Ein hoher BMI erhöht das Risiko für rheumatische Erkrankungen – dies gilt aber nicht für alle gleichermaßen. Forscher deckten auf, dass der Risikofaktor nach Alter und Geschlecht unterschiedlich stark ausgeprägt ist.
Eine neue Studie zeigt: Ein höherer Body-Mass-Index (BMI) erhöht das Risiko für fünf verschiedene rheumatische Erkrankungen: Rheuma, Osteoarthritis, Gicht, Psoriasisarthritis und entzündliche Spondylitis. Die Forscher stellten außerdem fest, dass der BMI bei Frauen im Vergleich zu Männern ein stärkerer Risikofaktor für Gicht und Psoriasis-Arthritis ist.
Die meisten rheumatischen Erkrankungen werden durch Entzündungen im Körper ausgelöst und betreffen hauptsächlich Gelenke, Muskeln und Knochen, aber auch lebenswichtige Organe und Gefäße. Zu den Symptomen gehören neben Müdigkeit und Schwellungen auch Steifheit der Gelenke, Schmerzen und eingeschränkte Bewegungsfunktionen. Frühere Studien stellten bereits einen Zusammenhang zwischen rheumatischen Erkrankungen und einem hohen BMI fest. Es wurde jedoch nicht vollständig untersucht, ob dieser Zusammenhang darauf zurückzuführen ist, dass ein hoher BMI tatsächlich eine rheumatische Erkrankung verursacht, oder ob Patienten, die an einer rheumatischen Erkrankung leiden, aus anderen, unbekannten Gründen im Durchschnitt einen erhöhten BMI aufweisen.
In der aktuellen Studie versuchten Forscher nun, dieses Problem zu umgehen, indem sie stattdessen die in den menschlichen Genen enthaltenen Informationen nutzten. Anhand spezifischer genetischer Varianten, die mit einem hohen BMI in Verbindung gebracht werden können, konnten die Forscher zeigen, dass Männer und Frauen, die eine genetische Veranlagung für einen hohen BMI haben, auch ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer rheumatischen Erkrankung haben.
„Obwohl wir diesen Zusammenhang in der Vergangenheit gesehen haben, ist es schwierig, die kausalen Zusammenhänge zwischen BMI und Krankheit zu erkennen. Als wir jedoch feststellten, dass die Gene, die mit einem hohen BMI in Verbindung stehen, auch mit einem höheren Risiko für diese rheumatischen Erkrankungen einhergehen, waren wir sicher, dass der BMI tatsächlich einen Einfluss auf das Risiko der Entwicklung rheumatischer Erkrankungen hat“, so Weronika Ek, Letztautorin der Studie.
Mithilfe der Mendelsche Randomisierung konnten die Forscher weiterhin feststellen, dass es einen Unterschied zwischen verschiedenen Altersgruppen gab: „Sowohl bei Gicht als auch bei Psoriasis-Arthritis, einer häufigen Erkrankung bei Patienten mit Schuppenflechte, konnten wir feststellen, dass ein hoher BMI bei Frauen ein stärkerer Risikofaktor war als bei Männern. Außerdem stellten wir fest, dass der Einfluss des BMI auf das Risiko, an Arthrose zu erkranken, bei Frauen nach der Menopause geringer war als bei Frauen im gebärfähigen Alter“, erklärt Hauptautorin Dr. Fatemeh Hadizadeh.
Die Forscher fanden auch heraus, dass ein Anstieg des BMI nicht dierkt mit einem Anstieg des Gichtrisikos gleichzusetzen war: „Wir konnten zeigen, dass ein Anstieg des BMI bei normalgewichtigen Personen zu einem deutlich höheren relativen Anstieg des Gichtrisikos führt als ein Anstieg des BMI bei bereits übergewichtigen und fettleibigen Personen. Das Risiko scheint also bei Personen, die bereits übergewichtig sind, nicht so stark zu steigen“, so Statistikerin Torgny Karlsson. Dennoch sei das Grundrisiko, an Gicht zu erkranken immer größer, je höher der BMI, so die Studienautorin.
„Solche nichtlinearen Effekte sind aus molekularbiologischer Sicht interessant, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen, warum ein höheres Körpergewicht das Krankheitsrisiko erhöht“, sagt Karlsson. Die Ergebnisse tragen daher zu einem besseren Verständnis der Risiken rheumatischer Erkrankungen bei und zeigen, dass ein geringeres Körpergewicht als Intervention eingesetzt werden kann.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Schwedischer Forschungsrats – The Swedish Research Council. Hier und im Text findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Luis Quintero, unsplash.