Unkontrollierbarer Bewegungsdrang, Schlafstörungen und psychische Probleme quälen Patienten mit Restless-Legs-Syndrom. Bisher werden meist Medikamente verschrieben – könnten Nahrungsergänzungsmittel auch helfen?
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) beschreibt eine sensorische Störung, die sich in einem unkontrollierbaren Bewegungsdrang und teils quälenden Missempfindungen äußert – vor allem die Beine sind betroffen. Frauen trifft diese Erkrankung doppelt so häufig wie Männer. Während und nach einer Schwangerschaft liegt die Prävalenz bei 25 % – die Symptomatik klingt aber bei 97 % der Betroffenen nach der Geburt wieder ab.
Beim RLS wird unterschieden zwischen einer idiopathischen und einer sekundären Form. Die sekundäre Form des RLS kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden oder als Komorbidität auftreten, während der idiopathischen Form häufig keine bekannte Ursache zugrunde liegt. Für das idiopathische RLS konnten jedoch bestimmte Risikogene identifiziert werden, die eine Rolle spielen könnten – 50 % der Patienten zeigen hier eine positive Familienanamnese.
Betroffene leiden häufig unter den Symptomen des RLS. Die Beschwerden treten meist nicht während der Bewegung, sondern hauptsächlich in Ruhephasen auf. Deswegen hindert der Bewegungsdrang – der sich konkreter durch Kribbeln, Ziehen oder Hitzegefühle äußern kann – viele Betroffene am Ein- bzw. Durchschlafen. Sie müssen nachts oft aufstehen und „sich die Beine vertreten“. Diese Schlafstörungen haben Folgen, denn sie beeinflussen auch die Leistungsfähigkeit und können Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, bis hin zur Depression.
Die Erkrankungen verlaufen unterschiedlich, aber meistens nehmen die Beschwerden im Laufe der Zeit zu. In 10–15 % der Fälle benötigen Betroffene daher eine medikamentöse Behandlung. Die Medikamente schaffen zwar Linderung, allerdings haben sie auch Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schlafstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Diese können die ursprünglichen Beschwerden sogar noch verstärken. Gibt es andere Optionen?
Im Rahmen eines Berichts hat ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam der Gesundheit Österreich GmbH und der Medizinischen Universität Graz 22 randomisierte kontrollierte Studien identifiziert. Von diesen untersuchten 17 unterschiedliche, nicht medikamentöse Behandlungen des RLS. Konkrete Behandlungsmethoden, die die Beschwerden lindern, konnten nicht eindeutig identifiziert werden. Es haben sich allerdings Maßnahmen herauskristallisiert, die bei bestimmten Symptomen Linderung verschaffen können.
Bei dem RLS-typischen Bewegungsdrang und Kribbel-Gefühl konnten eine Reihe von Interventionen helfen, die Symptome zu lindern. Niedrigfrequenz-Elektrostimulation, Nahinfrarotlicht-Therapie, pneumatische Kompression, Ganzkörper-Kältekammer, Vibrationsboard, Akupunktur, Counterstrain-Manipulation, Fußmassage-Geräte oder Bewegungsinterventionen wie Krafttraining und Yoga wurden als potenzielle Behandlungsansätze genannt.
Bei Schlafstörungen als RLS-Symptom konnten spinale Gleichstrom-Simulationen Linderung erzielen. Das Symptom Fatigue konnte wiederum durch Yoga oder pneumatische Kompression gelindert werden. Yoga stand ebenfalls im Verdacht, bei RLS-bedingter Depression zu helfen.
Eine Behandlung mit Eisen-Infusionen könnte ebenfalls Linderung bei Bewegungsdrang bringen. Um diesen Effekt weiter zu testen, wurden vier Studien zur Einnahme von Eisen als Nahrungsergänzungsmittel ohne bestehenden Eisenmangel hinzugezogen. Teilnehmer der Kontrollgruppen erhielten in den Studien entweder ein Placebo, eine Scheinbehandlung oder keine Behandlung. Da die Randomisierung der Studien in Frage gestellt wurde und es oftmals nur eine repräsentative Studie als Referenz gab, wurden die Ergebnisse als nicht besonders aussagekräftig eingestuft. Bei einer Studiendauer von fünf Wochen konnten zudem Langzeiteffekte nicht berücksichtigt werden.
Weitere Behandlungen mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin D, Baldrian und Eisen ließen auf keine Besserung der Beschwerden schließen. Nebenwirkungen, die vor allem den Magen-Darm-Trakt betreffen, wurden nur bei Behandlungen mit Eisen und Baldrian dokumentiert.
Um konkretere Aussagen zur Wirksamkeit von nicht medikamentösen Behandlungen bei RLS-Betroffenen zu tätigen, bedarf es weiterer Studien. Nebenwirkungen und Langzeiteffekte wurden bisher wenig berücksichtigt. Auch wurde nicht untersuch, ob die genannten Behandlungsmethoden bei milderen Formen des RLS Abhilfe verschaffen können. Besonders Patienten mit weniger schweren Beschwerden könnten von nicht medikamentösen Behandlungsweisen profitieren. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, in dessen Auftrag die Studien analysiert wurden, rät daher, dass Betroffene regelmäßig über zur Verfügung stehenden, nicht medikamentöse Behandlungsoptionen und deren Vor- und Nachteile informiert werden sollten.
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