Im Internet findet man so einige Glücksstrategien – darunter Spazierengehen oder Meditation. Aber funktionieren sie wirklich?
Ein Spaziergang im Wald, Meditation am Morgen oder Kaffeeklatsch mit Freunden – über die stimmungsaufhellende Wirkung solcher Strategien findet man auf Social Media und auf verschiedenen Websites tausende anekdotische Beweise. Aber wie steht es um die Evidenz? Zwei Psychologen haben jetzt ein systematisches Review veröffentlicht, in dem sie der Frage nachgegangen sind, ob solche Routinen tatsächlich funktionieren. Die Studie ist in Nature Human Behaviour erschienen.
Dazu recherchierten sie zunächst im Internet, um die 5 häufigsten Strategien zu ermitteln, die in Medien empfohlen werden, wenn man über Google nach Begriffen wie „how to be happy“ und „happiness strategies“ sucht. Die 5 häufigsten Ratschläge waren:
Bei ihrer Literaturrecherche konnten die beiden Wissenschaftler mehr als 500 Studien ausfindig machen, die die Strategien in nicht-klinischen Settings untersucht hatten. Letztlich bezogen sie aber weit weniger Studien in die Analyse ein. Nur 57 Untersuchungen lieferten verlässliche Daten, um die Effektivität eines bestimmten Ansatzes zu bewerten.
Das ernüchternde Ergebnis ihrer Analyse: Das Ausdrücken von Dankbarkeit und soziale Interaktion könnten das Glücksempfinden zwar temporär verbessern. Für Bewegung, Achtsamkeit und Meditation sowie der Zeit in der Natur fanden die Forscher aber nur wenige Hinweise. Heißt das, dass diese Strategien nicht glücklicher machen, also gar nicht funktionieren?
„In dieser Arbeit geht es nicht so sehr um ‚Glücksstrategien‘, sondern vielmehr darum, wie sich die Forschungspraktiken verändert haben“, sagt Dr. Peter Malinowski, Dozent für Gesundheitspsychologie an der Liverpool John Moores University. Auf dieser Grundlage könne man nicht viel über die Frage sagen, ob die verschiedenen Glücksstrategien tatsächlich wirksam sind. „Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass – gemessen an den aktuellen Standards für empirische Strenge – nur wenige Studien den Anforderungen genügen“, so Malinowski.
„Wir wissen, dass Menschen unterschiedlich ticken, deswegen könnten einige dieser Strategien nur für einige Menschen hilfreich sein, für andere aber nicht“, merkt Prof. Til Wykes, Leiterin der School of Mental Health and Psychological Sciences vom King's College London, an. „Das bedeutet, dass wir darüber nachdenken müssen, wie wir die passende Strategie für den Einzelnen finden.“
Das schließen auch die Forscher aus ihrer Untersuchung. Die Kernaussage lautet demnach nicht, dass diese Strategien nicht glücklich machen. Vielmehr zeigen die Ergebnisse, dass die Beweise dafür, dass diese Strategien tatsächlich für jeden geeignet sind, schwächer sind, als man es beim Blick ins Internet vielleicht denken könnte. Die Forscher weisen daher auf die dringende Notwendigkeit hin, bessere Experimente zu dem Thema durchzuführen. Ob der Spaziergang in der Natur für einen persönlich die beste Glücksstrategie ist, kann man zum Glück leicht selbst herausfinden.
Bildquelle: Dayne Topkin, unsplash