Trainierte Spürhunde sind in der Lage, Post-COVID zu erschnüffeln. Ein Forscher-Team hofft nun, den Ursachen der Erkrankung auf die Spur zu kommen, indem sie herausfinden, welche Stoffe die Hunde riechen.
Die Ursachen für das Post-COVID-Syndrom sind bisher nicht geklärt. Ausgebildete Corona-Spürhunde sind aber in der Lage, Proben von Post-COVID-Betroffenen von denen gesunder Menschen zu unterscheiden. Ein Team aus Forschern der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der TU Braunschweig wollen nun untersuchen, welche Stoffe die Hunde riechen.
Es ist das Ziel der Forscher, zu klären, ob virale Überreste oder veränderte Stoffwechselprozesse an der Entstehung von Post-COVID beteiligt sind. Das Projekt „Detektion und Entschlüsselung von Post COVID mit Hunden, Metabolomik und Machine Learning“ ist Teil der aktuellen Förderrunde des COVID-19-Forschungsnetzwerk Niedersachsen: Dort werden ab dem 1. Juli 2023 vierzehn interdisziplinäre niedersächsische Kooperationsprojekte gefördert, um die medizinischen und die gesellschaftlichen Langzeitfolgen der SARS-CoV-2-Pandemie zu erforschen.
Ein Team aus der Klinik für Kleintiere der TiHo veröffentlichte letztes Jahr eine Studie, die zeigte, dass Hunde Proben von Post-COVID-19-Patienten erkennen können. Die Hunde waren zuvor mit Proben von SARS-CoV-2-infizierten Personen trainiert worden und zeigten diese Proben mit hoher Genauigkeit an.
Die Tiere riechen vermutlich nicht die Viren selbst, sondern flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC), die durch die Stoffwechselvorgänge während einer Virusinfektion entstehen. „Auch, wenn wir noch nicht entschlüsselt haben, wie Hunde Corona so präzise erschnüffeln können, sind wir uns sicher, dass Sie uns helfen werden, das Post-COVID-Syndrom weiter zu erklären und damit die zukünftige Diagnostik zu verbessern.“
„Dogolomics wird stark von unserem Projekt DEFEAT Corona profitieren, über das wir schon viele Menschen mit Post-COVID erreichen und untersuchen konnten“, sagt Prof. Alexandra Dopfer-Jablonka aus der MHH-Klinik für Rheumatologie und Immunologie. „Gemeinsam wollen wir versuchen, das schwierige Thema Post-COVID in einem wirklich einzigartigen Ansatz zu entschlüsseln,“ fügt ihr Kollege Prof. Georg Behrens hinzu.
Die Diagnose des Post-COVID-Syndroms ist komplex und schwierig. Mehr als 200 Symptome, die mehrere Organsysteme betreffen, wurden bei Post-COVID identifiziert. Dazu gehören beispielsweise Müdigkeit, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Verwirrung, „Hirnnebel“ oder Depression. Die Symptome ähneln denen des chronischen Erschöpfungssyndroms (CFS) und des Sjögren-Syndroms. Dass die Symptome aller drei Erkrankungen unspezifisch sind, erschwert die Diagnose und die Unterscheidung der Erkrankung.
Eine eindeutigere diagnostische Methode wäre eine Erleichterung für Betroffene. Das Forschungsteam will darum prüfen, ob Corona-Spürhunde Proben der drei Erkrankungen untereinander und von denen gesunder Kontrollpersonen unterscheiden können. Das interdisziplinäre Forschungsteam wird aufgrund bereits laufender Projekte auf gut definierte Post-COVID-, Sjögren-Syndrom- und CFS-Patientenkohorten zurückgreifen können.
Das Ziel ist es, die von den Hunden erkannte zentrale Geruchsstruktur von Post-COVID zu entschlüsseln. Dafür werden die Forscher sämtliche Stoffwechselprodukte isolieren und untersuchen (Metabolomik). Sie werden die Hunde in der Folge einzelne Moleküle oder Kombinationen in Vergleich zu echten biologischen Proben erschnüffeln lassen. Ist bekannt, welche Moleküle involviert sind, wäre es möglich, umprogrammierte Stoffwechselwege bei Post-COVID-Betroffenen zu identifizieren. Das könnte den Grundstein für eine schnelle und zuverlässige Diagnose legen.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Anna Kumpan, unsplash