Die Kundin kommt in meine Apotheke, um ein neues Antibiotikum abzuholen. Das Erste half nicht, Nebenwirkungen habe sie auch keine – dank der Heilerde. Da werde ich hellhörig.
Ich bin immer bereit, mich auch zu hinterfragen. Neulich wurde ich von einem Menschen, dessen Urteil mir etwas bedeutet, gefragt, ob ich der Meinung bin, dass ich trotz meines vielseitigen beruflichen Engagements allem gerecht werden kann. Spontan habe ich „ja“ gesagt – und ich bin auch weiterhin der Ansicht, dass ich hinter diesem „ja“ stehen kann. Trotzdem beobachte ich mich derzeit besonders genau. Bin ich so überall so engagiert, wie man es von mir erwartet?
Auch Teilbereiche hinterfrage ich: Lese ich genug Fachliteratur, um den Ansprüchen an die Artikel gerecht zu werden, die ich schreibe? Habe ich ein offenes Ohr für Schülerfragen und erkenne ich, wenn jemand auch ganz ohne zu fragen in Nöten ist? Und in der Apotheke: berate ich die Kunden so, wie sie es verdienen? Frage ich genug nach?
In dieser Selbstbeobachtung steckte ich gerade, als eine Kundin ein Antibiotikum für ihre (erwachsene) Tochter bei uns abholte. Daher war ich besonders gründlich und fragte die Mutter, was genau der Tochter fehlt und ob sie ansonsten versorgt ist. Die Mutter winkte ein wenig ab. „Ja, meine Tochter ist sehr gut ausgestattet in ihrer Hausapotheke, danke. Das ist auch schon das zweite Antibiotikum, weil das erste nicht gewirkt hat.“ Ich erwähnte, dass sie gerne zu uns kommen kann, sollte sie während der Antibiotika-Behandlung plötzlich Durchfall bekommen. Eigentlich wollte ich auf das Thema Probiotika hinaus.
„Kein Problem, das wissen wir schon. Deshalb hat meine Tochter sich auch schon in der Drogerie mit Heilerde versorgt. Gegen den Durchfall.“
„Die Heilerde, nimmt sie die zusammen mit dem Antibiotikum ein?“
„Ja, genau. Deshalb hat sie auch beim letzten Mal keinen Durchfall bekommen.“
„Das ist aber vielleicht auch der Grund, warum das Antibiotikum nicht gewirkt hat. Heilerde hat die Eigenschaft, dass sie Schadstoffe an sich bindet und aus dem Körper ausschleust. Und genau wie Schadstoffe können sich auch Medikamentenwirkstoffe an die Oberfläche der Heilerde binden. Deshalb sollte zwischen der Einnahme der Heilerde und Medikamenten immer ein größerer zeitlicher Abstand sein.“
Die Frau war sehr dankbar für den Tipp und ich war froh, dass ich nochmal nachgehakt hatte. Man erfährt nur etwas, wenn man auch aktiv hinterfragt. Und ganz besonders dann, wenn man sich selbst dabei auch ab und zu genauer unter die Lupe nimmt.
Bildquelle: Bret Little, unsplash