezies Ancylostoma brasiliense – durch die Epidermis. Auf der Haut sind leicht erhabene, gewundene, erythematöse Gänge erkennbar, an denen man die Wanderung der Larven nachverfolgen kann. Die Parasiten kommen zwar weltweit vor, die Ansteckungsgefahr ist jedoch in tropischen und subtropischen Regionen am höchsten. Die eigentlichen Wirte der Wurmlarven sind Hunde und Katzen. Häufig infizieren sich Urlauber, wenn sie mit dem Kot eines befallenen Tieres in Kontakt kommen. Barfuß laufen oder an einem Stand liegen, auf dem Hunde und Katzen streunen, kann ebenfalls zur Infektion führen. Wenige Stunden nach der Übertragung des Erregers zeigen sich bereits an der Infektionsstelle die ersten juckenden Papeln unter der Haut.
Die gute Nachricht ist, dass die Krankheit selbstlimitierend ist, da sich die Larven im Menschen als Fehlwirt nicht weiterentwickeln können. Sie sterben nach einigen Wochen von alleine ab. Mit einer topischen oder systemischen Therapie lässt sich die Abheilung beschleunigen. Bei der äußerlichen Anwendung kommt eine 10–15%ige Thiabendazol-Salbe unter Okklusion zum Einsatz. Sie wird mehrmals täglich für fünf bis sieben Tage angewendet. Wenn Patienten einen schweren Befall haben, kann eine systemische Therapie erforderlich sein. Diese kann mit einer Einmalgabe Ivermectin (1 x 200 μg/kgKG) oder alternativ Albendazol 400 mg/Tag oral für bis zu drei Tage erfolgen. Bei Ivermectin ist der Hinweis wichtig, dass Patienten zwei Stunden vor und nach Einnahme des Medikamentes keine Nahrung zuführen dürfen. Die Entzündung lässt sich mit einer kurzzeitigen, ein bis fünf Tage andauernden Lokaltherapie mit einer glukokortikoidhaltigen Creme lindern. Antihistaminika stillen den Juckreiz.
Für mehr Ekelgefühle als der Hautmaulwurf kann die Hautmyiasis sorgen. Sie wird ebenfalls durch Larven verursacht, diese stammen von Fliegenarten. Die Ansteckungsgefahr ist in den Tropen und Subtropen am höchsten. Die Fliegen legen ihre Eier in kleinen Hautwunden ab. Die Larven schlüpfen, bohren sich in die Haut und ernähren sich von menschlichem Gewebe. Da sie durch das Loch in der Haut atmen müssen, dringen sie nicht allzu tief in das Gewebe ein. Infizierte bemerken den Befall an Juckreiz und dem Gefühl einer Bewegung unter der Haut. Es können sich Ulzera oder Furunkel bilden. Aus den Wunden können kleine weiße Madenabschnitte hervorragen. Die Larven müssen manuell entfernt und die Wunden anschließend gereinigt werden.
In südlichen Regionen kann es vorkommen, dass Insektenstiche nicht wieder verschwinden. Wenn sich an der Einstichstelle ein Knötchen oder Geschwür entwickelt, könnte eine kutane Leishmaniose (Orientbeule) vorliegen. Sie wird durch die Sandmücke übertragen, die mit ihrem Speichel den Erreger der Gattung Leishmania injizieren kann. Die akute kutane Leishmaniose verläuft meistens mit nur leichten Symptomen, während bei schweren Formen der Krankheit innere Organe geschädigt werden. Ein Problem sind bei der kutanen Leishmaniose allerdings die oft entstellenden Narben. Die kutane Leishmaniose kann sich spontan zurückbilden, aus kosmetischen Gründen kann man sich dennoch für eine Therapie etwa mit Paromomycin entscheiden.
