Die Diagnose einer atopischen Dermatitis bei Säuglingen war bisher mit invasiven Eingriffen verbunden. Ein Forscherteam zeigte nun, wie es auch ohne Biopsie geht – und entdeckte dabei neue Entzündungsmarker der Erkrankung.
Ein Artikel von Luzie Möhler
Die atopische Dermatitis (AD) oder Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die je nach Alter der Betroffenen viele verschiedene Erscheinungsformen annehmen kann. Da die Pathogenese der Neurodermitis nicht vollständig geklärt ist, mangelt es an objektiven Biomarkern – meist sind invasive Hautbiopsien notwendig, die vor allem eine Diagnosestellung im Säuglingsalter erschweren.
Ein Forschungsteam wollte die molekularen Mechanismen hinter einer früh einsetzenden AD besser verstehen und untersuchte dazu die Hautoberfläche von knapp hundert Säuglingen im Alter von 1–2 Monaten. Mithilfe einer neuartigen Technologie analysierten die Wissenschaftler die mRNA im Talg der Babys, die sie zuvor mit einem ölabsorbierenden Papier von der Gesichtshaut abnahmen.
Die Analyse ergab, dass Säuglinge mit AD eine geringere Expression von Genen aufwiesen, die mit dem Lipidstoffwechsel und der Lipidsynthese zusammenhängen sowie Gene, die mit Tight Junctions, antimikrobiellen Peptiden und der Keratinisierung in Verbindung stehen. Die Expression von Genen, die mit angeborenen Immunreaktionen – Typ Th2, Th17 und Th22 – zusammenhängen, war unter Neurodermitis hingegen erhöht. Weiterhin fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich die spätere Entwicklung einer AD bei Säuglingen, die im Alter von einem Monat unter einer neonatalen Akne litten, auch anhand der Talg-Transkriptomdaten vorhersagen ließ. Mit einem Monat wiesen diese Kinder bereits ähnliche Genexpressionsmuster – unter anderem in Bezug auf Redox und die Lipidsynthese – auf, wie ältere Babys mit diagnostizierter AD.
Diese molekularen Veränderungen der Barrierefunktion fanden in der Fachliteratur bislang keinerlei Erwähnung, so die Studienautoren. Sie hoffen, dass die gefundenen Entzündungsmarker nun helfen, eine atopische Dermatitis im Frühstadium zuverlässiger zu diagnostizieren, um rechtzeitig Therapiemaßnahmen einzuleiten.
Die Originalstudie findet ihr hier.
Bildquelle: Khoa Pham, unsplash.