Ein neues Whitepaper gibt Handlungsempfehlungen für den Umgang mit nicht-invasiver Hirnstimulation und legt einen Grundstein für eine stärkere Nutzung solcher Therapien. Lest hier, wie das Probleme in der Gesundheitsversorgung lösen könnte.
Die Corona-Pandemie hat zu einer Zunahme psychischer Erkrankungen geführt. Dadurch entstehen Engpässe im Behandlungssystem. Wartezeiten für psychotherapeutische Behandlungen werden noch länger. Psychopharmaka sind zudem stark von funktionierenden globalen Lieferketten abhängig. Umso wichtiger ist es, alternative Lösungswege für eine Stärkung der mentalen Gesundheit zu finden.
Nicht-invasive Hirnstimulation kann ein wichtiges Element sein, um psychische Erkrankungen künftig wirksam zu behandeln. Die Anwendung nicht-invasiver Hirnstimulationsmethoden, die mit elektrischer oder magnetischer Energie die Hirnaktivität beeinflussen können, hat sich als wirksam erwiesen, um diverse psychische und neurologische Erkrankungen zu behandeln und hat so das Potenzial, die Behandlungslandschaft für psychische Erkrankungen zu revolutionieren. Das „Center for Responsible Research and Innovation“ (CeRRi) des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat deshalb mit internationalen Partnern Empfehlungen zum Umgang mit nicht-invasiven Hirnstimulationen erarbeitet, die nun in einem Whitepaper veröffentlicht wurden. Das gemeinsam erarbeitete Whitepaper STIMCODE. Participative developed recommendations for non-invasive brain stimulation in the European Union kann als eine Art Fahrplan verstanden werden, wie die Zukunft der nicht-invasiven Hirnstimulation gestaltet werden sollte.
„Im partizipativen Prozess kamen viele Dinge zur Sprache, die sonst häufig übersehen werden wie z. B. die Ergonomie eines Behandlungssettings oder der mangelnde Zugang zu seriösen Informationen“, erklärt Dr. Moritz Julian Maier, Projektleiter im CeRRi des Fraunhofer IAO. Er verweist auf die Notwendigkeit, den wissenschaftlichen Diskurs mit den Erfahrungen der betroffenen Personen abzugleichen. Der zentrale Wunsch vieler Patienten war eine sichere und unkomplizierte Möglichkeit zur ambulanten Nutzung nicht-invasiver Hirnstimulationsmethoden, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden steigern.
„Um mehr und schneller Innovationen im Bereich der nicht-invasiven Hirnstimulation hervorzubringen, müssen neuartige Kooperationsformen zwischen Wissenschaft und Industrie gezielt gefördert und ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, der den Akteuren Sicherheit für ihre Forschung gibt“, fordert Prof. Katharina Hölzle, Institutsleiterin des Fraunhofer IAO. Dafür sind auch länderübergreifend einheitliche Gesetzesregelungen essenziell. Der Weg dafür ist dank der Arbeit des Gremiums mit internationalen Experten, die gemeinsam die Handlungsempfehlungen intensiv diskutiert und zusammengetragen haben, bereitet. Nun ist es an den politischen Akteuren, Gesundheitsbehörden und Forschungsförderern, nachzuziehen und die Rahmenbedingungen für eine zukünftig stärkere Nutzung nicht-invasiver Hirnstimulationsmethoden zur Krankheitsbehandlung zu schaffen.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Frauenhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Hier gehts zur Originalpublikation.
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