Nichtrauchen, sportliche Betätigung und eine gesunde Ernährung sind wichtige Bausteine in der Prävention und Behandlung von Bluthochdruck. Nun wurden zwei neue Lifestyle-Anpassungen in die ESH-Leitlinie aufgenommen.
Ein Kapitel der im Juni veröffentlichten 2023 ESH Guidelines for the Management of Arterial Hypertension widmet sich den Möglichkeiten der Lebensstilinterventionen zur Prävention und Behandlung von Bluthochdruck. „Diese nicht medikamentösen Maßnahmen stellen nach wie vor eine essenzielle Säule der Hypertonietherapie dar“, sagt Hypertonie-Experte Prof. Markus van der Giet. Das Spektrum der empfohlenen Lebensstilinterventionen wurde in den neuen Leitlinien nun um zwei Maßnahmen erweitert.
Zu den klassischen Lebensstilinterventionen, die zu einer Senkung der Blutdruckwerte führen können, zählen Abnehmen, die Restriktion der Kochsalzzufuhr, regelmäßige körperliche Aktivität, Reduktion des Alkoholkonsums, Nichtrauchen und eine gesunde, pflanzenbetonte Kost. Nun wurde die ESH-Leitlinie um die Empfehlungen zu einer höheren Kaliumaufnahme und Maßnahmen zur Stressreduktion erweitert.
„Dass Stress, Ärger oder auch traumatische Ereignisse die Blutdruckwerte in die Höhe treiben, ist seit Langem bekannt. Relativ neu sind aber Daten, die zeigen, dass Antistresstraining, insbesondere Atemübungen, Yoga und Meditation den Blutdruck positiv beeinflussen kann. Auch wenn das Ausmaß der dadurch erzielten Blutdrucksenkung geringer als das der bereits bekannten Lebensstilfaktoren und der Evidenzgrad noch gering ist, haben die Leitlinienautorinnen und -autoren diese Maßnahmen in die Empfehlungen implementiert und damit ein klares Zeichen gesetzt“, erklärt der Experte.
„Ärztinnen und Ärzte sollten besonders dann an diese Maßnahme denken, wenn die Betroffenen keine der ,klassischen‘ Hypertonierisikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsarmut, ungesunde Ernährungsgewohnheiten, Rauchen oder einen erhöhten Alkoholkonsum aufweisen.“ Wie der Experte weiter ausführt, ist insbesondere die nächtliche Hypertonie häufig stressbedingt. Maßnahmen zur Stressreduktion können somit bei sehr vielen Patienten eine sinnvolle Zusatzmaßnahme darstellen. Nach wie vor müsse jedoch eine medikamentöse Therapie eingeleitet werden, wenn die Blutdruckwerte über 140/90 mmHg liegen, betont Prof. van der Giet. „Nur bei hoch-normalen bzw. leicht erhöhten Blutdruckwerten kann zunächst ein Versuch unternommen werden, die Blutdruckwerte durch die Änderung des Lebensstils in den Normbereich zu bringen.“
Neben dem Stressmanagement wurde ein weiterer neuer Baustein in das Maßnahmenpaket der Lebensstilinterventionen aufgenommen. Die Leitlinien empfehlen erstmals eine höhere Kaliumzufuhr. Studien hatten gezeigt, dass Kalium den Blutdruck senken kann, wobei allerdings ein Kaliumexzess vermieden werden muss. Die Leitlinien sprechen sich daher vornehmlich für die diätetische Kaliumaufnahme aus, da eine Kaliumaufnahme von bis zu 3.000 mg allein durch vier bis fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag erreicht werden kann. Doch es gibt eine wichtige Einschränkung: Die Empfehlung zur erhöhten Kaliumaufnahme gilt nicht für Menschen mit einer fortgeschrittenen chronischen Nierenkrankheit (CKD).
„Die größte Herausforderung bei allen Lebensstilinterventionen ist, ähnlich wie bei der medikamentösen Therapie, die Adhärenz der Patientinnen und Patienten. Anfangs krempeln die Betroffenen begeistert ihr Leben um, treiben Sport, ernähren sich gesund, doch häufig fallen sie dann schon nach kurzer Zeit in ihre alten Gewohnheiten zurück. Wir Ärztinnen und Ärzte haben die Aufgabe, hier immer wieder zu motivieren und die positiven Effekte dieser Maßnahmen zu erklären", so van der Giet. Er empfiehlt daher, Patienten auch auf die Programmangebote der Krankenkassen aufmerksam zu machen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Hochdruckliga. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Darryl Low, unsplash.