Kontinuität ist wichtig – nicht nur in der Behandlung, auch in der Arztwahl. Eine Studie zeigt jetzt, dass größere Kontinuität in der Primärversorgung bei älteren Menschen helfen kann, weniger unnütze oder gar falsche Medikamente zu verschreiben.
Das Verschreibungsmanagement ist ein wichtiger Aspekt der Primärversorgung älterer Patienten, da eine unsachgemäße Verschreibung zu vermeidbaren unerwünschten Ereignissen wie Krankenhausaufenthalten, Stürzen und akuten Nierenschäden führen kann. Forscher aus den Niederlanden führten deswegen eine Beobachtungsstudie durch, um den Zusammenhang zwischen persönlicher Kontinuität und potenziell unangemessenen Verschreibungen (PIPs) durch Hausärzte bei älteren Patienten zu ermitteln. PIPs lassen sich in potenziell unangemessene Medikamente (PIMs) und potenzielle Verschreibungsversäumnisse (PPOs) einteilen.
Für die Studie wurden anonymisierte Daten aus der Routineversorgung von 269.478 Patienten verwendet, die von 2013 bis 2018 in 48 niederländischen Hausarztpraxen behandelt wurden. Sie schlossen alle Patienten ab 65 Jahren ein, die innerhalb von sechs Jahren fünf oder mehr Kontakte mit ihrer Praxis hatten, so dass sie eine Stichprobe von 25.854 Personen erhielten. Die persönliche Kontinuität wurde anhand von drei etablierten Indizes gemessen: Usual Provider Continuity (UPC), der Bice-Boxerman Continuity of Care Index (BBI) und der Herfindahl Index (HI). Die Prävalenz von PIPs wurde mithilfe von Screening-Tools ermittelt. Zur Bewertung des Zusammenhangs wurden Analysen mit und ohne Berücksichtigung der Anzahl der chronischen Erkrankungen, des Alters und des Geschlechts durchgeführt.
Höhere Werte in BBI, HI und UPC waren mit einer signifikanten Verringerung der potenziell unangemessenen Verschreibungen verbunden. Bei den Messgrößen UPC, BBI und HI lag die mittlere persönliche Kontinuität bei 0,70 (0,19), 0,55 (0,24) bzw. 0,59 (0,22). Von den mehr als 25.000 Patienten, die die Forscher untersuchten, hatten 72,2 % bzw. 74,3 % eine oder mehrere potenziell unangemessene Medikationen (PIMs) bzw. PPOs; und 30,9 % bzw. 34,2 % hatten drei oder mehr PIMs bzw. PPOs. Die Forscher fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen einer höheren Kontinuität der Primärversorgung und einem Rückgang der potenziell unangemessenen Verschreibungen (PIPs) bei Primärversorgungspatienten. Bei den potenziell unangemessenen Medikamenten (PIMs) wurde dieser Effekt nur in der Patientengruppe mit fünf bis 18 chronischen Erkrankungen im Vergleich zu den Gruppen mit weniger chronischen Erkrankungen beobachtet.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine höhere persönliche Kontinuität mit einer angemesseneren Verschreibung einhergeht und argumentieren, dass eine Erhöhung der persönlichen Kontinuität die Qualität der Verschreibungen verbessern und schädliche Folgen verringern kann.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der American Academy of Family Physicians. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
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