Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Frakturen. Aber woran kann man das festmachen? In Zukunft soll die Verwendung von Biomarkern Klarheit schaffen. Wie das aussehen soll, lest ihr hier.
Bei Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes ist das Risiko von Fragilitätsfrakturen erhöht. Während eine Arbeitsgruppe der International Osteoporosis Foundation (IOF) vor kurzem Leitlinien für die Bewertung und das Management des Frakturrisikos bei diesen Patienten vorgeschlagen hat, werden in einer neuen Übersichtsarbeit eine Reihe biochemischer Marker analysiert. Ihre potenzielle Rolle bei der weiteren Bewertung des Frakturrisikos wird durch Kliniker untersucht.
Die Expertenarbeitsgruppe der IOF sowie der European Calcified Tissue Society (ECTS) hat die Übersichtsarbeit zu biochemischen Markern der Knochenbrüchigkeit bei Patienten mit Diabetes nun veröffentlicht.
Prof. Christian Meier, Hauptautor und Co-Vorsitzender der IOF-Arbeitsgruppe, erklärt: „Biochemische Marker spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Osteoporose, aber ihre Rolle bei diabetischen Knochenerkrankungen ist weniger klar. Ziel der Arbeitsgruppe war es, die zahlreichen biochemischen Marker zu bewerten, die den Knochen- und/oder Glukosestoffwechsel bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes widerspiegeln, und herauszufinden, welche dieser Marker bei der Bewertung der Knochengesundheit und des Frakturrisikos sowie bei der Anleitung der Patientenversorgung bei Diabetes am wertvollsten sein könnten.“
Meier erklärt, dass in der umfangreichen Literaturübersicht die wichtigsten Ergebnisse von Studien über Knochenumsatzmarker (Bone Turnover Markers = BTM) und die Auswirkungen von Diabetesmedikamenten wie Metformin, Sulfonylharnstoffen, Thiazolidindionen, Inkretin-basierten Therapien und Natrium-Glukose-Cotransporter-2-Hemmern sowie Hormonen untersucht wurden.
Der Bericht stellt fest: Obwohl Knochenresorptions- und Knochenbildungsmarker schlechte Indikatoren für das Frakturrisiko bei Diabetes sind, scheinen Osteoporosemedikamente die BTM bei Diabetikern ähnlich zu verändern wie bei Nicht-Diabetikern – das führt zu einer ähnlichen Reduktion des Frakturrisikos.
Außerdem wurden in dem Bericht mehrere biochemische Marker und Hormonspiegel, die mit dem Knochen- und Glukosestoffwechsel zusammenhängen, mit der Knochenmineraldichte und/oder dem Frakturrisiko bei Diabetes in Verbindung gebracht. Dazu gehören osteozytenbezogene Marker wie Sklerostin, glykiertes Hämoglobin A1c (HbA1c) und fortgeschrittene Glykierungsendprodukte (AGEs), proinflammatorische Marker und Adipokine sowie der insulinähnliche Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) und calciotrope Hormone. Letztendlich scheinen derzeit nur die HbA1c-Werte eine zuverlässige Schätzung des Frakturrisikos zu liefern – BTM könnten unterdessen zur Überprüfung der Wirkung einer Antiosteoporosetherapie eingesetzt werden.
Prof. Serge Ferrari, Co-Vorsitzender der IOF-Arbeitsgruppe, fügt hinzu: „Diese Übersicht über die Biomarker unterstreicht die Bedeutung eines geringen Knochenumsatzes bei der Entstehung diabetischer Knochenerkrankungen und weist auf Veränderungen der Knochenqualität sowie auf die vielversprechendsten biochemischen Marker hin. Dennoch ist klar, dass weitere Forschung erforderlich ist.“
Nach Ferrari scheinen bisher nur die glykämische Kontrolle, AGEs und IGF-1 im Serum das Potenzial zur Vorhersage von Knochenbrüchen bei Patienten mit Diabetes zu haben. „Andere Biomarker wie Periostin, das mit der Knochenmikrostruktur und Fragilitätsfrakturen in Verbindung gebracht wurde, oder der zirkulierende Dipeptidylpeptidase-Inhibitor 4, der möglicherweise mit Gefäßerkrankungen bei Diabetes in Verbindung gebracht wird, werden ebenfalls untersucht.“
„Da die Fragilität der Knochen ein wesentliches Problem für Menschen mit Diabetes darstellt, könnte die Identifizierung der biochemischen Marker mit dem höchsten Vorhersagewert weitreichende Auswirkungen auf die Früherkennung und Prävention von knochenbezogenen Komplikationen bei diesen Patienten haben“, so Prof. Nicholas Harvey, Vorsitzender des IOF-Ausschusses der wissenschaftlichen Berater.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der International Osteoporosis Foundation. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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