Die Lewy-Körper-Demenz kann man erkennen, bevor Symptome auftreten: Der Verlust des Geruchssinns liefert erste Hinweise. In Kombination mit einem weiteren Test soll bald eine besonders eindeutige Prognose möglich sein.
Die Lewy-Körper-Demenz ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Eine Forschergruppe der Universität Lund hat nun herausgefunden, dass ein verminderter Geruchssinn eng mit der Lewy-Körperchen- Demenz verbunden ist, noch bevor sich andere eindeutige Symptome entwickelt haben. Weiterhin zeigten die Wissenschaftler, dass die Krankheit mithilfe eines Tests der Rückenmarksflüssigkeit erkannt werden kann – ebenfalls bevor Symptome auftreten.
„Die Lewy-Körperchen-Demenz wird durch die Fehlfaltung des Proteins Alpha-Synuclein im Gehirn verursacht. Dabei verklumpt das Protein und bildet so genannte Lewy-Körperchen, die die Nervenzellen schädigen“, erklärt Neurologe Prof. Oskar Hansson. Bis vor kurzem konnte man erst nach dem Tod einer Person mit Bewegungsstörungen oder kognitiven Beeinträchtigungen mit Sicherheit sagen, ob sie Lewy-Körperchen im Gehirn hatte. Nun ist es möglich, mithilfe des Liquorstest festzustellen, ob das fehlgefaltete Protein vorliegt.
Die Forschungsgruppe um Prof. Hansson schloss kürzlich eine große Studie mit über 1.100 Personen ab, bei denen zunächst keine kognitiven oder motorischen Beeinträchtigungen auftraten. Es stellte sich jedoch heraus, dass fast zehn Prozent von ihnen Lewy-Körperchen im Gehirn hatten. Dies ergab die Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit. „Wir beobachteten, dass bei denjenigen, die Lewy-Körper im Gehirn hatten, die kognitiven Funktionen im Laufe der Zeit abnahmen. Sie waren es auch, die in den kommenden Jahren die Parkinson-Krankheit oder Lewy-Körper-Demenz entwickelten“, sagt Oskar Hansson. Es ist also möglich, die Lewy-Körperchen-Demenz zu erkennen, noch bevor die ersten Symptome auftreten.
Weiterhin stellten die Forscher fest, dass Lewy-Körperchen stark mit einem verminderten Geruchssinn verbunden sind, noch bevor sich andere Symptome entwickelt haben. Auch der Geruchssinn verschlechtert sich mit dem Fortschreiten der Krankheit. Der Zusammenhang ist so eindeutig, dass es hilfreich sein könnte, Personen über 60 Jahre zunächst mit einem Geruchstest zu untersuchen. In Kombination mit der Untersuchung des Liquors könne man dann die Lewy-Körperchen-Demenz frühzeitig erkennen, so die Studienautoren.
„Derzeit werden mehrere Medikamente entwickelt, die auf Lewy-Körperchen abzielen, in der Hoffnung, die Krankheit zu verlangsamen. Höchstwahrscheinlich hat diese Art von Medikamenten die besten Chancen, wirksam zu sein, wenn sie in einem frühen Stadium der Krankheit verabreicht werden“, so Hansson. Es gebe jedoch viele Ursachen für den Verlust des Geruchssinns, die nicht mit der Lewy-Körperchen-Demenz zusammenhängen, weshalb der Test mit der Rückenmarksflüssigkeit wichtig sei.
In einer zweiten Veröffentlichung untersuchte die Forschergruppe über 800 Personen mit kognitiven Schwierigkeiten und stellte fest, dass etwa ein Viertel der Testergebnisse auf eine Lewy-Körperchen-Demenz hindeutete. Etwa 50 Prozent der Personen mit Lewy-Körperchen-Demenz wiesen auch eine Anhäufung der Proteine Amyloid und Tau auf, die mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht werden. Bei Personen, die sowohl Amyloid und Tau als auch Lewy-Körperchen aufwiesen, schritt die Krankheit schneller voran. Dies deutet darauf hin, dass diese Hirnveränderungen zusammenwirken, was für die Vorhersage der Patientenprognose von großer klinischer Bedeutung ist.
„Ich glaube, dass dieser Test für die Lewy-Körperchen-Demenz relativ bald zum Einsatz kommen wird, um die Diagnose und Prognose in Kliniken zu verbessern, die Menschen mit Bewegungsstörungen und kognitiven Symptomen betreuen“, so der Wissenschaftler. Hansson hofft, dass es ähnlich wie bei der Alzheimer-Krankheit möglich sein wird, einen Bluttest für die Lewy-Körperchen-Demenz zu entwickeln. Eine der Herausforderungen dabei ist, dass die Konzentration der aus dem Gehirn stammenden Proteine im Blut oft 100–1.000-mal niedriger ist als in der Rückenmarksflüssigkeit. Daher sei es schwierig, Lewy-Körper-Veränderungen zu erkennen. Die Studienautoren zeigen sich dennoch optimistisch.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Lund University. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Felipe Simo, unsplash