Einst waren Hormonersatztherapien verteufelt – mittlerweile relativieren zahlreiche Studien die Gefahren. Was solltet ihr euren Patientinnen empfehlen?
Hitzewallungen, Schlafstörungen, Schwindel, Migräne, Parästhesien, Herzklopfen, Gereiztheit, Nervosität, Depression, Erschöpfung, vaginale Atrophie, Gelenkbeschwerden, Harnwegsbeschwerden, Muskelschmerzen, Dyspareunie und mehr: Die Liste möglicher Symptome bei der Menopause ist lang.
Starke Beschwerden hat im Schnitt jede dritte Frau. Ein Drittel berichtet über moderate Symptome und ein weiteres Drittel kommt ohne nennenswerte Beschwerden durch diese Zeit. Allerdings halten die mehr oder minder starken Qualen teilweise für bis zu 13 Jahre an – und beeinträchtigen die Lebensqualität auf ganz unterschiedliche Art und Weise. In einer großen Kohorte hatten 13,4 Prozent mindestens einmal im Beruf Probleme aufgrund von Wechseljahresbeschwerden. Und 10,8 Prozent gaben an, im letzten Jahr nicht zur Arbeit gegangen zu sein. Ist das unvermeidlich?
Zwar lindern Hormonersatztherapien die Beschwerden – nur stehen sie mit erhöhten Krebsrisiken in Verbindung. Auch kardiovaskuläre Risiken scheinen erhöht zu sein. Doch die Zweifel an älteren Studien wachsen.
„Obwohl viele randomisiert-kontrollierte Studien und Beobachtungsstudien ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei einer Hormontherapie in den Wechseljahren gezeigt haben, müssen diese Ergebnisse sorgfältig im Kontext der einzelnen Patientin interpretiert werden“, schreibt eine Forschergruppe jetzt im Canadian Medical Association Journal. So hatten Patientinnen, die konjugierte Östrogene allein erhielten, im 20-Jahres-Follow-up der Women’s Health Initiative (WHI) ein geringeres Brustkrebsrisiko als Patientinnen, die Placebo bekamen. Andere Studien zeigten auch ein geringeres Brustkrebsrisiko bei Personen, die nur Östrogen erhielten, im Vergleich zu denen, die eine kombinierte Hormontherapie in den Wechseljahren bekamen.
Daten aus randomisiert-kontrollierten Studien und aus Beobachtungsstudien zeigen auch, dass eine Hormontherapie in den Wechseljahren kardiovaskuläre Risiken nicht erhöht; einige Biomarker verbessern sich sogar. Bei frühzeitigem Beginn der Hormonersatztherapie gab es auch keine Assoziation mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko, unabhängig vom Verabreichungsweg, der Art der Therapie, dem Wirkstoff und der Dauer.
Wie die Forschergruppe schreibt, lohne es sich, einen Blick auf den vielfältigen Nutzen der Hormonersatztherapie zu werfen. Als großen Vorteil geben sie an, dass sich typische Symptome bei bis zu 90 Prozent der Patientinnen verringern.
Trotz früher Bedenken hinsichtlich eines erhöhten Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse deuten Studien speziell bei Frauen mit relativ frühem Start der Wechseljahre auf einen gewissen protektiven Effekt hin. Zu den metabolischen Vorteilen der Hormontherapie in den Wechseljahren gehört eine Verbesserung des Lipidprofils. Studien liefern zudem Anhaltspunkte für Verbesserung der Insulinsensitivität und deuten möglicherweise auf eine Verringerung des Diabetesrisikos hin. Gleichzeitig wird die Behandlung mit weniger Osteoporose-Frakturen in Verbindung gebracht.
Bei vaginaler Trockenheit, Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr raten die Autoren zu Gleitmitteln, Feuchtigkeitscremes, vaginalen Östrogenen oder selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM).
Es gebe auch – weniger wirksame – nicht-hormonelle Alternativen, schreiben die kanadischen Autoren. Im Artikel nennen sie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), Gabapentinoide, Clonidin und Oxybutynin. Nur haben die Präparate eben ihr ganz eigenes Nebenwirkungsprofil.
Eine andere Option: Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass kognitive Verhaltenstherapie positive Auswirkungen auf vasomotorische Symptome haben kann. Auch ein gesunder Lebensstil sollte beachtet werden.
Die S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ fasst Empfehlungen zusammen; eine Auswahl:
Bildquelle: Daniel Jensen, Unsplash