In England kam ein Baby mit extrem seltener Fehlbildung zur Welt: Das Herz schlägt außerhalb des Brustkorbes. Nur fünf bis acht Kinder von einer Million sind betroffen und weniger als zehn Prozent überleben nach der Geburt. Der bislang stabile Zustand des Neugeborenen ist außergewöhnlich.
Am 22. November kam in England ein Kind auf die Welt, dessen Herz außerhalb des Körpers schlägt. Ectopia cordis ist eine extrem seltene Fehlbildung, die fünf bis acht Kinder pro einer Million Lebendgeburten betrifft. Die Überlebenschance dieser Kinder nach der Geburt liegt bei unter 10 Prozent. Die Geburt und chirurgische Versorgung von Baby Vanellope Hope, das von fast 50 Mitarbeitern des Glenfield Hospitals betreut wurde, verlief jedoch reibungslos. ©University Hospitals of Leicester NHS Trust
Die Fehlbildung fiel erstmals in der 13. Schwangerschaftswoche im Ultraschall auf. Als Ursache kamen Chromosomenaberrationen in Frage, was weitere Fehlbildungen und Erkrankungen sehr wahrscheinlich gemacht hätte. Nachdem diese ausgeschlossen wurden, entschieden sich die Eltern gegen eine Beendigung der Schwangerschaft. Während des weiteren Verlaufs der Schwangerschaft hatten die Eltern allen Grund zu Sorge: In der 25. Schwangerschaftswoche stellten Ärzte bradykarde Herzfrequenzen von 90-100 bpm fest. Trotzdem wuchs das Kind stetig und erwies sich als erstaunlich aktiv. In der 32. Schwangerschaftswoche begann das Team des Glenfield Hospital mit der Planung der Geburt. Hierzu lieferten MRT-Aufnahmen Informationen über die kindlichen knöchernen Strukturen des Brustkorbs sowie über den Zustand der Lungen, des Herzens und des Gehirns. Fetalmediziner, Geburtshelfer, Anästhesisten, Herz- und Abdominalchirurgen und Kardiologen kamen zusammen und besprachen auf Basis der vorhandenen Informationen den optimalen Ablauf der Geburt.
In der Schwangerschaftswoche 35 ½ wurde das Kind per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht und umgehend in eine sterile Plastiktüte gewickelt, um das Herz vor Infektion und Austrocknung zu bewahren. Das Kind wurde intubiert, erhielt einen Nabelvenenkatheter zur Gabe von Medikamenten, Flüssigkeit und Sedativa. Das Herz wurde kontinuierlich mit warmer Kochsalzlösung beträufelt, um es unter der Wärmelampe vor dem Austrocknen zu schützen. Nach 50 Minuten befanden die Ärzte das Kind als stabil genug, um das Herz weiter chirurgisch zu versorgen. Die größte Sorge der Chirurgen bezüglich der Rückverlagerung des Herzens in den Brustkorb war die enorme Länge der großen Herzgefäße, die ein Verknoten und einen Verschluss der Gefäße begünstigen könnte. Man entschloss sich daher, die Öffnung der Brustwand mittels einer Schienung zu stabilisieren und daran eine Plastikfolie anzubringen, um das Herz vor äußeren Einflüssen zu schützen. Das Kind blieb während der gesamten Operation in einem stabilen Zustand und befindet sich seitdem auf der Intensivstation des Krankenhauses. Wenn das Kind an Größe und Gewicht zugenommen hat, soll sein Herz in einer weiteren Operation endgültig hinter der Brustwand positioniert und diese geschlossen werden.