Sonnenbaden macht Hautkrebs, Ozon schadet der Lunge und im Badesee lauern Parasiten – so ungesund ist der Sommer. Gut also, dass er sich dieses Jahr rar macht, oder? Eine toxikologische Aufmunterung.
Der Sommer mag uns nicht! Mit seiner unbarmherzigen Sonne löst er Hautkrebs aus, Sport ist aufgrund der hohen Ozonwerte kaum möglich. Im naturbelassenen See können wir eine unangenehm juckende Badedermatitis bekommen und der Eisbecher ist der erste Schritt in Richtung Adipositas. Das Grillsteak und die Bratwurst am Abend lösen zusätzlich zum oben erwähnten Hautkrebs noch weitere Tumoren aus. Und das Bier, das wir zum Grillen trinken, kann durch den enthaltenen Alkohol … ach, lassen wir das.
Zugegebenermaßen, diesen ersten Absatz habe ich ein wenig überspitzt formuliert, ganz falsch ist er jedoch nicht. Aber auch wenn der Sommer so manche Gefahren birgt, können wir uns mit ein wenig Umsicht recht gut vor übermäßigen Risiken schützen. Lasst uns zusammen einige der oben genannten Gefahren einmal aufdröseln.
UV-Licht macht Hautkrebs und Hauptquelle der gefährlichen UV-Strahlung ist das Sonnenlicht. Unsere DNA kann direkt die Energie der UV-Strahlung absorbieren. Das ist recht ungeschickt, da hierdurch Mutationen an unserer Erbsubstanz hervorrufen werden können. Aber auch auf anderem Wege, wie beispielsweise durch UV-Licht produzierte freie Radikale, die – ihr ahnt es schon – dann wieder unsere DNA schädigen, tut UV-Strahlung unserer Gesundheit nichts Gutes. Besonders gefährlich sind hierbei Sonnenbrände. Aber auch eine stetig auf uns einprasselnde erhöhte UV-Strahlung sorgt für immer wieder auftretende Veränderungen unserer Erbsubstanz. Und ja, selbstverständlich wird nicht jede Mutation in unserer DNA gleich zu einem Hautkrebs der schlimmeren Art. Unser Körper hat zum Glück einige Mechanismen parat, wie so etwas abgewendet werden kann. Aber je mehr ihr euch ungeschützt der Sonne exponiert, desto mehr erhöht sich euer Risiko, einen Hautkrebs davonzutragen.
Ozon polarisiert die Menschen. Wenn wir mal diejenigen unter uns vernachlässigen, die grundsätzlich alles als dubios beurteilen, was sie nicht mit ihren Augen sehen können, ist Ozon – je nach Positionierung – der blanke Teufel oder lebensnotwendig. Ursächlich für diese verschiedenen Einschätzungen sind die unterschiedlichen Basisinformationen, die jeder hat.
Bei Ozon müssen wir unterscheiden, ob wir über das bodennahe Ozon oder das Ozon, das 20–30 km über uns schwebt, sprechen. Weit über uns befindet sich die Ozonschicht, die uns Menschen vor einem Teil der schädigenden ultravioletten Strahlung schützt. Diese Ozonschicht ist also lebensnotwendig. Das bodennahe Ozon hingegen kann unsere Gesundheit nachhaltig schädigen. Es wird durch intensive Sonneneinstrahlung mittels photochemischer Prozesse (die Details erspare ich euch) aus beispielsweise Stickoxiden gebildet. Rund die Hälfte dieser Stickoxide wird hierbei vom Straßenverkehr freigesetzt. Die Ozonwerte sind also oft dann erhöht, wenn wir uns in einer verkehrsreichen Zone befinden (Großstädte lassen grüßen) und es gleichzeitig zu intensiver Sonneneinstrahlung kommt.
Beim Einatmen zu hoher Ozondosen kann es zu eingeschränkter Lungenfunktion inklusive Atembeschwerden und Entzündungen kommen. Körperliche Anstrengung verstärkt diese Effekte. Ganz besonders gefährdet sind Kleinkinder, ältere Menschen und beispielsweise Menschen mit bereits bestehender Atemwegserkrankung. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wie diese „hohen Ozondosen“ näher definiert werden können. Wann ist es „zu viel“ Ozon? Das zu beantworten ist (wie so oft) schwierig und hängt von jeder einzelnen Person ab. Als Orientierung könnt ihr euch jedoch den Ozonwert von 180 µg/m3 (1h-Mittelwert) merken. Sobald der reale Wert an diesen heranreicht, wird darüber in der Regel von den Medien berichtet. Auch die Landrastämter sowie andere Behörden haben häufig aktuelle Ozonwerte auf ihrer Homepage. Und mal ganz ehrlich, in der Regel wisst ihr selbst am besten, ab wann ihr empfindlich auf Ozon reagiert. Niemand kennt euren Körper so gut wie ihr selbst. Und Atembeschwerden fallen ja in der Regel recht schnell auf. Zur Sicherheit würde ich also das Marathontraining nicht gerade dann absolvieren, wenn wir bei der 180 µg/m3-Grenze angekommen sind.
Bleiben noch der Alkohol, das Grillfleisch und der Badesee. Bei Alkohol ist der Stand recht eindeutig. Ich möchte euch jetzt nicht mit einer akuten Alkoholvergiftung langweilen oder euch in langen Beschreibungen näherbringen, dass Alkohol schlecht für euer Gehirn ist und sogar eure Fortpflanzung beeinträchtigen kann. Auch möchte ich euch nicht erzählen, dass Schwangere den Alkohol meiden sollten, wie der Teufel das Weihwasser (auch kein kleines Glas Sekt an Neujahr). Was ich euch aber sagen möchte ist das: Es gibt keine unbedenkliche Alkoholdosis! Jedes einzelne Glas zugeführter Alkohol kann theoretisch Krebs auslösen.
