In zwei aktuellen Forschungsarbeiten ist es Pharmakologen nun gelungen, neue Mechanismen der Anti-Krebs-Wirkung von Cannabinoiden aufzudecken. Die Wissenschaftler erhoffen sich durch die Studienergebnisse langfristige pharmakologische Optionen für die Tumortherapie.
Die studienbeteiligten Wissenschaftler konnten zeigen, dass Cannabinoide über die Induktion eines bestimmten Proteins, des Adhäsionsmoleküls ICAM-1, auf Lungentumorzellen zu einer erhöhten Zerstörung dieser Krebszellen durch Killerzellen des Immunsystems führen. Darüber hinaus vermittelt das gleiche Signalmolekül antiangiogene Cannabinoid-Wirkungen, die sich in einer verminderten Neubildung von Gefäßen beim Tumorwachstum manifestieren. In einer früheren Arbeit der Rostocker Gruppe wurde dem Adhäsionsmolekül bereits eine hemmende Wirkung auf die Metastasierung von Krebszellen zugeschrieben. Die als Cannabinoide bezeichneten Inhaltsstoffe der Hanfpflanze sind seit Anfang der 1990er Jahre in das Interesse der experimentellen und klinischen Forschung gerückt. Dabei liegt der derzeitige Fokus auf Cannabidiol, einem Inhaltsstoff der Hanfpflanze, der die Psyche nicht beeinträchtigt und bereits für die Behandlung spastischer Symptome bei Patienten mit Multipler Sklerose eingesetzt wird. „Die Analyse der Anti-Krebs-Wirkung von Cannabinoiden hat das Stadium der experimentellen Forschung bisher nicht überschritten. Die wachsende Kenntnis der verschiedenen Angriffspunkte dieser Substanzen bei der Tumorentstehung gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, dass Cannabinoide langfristig eine pharmakologische Option für die Tumortherapie darstellen könnten“, sagt Prof. Hinz. Originalpubllikationen: Cannabinoids increase lung cancer cell lysis by lymphokine-activated killer cells via upregulation of ICAM-1 Burkhard Hinz et al.; Biochem Pharmacol., doi: 10.1016/j.bcp.2014.07.014; 2014 Cannabinoids inhibit angiogenic capacities of endothelial cells via release of tissue inhibitor of matrix metalloproteinases-1 from lung cancer cells Burkhard Hinz et al.; Biochem Pharmacol., doi: 10.1016/j.bcp.2014.06.017; 2014