Viele Faktoren können das Körpergewicht beeinflussen und häufig ist Übergewicht multifaktoriell bedingt. Doch gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Antibiotika und der Entwicklung eines erhöhten Körpergewichts? Und welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang das intestinale Mikrobiom?
Die Gesamtheit aller im menschlichen Darm lebenden Mikroorganismen werden als Mikrobiota bezeichnet.1 Gemeinsam mit ihrem Metagenom und den im Darm herrschenden Umweltbedingungen spricht man vom sogenannten intestinalen Mikrobiom.1
Das Mikrobiom kann als ein empfindliches Ökosystem betrachtet werden, das sich im Laufe des Lebens verändert. Schon bei der Geburt wird ein großer Anteil der Bakteriengemeinschaft von der Mutter auf das Kind übertragen. In den darauffolgenden Jahren reift das Mikrobiom des Kindes durch den Kontakt mit Bakterien aus Muttermilch, Breimahlzeiten und der Übertragung von Mikroben durch Mitmenschen, Lebensmitteln und Gegenständen,2 um dann im jungen Erwachsenenalter eine relativ stabile Zusammensetzung anzunehmen. Ein allgemeingültiges gesundes Mikrobiom konnte bisher nicht bestimmt werden,3 denn unser Mikrobiom ist so individuell wie unser Fingerabdruck. Das Mikrobiom ist eine dynamische Mikrobengemeinschaft, die durch viele Faktoren beeinflusst und gestört werden kann: eine entscheidende Rolle spielt hier die Ernährung, der Lebensstil und -raum, aber auch Erkrankungen und Medikamente können das Mikrobiom wesentlich beeinflussen. Vor allem in jungen Jahren, wenn sich noch keine stabile Mikrobiota entwickelt hat, scheint die mikrobielle Gemeinschaft anfälliger für Störungen zu sein.2
Das intestinale Mikrobiom übernimmt zahlreiche wichtige Funktionen, wie etwa bei der Verdauung, dem Stoffwechsel und der Aufnahme von Nährstoffen aus unserer Nahrung.2,4 Es ist somit naheliegend, dass sich Medikamente, wie z. B. Antibiotika, die bekanntermaßen einen Einfluss auf die Mikroben unseres Darms haben, auch auf unseren Stoffwechsel und damit auf unser Körpergewicht auswirken können. Störungen der Mikrobiota, auch Dysbiose genannt, treten insbesondere bei Patient:innen auf, die in ihren frühen Lebensjahren eine Antibiotikatherapie erhalten haben.5, 6 ,7 Der Medikamenteneinsatz bei Kindern kann zu langfristigen Veränderungen in der Zusammensetzung der Mikrobiota führen8 und die Stoffwechselfunktion der Patient:innen dauerhaft beeinträchtigen.9
Insgesamt ist das Verständnis darüber wichtig, dass nicht die Antibiotika selbst zu einem erhöhten Körpergewicht führen, sondern die Ursache für Veränderungen der Mikrobiota (Dysbiose) sind. Diese wiederum können eine erhöhte Energieaufnahme aus der Nahrung und eine daraus resultierende Gewichtszunahme bedingen.11Mehrere Studien deuten darauf hin, dass ein verändertes Verhältnis der Darmflora, insbesondere ein höherer Teil von Bacillota gegenüber Bacteroidota, mit einer effizienteren Ausnutzung der Nahrung assoziiert ist, was unter bestimmten Bedinungen, zu einer Gewichtszunahme beitragen kann.15-17
Anhand der Verdauung von nicht-resorbierbaren Kohlenhydraten, wie Ballaststoffen, komplexen Kohlenhydraten oder resistenter Stärke, lässt sich die Bedeutung des Mikrobioms sowie einer gesunden Ernährung deutlich erkennen: Einige Bakterienarten sind in der Lage aus nicht-resorbierbaren Kohlenhydraten kurzkettige Fettsäuren (SCFAs = „short chain fatty acids“) zu bilden. SCFAs, wie Acetat, Propionat und Butyrat beeinflussen unter anderem das Sättigungsgefühl, die Insulinausschüttung und die Glukoseaufnahme im Körper.1,18
Fest steht, dass der Einsatz von Antibiotika v. a. bei Kindern zu Veränderungen der Darmflora führen kann. Veränderungen des Mikrobioms, sowohl auf kompositioneller als auch auf funktioneller Ebene, können langfristige Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Patient:innen haben und damit in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko der Entwicklung einer Adipositas im Erwachsenenalter stehen.
Letztlich werden Antibiotika auch in Zukunft von entscheidender Bedeutung in der Therapie bakterieller Infektionen sein. Ihr Einsatz sollte jedoch umsichtig und rational erfolgen, um sowohl bakteriellen Antibiotikaresistenzen, als auch potenzielle individuelle Gesundheitsrisiken, wie Übergewicht und Adipositas, zu vermeiden.
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