Corona verzichtet auf eine Sommerpause. Derzeit macht eine neue Variante namens EG.5 oder Eris von sich reden. Was wir bisher über sie wissen.
Gerade in den Sommermonaten scheint Corona vollkommen in Vergessenheit zu geraten. Verschwunden ist das Virus aber nicht, nur weil die Pandemie von behördlicher Seite für beendet erklärt wurde. SARS-CoV-2 mutiert auch jetzt noch weiter, was Wissenschaftler genauestens beobachten. Derzeit ist die Omikron-Subvariante namens EG.5, auch „Eris“ genannt, weltweit auf dem Vormarsch. Mitte Juli lag der Anteil von EG.5 an allen nachgewiesenen SARS-CoV-2-Varianten weltweit bei 17,4 %. Einen Monat zuvor lag die globale Prävalenz noch bei 7,6 %. Die meisten Nachweise stammen aus Asien und den USA, aber auch in Europa wurde EG.5 schon sequenziert. Die WHO hat deswegen bereits reagiert und Eris diese Woche als Variant of Interest (VOI) eingestuft.
Aber keine Panik: Nach Ansicht der WHO stellt die neue Variante keine besondere Gefahr dar. „Auf der Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse wird das von EG.5 ausgehende Risiko für die öffentliche Gesundheit auf globaler Ebene als gering eingeschätzt“, heißt es in einer Mitteilung. Das Risiko sei offenbar mit anderen zirkulierenden VOI vergleichbar. „EG.5 hat zwar eine erhöhte Prävalenz, einen Wachstumsvorteil und die Fähigkeit, dem Immunsystem zu entkommen, gezeigt, doch wurden bisher keine Veränderungen der Krankheitsschwere gemeldet“, so die WHO weiter. Zwar wurde etwa in Japan ein gleichzeitiger Anstieg des Anteils der EG.5- und COVID-19-Krankenhausaufenthalte beobachtet, aber es konnte kein Zusammenhang ausgemacht werden.
EG.5 ist ein Abkömmling der Omikron-Linie XBB.1.9.2, die das gleiche Spike-Aminosäureprofil wie XBB.1.5 aufweist. EG.5 tauchte erstmals im Februar dieses Jahres auf und hat im Vergleich zu den derzeit vorherrschenden XBB-Varianten (wie XBB.1.5, XBB.1.16, XBB.1.9) einen signifikanten Wachstumsvorteil. Grund ist die Spike-Mutation F456L.
Innerhalb der EG.5-Linie hat sich die Untervariante EG.5.1 herauskristallisiert. Sie trägt eine zusätzliche Spike-Mutation namens Q52H und macht 88 % der Sequenzen für EG.5 und seine Nachkommen aus. Die EG.5.1-Variante kann dem Immunsystem so noch besser entfliehen. EG.5 und seine Untervarianten könnten laut WHO bald das Infektionsgeschehen dominieren.
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Noch scheint die Corona-Lage hierzulande entspannt. Da allerdings nicht mehr großflächig getestet wird, ist unklar, wie breit das Virus in der Bevölkerung tatsächlich zirkuliert. Aus dem Pandemieradar des BMG lässt sich zumindest entnehmen, dass es in der letzten Woche mehr Arztbesuche wegen Atemwegserkrankung mit einer COVID-19-Diagnose gab als in der Woche zuvor. Laborbestätigte SARS-CoV-2-Infektionen sind derweil auf einem niedrigem Nievau (1.931) und laut ARE-Wochenbericht des RKI in der letzten Woche leicht gestiegen. Besonders aussagekräftig ist diese Zahl aber wohl nicht.
Im Herbst werden die Corona-Infektionszahlen erwartungsgemäß wieder deutlich ansteigen – vermutlich wird sich auch die neue Variante darunter finden. Aber helfen die derzeit eingesetzten bivalenten Omikron-Impfstoffe überhaupt noch? Immerhin sind sie an die BA-Varianten angepasst – und die XBB-Linien unterscheiden sich schon erheblich von diesen.
Impfstoff-Hersteller arbeiten daher bereits an monovalenten, an die XBB.1.5-Variante angepassten Impfstoffe. Im Juni hatte Biontech verkündet, die Markteinführung vorzubereiten. Mit der Auslieferung könne sogar schon im September begonnen werden – sofern die Zulassung bis dahin vorliegt. Auch Hersteller Moderna und Novavax kündigten bereits XBB.1.5-angepasste Impfstoffe an. Da sich EG.5 und XBB.1.5. recht ähnlich sind, sollte der neue monovalente Impfstoff auch weiterhin vor schweren Verläufen schützen.
Bildquelle: Chien Nguyen Minh, Unsplash