Können Darmbakterien eine Atherosklerose fördern? Forscher entdeckten einen Zusammenhang zwischen bestimmter Bakterienmengen und Plaques in den Gefäßen – ein erster Schritt, um aufzuklären, wie sich Darm- und Herzgesundheit beeinflussen.
In einer aktuellen Studie analysierten schwedische Forscher die Darmflora sowie die Herzgesundheit von knapp 9.000 Teilnehmern im Alter von 50 bis 64 Jahren, bei denen bisher keine Herzerkrankung bekannt war. Dabei fanden sie heraus, dass eine höhere Menge bestimmter Bakterien – insbesondere Arten der Gattung Streptococcus – im Darm mit einem erhöhten Auftreten von atherosklerotischen Plaques in den kleinen Arterien des Herzens verbunden sind.
„Arten der Gattung Streptococcus sind häufig Ursache von Lungenentzündungen und Infektionen des Rachens, der Haut und der Herzklappen. Wir müssen nun herausfinden, ob diese Bakterien auch zur Entstehung von Atherosklerose beitragen“, sagt Studienkoordinatorin Prof. Tove Fall. Mithilfe modernster Technologien charakterisierten die Wissenschaftler die Bakteriengemeinschaften in Stuhl- und Speichelproben, indem sie den DNA-Gehalt sequenzierten und mit bekannten Bakteriensequenzen verglichen. Fortschrittliche bildgebenden Verfahren ermöglichten zudem die Erkennung und Messung von frühen Veränderungen in den kleinen Gefäßen des Herzens.
Das Forschungsteam fand heraus, dass einige Bakterienspezies, die mit der Bildung von Fettablagerungen in den Herzarterien in Verbindung gebracht werden konnten, auch im Speichel nachweisbar sind. Darüber hinaus konnten diese Bakterien mit Entzündungsmarkern im Blut assoziiert werden – und das selbst unter Berücksichtigungen verschiedener Ernährungsweisen und Medikationen.
„Die große Anzahl von Proben mit hochwertigen Daten aus der kardialen Bildgebung und der Darmflora ermöglichte es uns, neue Zusammenhänge zu erkennen. Unter unseren Ergebnissen waren Streptococcus anginosus und S. oralis subsp. oralis die beiden Spezies, die wir am stärksten mit der Herzgesundheit assoziieren konnten“, sagt Hauptautor Sergi Sayols-Baixeras.
„Wir haben gerade erst begonnen zu verstehen, wie sich der menschliche Wirt und die bakterielle Gemeinschaft in den verschiedenen Kompartimenten des Körpers gegenseitig beeinflussen. Unsere Studie zeigt eine schlechtere kardiovaskuläre Gesundheit bei Trägern von Streptokokken in ihrem Darm. Wir müssen nun untersuchen, ob diese Bakterien bei der Entstehung von Atherosklerose eine wichtige Rolle spielen“, erklärt Hauptautorin Prof. Marju Orho-Melander.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Schwedischen Forschungsrats – The Swedish Research Council. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Andrej Lišakov, unsplash.