Klar, ein einzelnes Glas Bier zum Abendessen oder ein einzelner Whisky fallen kaum ins Gewicht und verschwinden im Hintergrundrauschen der Lebensrisiken. Allerdings ist das Risiko niemals null und je mehr ihr trinkt, desto größer wird euer persönliches Risiko. Um einen ungefähren Anhaltspunkt zu bekommen, wie viel ihr regelmäßig maximal trinken solltet, lohnt sich ein Blick in Richtung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Demnach soll an mindestens zwei Tagen in der Woche überhaupt kein Alkohol getrunken werden. Frauen sollen nicht mehr als 12 Gramm Alkohol am Tag konsumieren, also beispielsweise ein kleines Glas Wein (0,125 Liter). Männer sollen täglich nicht mehr als 24 Gramm Alkohol zu sich nehmen, also 0,6 Liter Bier.
Das Grillen scheint dem Deutschen genauso heilig zu sein, wie der Verbrennungsmotor. So mancher Mann, der sich niemals auch nur in die Nähe der Küche wagt, steht plötzlich voller Enthusiasmus hinter seinem Hochleistungs-Grill, um Fleisch in allen möglichen Variationen zu brutzeln. Da stört es nur wenig, dass rotes Fleisch von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft wurde. Rotes Fleisch beinhaltet hierbei Muskelfleisch von Säugetieren, einschließlich Rind, Kalb, Schwein, Lamm, Hammel, Pferd und Ziege. Verarbeitetes Fleisch wurde sogar als sicher krebserzeugend für den Menschen eingestuft. Es beinhaltet Fleisch, das durch Salzen, Pökeln, Fermentieren, Räuchern oder andere Verfahren zur Verbesserung des Geschmacks oder der Haltbarkeit verarbeitet wurde.
Unsere Bratwurst fällt hier also voll rein. Und als wäre das nicht genug, können sich – besonders beim unsachgemäßen Grillen – noch andere unschöne krebserregende Substanzen wie die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe bilden. Sie entstehen beim direkten Kontakt mit offener Flamme oder Rauchgasen. Also beispielsweise wenn Fett, Fleischsaft oder Marinade in die Holzkohle tropfen und das Grillgut dabei geräuchert wird. Vermeidet ihr dies, und beachtet noch ein paar andere Grundregeln, habt ihr jedoch schon einen erheblichen Anteil eures Risikos vermindert.
Kommen wir am Ende meiner vielleicht etwas ernüchternden Aufzählung über den Sommer zu etwas Schönem und Lebendigem. Wasser bedeutet Leben und im Wasser lebt besonders viel, so beispielsweise auch die wunderschönen (meine Frau behauptet übrigens, das sei „Ansichtssache“) parasitär lebenden Saugwürmer. Bestimmte Saugwürmer haben sich hierbei Wasservögel als Wohnort ausgesucht. Dort produzieren sie Eier, die dann mit dem Kot ins Wasser gelangen. Im Wasser schlüpfen die Larven, um sich – so der Plan – eine Wasserschnecke zu suchen, in die sie eindringen können. In der Schnecke entwickelt sich die Larve und verlässt schließlich dieselbe, um in einen Wasservogel einzudringen. So schließt sich der Kreis des Lebens und beginnt wieder von vorne.
Störend für diesen Zyklus ist hier allerdings oftmals der Mensch. In Badeseen treffen die vögelsuchenden Larven oft auf Menschen und bohren sich in dessen Haut. Der Mensch ist in diesem Szenario jedoch ein Fehlwirt, da ja eigentlich ein Vogel bevorzugt wird. Zum Glück können sich diese Larven in uns nicht weiterentwickeln und sterben binnen Stunden ab (meist noch inmitten der Haut). Es kommt jedoch zur sogenannten Badedermatitis oder auch Zerkariendermatitis. Ein unangenehmer, juckender Ausschlag entwickelt sich, der ca. eine Woche anhält. Fieber ist möglich. Ernste gesundheitliche Störungen sind bei diesen Larven, die in unseren Badeseen vorkommen, nicht bekannt.
Puh, beim Lesen dieser Zeilen könnte man sich doch glatt über den bisher eher kühlen und verregneten Sommer in Deutschland freuen. UV-Licht und Ozon sind in Deutschland bisher Mangelware. Das Grillen macht im nassen Garten auch nicht so richtig Spaß und den Badesee sehen wir eher aus der Ferne. Aber es kommen auch wieder wärmere Tage und für diese möchte ich euch mit auf den Weg geben: Seid aufgrund meiner Zeilen bitte nicht allzu sehr beunruhigt.
Ja, all diese Gesundheitsrisiken existieren wirklich. Aber das Leben ist nun mal lebensgefährlich. Mit ein paar ganz einfachen Maßnahmen könnt ihr sorgenfrei durch den Sommer gelangen. Tragt reichlich Sonnenschutz auf, vermeidet direktes Sonnenbaden und körperliche Anstrengungen bei zu hohen Ozonwerten. Trinkt keinen Alkohol im Übermaß, beachtet ein paar grundlegende Regeln beim Grillen und akzeptiert, dass ein naturbelassener Badesee nun mal auch mit anderen Lebewesen geteilt wird. Dann klappt’s auch mit dem unbeschwerten Sommer. Und ganz im Vertrauen: Auch ich gehe gerne im See baden und grille recht häufig. Dann und wann genieße ich sogar einen Whisky.
Bildquelle: Zoltan Tasi, Unsplash