Forscher fanden heraus, dass übergewichtige Patienten, die wegen akuter lymphatischer Leukämie behandelt wurden, schlechtere Überlebenschancen haben als Normalgewichtige. Das Alter schien dabei keine wichtige Rolle zu spielen.
Fettleibigkeit ist eine wachsende Epidemie, die in den USA bereits 40 % der Bevölkerung betrifft. Aktuelle Studienergebnisse deuten nun darauf hin, dass sich Fettleibigkeit bzw. ein erhöhter BMI bei Jungendlichen und Erwachsenen, die unter akuter lymphatischer Leukämie (ALL) leiden, negativ auf die Behandlungsergebnisse auswirken können. „Wir wissen seit etwa fünfzehn Jahren, dass Adipositas das Überleben von pädiatrischen Patienten, die gegen ALL behandelt werden, beeinträchtigt. Seit neustem erkennen wir einen ähnlichen Zusammenhang in der erwachsenen Bevölkerung“, erklärt Hauptautor Dr. Shai Shimony. Er und sein Team wollten genauer wissen, warum diese Korrelation besteht und wie sehr sie vom Alter der Patienten beeinflusst wird.
Dazu sammelte das Team Daten von 388 Probanden im Alter von 15 bis 50 Jahren, mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren, die 2008 bis 2021 pädiatrisch gegen ALL behandelt wurden. Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen BMI, Alter, Toxizitäten und Behandlungsresultate, um Korrelationen oder Trends zu erkennen: Insgesamt hatten 53,3 % der in die Studie einbezogenen Personen einen normalen BMI, während 46,6 % als übergewichtig oder fettleibig eingestuft wurden.
Überraschenderweise stellten die Wissenschaftler fest, dass übergewichtige bzw. fettleibige Patienten zwar weniger oft an einem Rezidiv verstarben, dennoch aber eine niedrigere ereignisfreie Überlebensrate (63 % gegenüber 77 % nach 4 Jahren) und generell eine schlechtere Gesamtüberlebensrate (64 % gegenüber 83 %) also normalgewichtige Patienten aufwiesen. Bei einem BMI im Normalbereich schien das Alter keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben zuhaben: Die jüngeren Probanden (15-29) zeigten im Vergleich zu den älteren (30-50) ein gleichwertige Gesamtüberlebensrate von 83 % bzw. 85 %. Dies sei ein wichtiges Ergebnis, da das Alter bei ALL oft als prognostisch ungünstiges Merkmal angesehen werde, so die Autoren.
Interessanterweise zeigte sich, dass ein Rückfall der Krankheit nicht der Hauptgrund für die Verschlechterung der Behandlungsergebnisse war: Viel eher war es die hohe Sterblichkeit ohne Krankheitsrückfall. In puncto Toxizität zeigte sich, dass Patienten, die als übergewichtig oder fettleibig eingestuft wurden, wesentlich häufiger einen erhöhten Leberenzym- bzw. Glukosespiegel aufwiesen.
Ein höherer BMI wurde daher insgesamt mit einer schlechteren Überlebensrate in Verbindung gebracht, während das Alter nicht mit der Überlebensrate assoziiert war. Die Wissenschafter zeigten weiterhin, dass erhöhte Triglyzeride mit einer besseren Überlebensrate verbunden waren. Dieser Wert spiegelt die Aktivität der Asparaginase wider – ein wichtiger Bestandteil der angewandten Chemotherapie. Dieser Befund legt die mögliche Verwendung dieses kostengünstigen Labortests als Biomarker für die Wirksamkeit der Behandlung nahe.
„Diese Studie unterstreicht den Zusammenhang zwischen erhöhtem BMI und erhöhter behandlungsbedingter Toxizität, Nicht-Rezidiv-Mortalität und verringerter Gesamtüberlebenszeit bei Jugendlichen, die intensiv gegen ALL behandelt werden“, so Dr. Shimony. Dennoch müsse auch die Wirksamkeit des DFCI-Schemas bei Patienten im Alter von 18-50 Jahren mit normalem BMI betont werden, so der Hauptautor. Auch wenn die Studie einige Einschränkungen zeigt, hoffen die Wissenschaftler, dass zur Bestimmung der geeignetesten Behandlungsmethode zukünftig auch auf den BMI geachtet wird.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der American Society of Hematology. Hier gehts zur Originalpublikation.
Bildquelle: Towfiqu barbhuiya, unsplash.