Eine weitere Dermatose, die Urlaubern im Süden begegnen kann, ist die Bilharziose, auch Schistosomiasis genannt. Sie wird durch die Larven des Pärchenegels Schistosoma spp. verursacht. Wer im Urlaubsland in warmen, ruhigen Binnengewässern schwimmt, kann mit den Egeln in Kontakt kommen. Die Zerkarien der Egel bohren sich die Haut und dringen über die Blut- und Lymphgefäße bis in die Leber vor. In dem Organ entwickeln sie sich zu adulten Pärchenegeln weiter. In diesem Stadium wandern sie paarweise in Organe wie Blase oder Darm und lösen dort Entzündungen aus. Initial bemerken Patienten Juckreiz und eine Entzündungsreaktion an den Eintrittsstellen. Später können Allgemeinsymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit hinzukommen. Je nachdem, welches Organ befallen ist, können Krankheiten wie eine Blasen- oder Darmentzündung entstehen. Ärzte verschreiben hier Antiparasitika, vorzugsweise das Anthelmintikum Praziquantel.
Nicht nur in südlichen Gefilden, auch in Deutschland können unliebsame Mitbringsel mit nach Hause gebracht werden. Ein Beispiel ist die Krätze, auch als Skabies bezeichnet. Zu dieser Krankheit gibt es eine S1-Leitlinie aus dem Jahr 2016. Die Krätzmilbe Sarcoptes scabiei variatio hominis wird bis zu 0,5 Millimeter groß. Damit die Parasiten von einem Wirt zum anderen Wirt wechseln können, muss ein enger Hautkontakt über fünf bis zehn Minuten erfolgen. Gemeinsames Spielen bei Kindern oder Geschlechtsverkehr bei Erwachsenen sind Ansteckungsmöglichkeiten. In Jugendherbergen oder Hostels sowie in Kindergärten, Einrichtungen für Behinderte, Obdachlosenasylen, Gefängnissen, Altersheimen und Krankenhäusern verbreiten sich die Parasiten besonders gut.
Für einen Befall reicht es bereits aus, wenn ein begattetes Milbenweibchen oder mehrere geschlechtlich unterschiedlich weit entwickelte Larven übertragen werden. Die weiblichen Milben graben in der äußersten Hautschicht tunnelförmige Gänge, in die sie sich einnisten. Dort legen sie ihre Eier ab, aus denen nach zwei bis drei Tagen die Larven schlüpfen. Die Larven kehren an die Hautoberfläche zurück und besiedeln Hautstellen mit dünner Hornschicht und hoher Temperatur wie Hautfalten zwischen Fingern oder Zehen, den Achselhöhlen oder der Nabelregion. Dort reifen sie innerhalb von drei Wochen zu geschlechtsreifen Krätzmilben heran. Menschen bemerken einen Befall meist erst einige Wochen nachdem sie von den Parasiten besiedelt worden sind. Leitsymptom ist ein heftiger Juckreiz, der für die Krankheit namensgebend war („scabere“ von lateinisch kratzen) und in der Nacht zunimmt. Es zeigt sich ein großflächiger Hautauschlag mit Rötungen, Knötchen und Bläschen.
Da sich die Milben im Stratum corneum aufhalten, können sie durch topische Antiskabiosa mit Wirkstoffen wie Permethrin, Benzylbenzoat oder Crotamiton erreicht werden. Am besten führt eine zweite Person die Lokaltherapie durch, damit wirklich alle Körperstellen erreicht werden. Möglicherweise muss die Therapie nach einer oder zwei Wochen wiederholt werden. In einigen Fällen, etwa bei immunsupprimierten Menschen oder in Sammelunterkünften, kann eine orale Therapie mit Ivermectin (200 μg/kg Körpergewicht) erforderlich sein. Die Einmaldosis reicht bei gewöhnlicher Skabies in der Regel aus.
Egal welche Dermatose sich Reiserückkehrer zugezogen haben – peinlich sollte ihnen das nicht sein. Je eher ein Arzt zu Rate gezogen wird, desto schneller sind sie die Symptome wie Juckreiz wieder los.
Bildquelle: Bill Craighead, Unsplash; Grafik im Newsletter: Biorender.com