Wenn Erreger die Atemwege besiedeln, versucht der Körper, sie durch Abhusten von Schleim wieder loszuwerden. Forscher konnten nun aufklären, wie diese Immunreaktion in Gang gesetzt wird. Die Erkenntnisse könnten zukünftig für Therapien genutzt werden.
Wenn sich Krankheitserreger in den unteren Atemwegen festsetzen, ist das meist der Anfang schwerer Lungenerkrankungen. Damit es nicht so weit kommt, bilden die Atemwege Schleim, um Viren und Bakterien von den Zelloberflächen zu lösen und aus dem Körper zu transportieren. „Bei diesem angeborenen Reinigungsmechanismus helfen Flimmerzellen mit, deren winzige Härchen sich wie Wimpern bewegen und damit die Schleimschicht in Bewegung setzen“, erklärt Prof. Frank Zufall. Bisher hatte man noch nicht vollständig verstanden, wie diese Abwehrreaktion ausgelöst wird.
„Bestimmte Immunzellen in der Schleimhaut der Luftröhre können den Botenstoff Succinat nach bakterieller Infektion produzieren. Wir haben entdeckt, dass diese Signalsubstanz die sogenannten Bürstenzellen in der Luftröhre aktiviert, die dann eine weitere Welle von Signalen über die gesamte Zelloberfläche der Luftröhre auslösen. Darüber wird gesteuert, dass mehr Schleim produziert wird, der die passende Viskosität hat, um die Krankheitserreger nach außen zu befördern“, erläutert Zufall.
Von dem Botenstoff Succinat wusste man bisher, dass er in der Darmflora vorkommt und dort direkt von Bakterien produziert werden kann. „Dies ist in der Luftröhre offenkundig nicht der Fall, dort stimulieren wohl die Mitochondrien der Makrophagen die Produktion, um dann Succinat als eine Art Gefahrensignal freizusetzen“, sagt Zufall.
Bisher wurden diese Mechanismen hauptsächlich im Zellgewebe von Mäusen nachgewiesen. Bestimmte Indizien sprechen aber bereits dafür, dass der Prozess im menschlichen Körper auf ähnliche Weise abläuft. Dies muss nun in weiteren Studien noch belegt werden. „Wir gehen davon aus, dass wir einen grundlegenden Mechanismus entdeckt haben, wie die so genannte Chloridsekretion gesteuert wird. Diese ist maßgeblich dafür verantwortlich, wie dünnflüssig oder zähflüssig die Schleimschicht in den Atemwegen ist. Entsprechend gut oder schlecht funktioniert die Abwehr von Krankheitserregern“, erklärt Zufall. Er hofft, dass diese grundlegenden Erkenntnisse dazu beitragen, bessere Medikamente und Therapien für Atemwegserkrankungen zu entwickeln.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität des Saarlandes. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Mark de Jong, unsplash.