Parkinson wird in erster Linie oft mit motorischen Symptomen, wie Muskelzittern, Muskelsteifheit und den damit verbundenen Bewegungseinschränkungen assoziiert. Doch neben diesen klassischen Symptomen sind Patient:innen oft auch von sogenannten nicht-motorischen Symptomen (NMS) betroffen.1 Diese können u.a. neben Schlafstörungen, Harnwegs- und Verdauungsproblemen auch Tabuthemen wie Depressionen oder sexuelle Funktionsstörungen umfassen.2
Gerade Sexualstörungen äußern sich bei Parkinson geschlechtsspezifisch:Männer leiden im Vergleich zu Frauen im stärkeren Ausmaß an sexuellen Funktionsstörungen und einer Beeinträchtigung ihrer sexuellen Beziehungen.3
Wie in Abbildung 1 ersichtlich, zeigen 35 % der männlichen Parkinson-Patienten diese Symptomatik im Vergleich zu nur 15 % bei den Patientinnen.2
Abb. 1: Verteilung von nicht-motorischen Symptomen (NMS) nach Geschlecht2
So ist bei keinem anderen der in Abbildung 1 aufgeführten NMS der Unterschied zwischen Frauen und Männern mit Parkinson so ausgeprägt wie in diesem Bereich.2 Die geschlechtsspezifischen Prävalenzen sehen dazu folgendermaßen aus:4
Der Anteil an Parkinson-Patienten mit erektiler Dysfunktion liegt bei 43-79 %. Darüber hinaus leiden 41 % der Patienten an vorzeitiger Ejakulation und 79 % an beeinträchtigtem bzw. fehlendem Ejakulationsvermögen.4
Im Verlauf der Erkrankung werden diese Symptome oftmals besonders belastend – sowohl für die Betroffenen als auch für Angehörige.1 Häufig sind Partnerschaft und Familienleben beeinträchtigt. Da es sich z. T. um schambehaftete Themen handelt, ergibt sich für die aktive ärztliche Aufklärung eine besondere Relevanz.
Sexualität ist ein zentraler Aspekt des Lebens und sexuelle Gesundheit untrennbar mit Gesundheit insgesamt, Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden. Auch bei Parkinson-Patient:innen deuten Studien darauf hin, dass das Bedürfnis nach Intimität und das Ausleben der eigenen Sexualität eine wichtige Dimension der Lebensqualität einnehmen.5 Dass auf ärztlicher Seite dieser Symptombereich oftmals nicht proaktiv angesprochen wird, ist sicher einerseits auf zeitliche Zwänge zurückzuführen. Andererseits kann das Thematisieren sexueller Angelegenheiten im ärztlichen Kontext auch zu Irritationen führen, vor allem bei fehlender Gesprächsroutine in diesem Bereich.5
Eine Methode, mit der die Kommunikation zu diesem heiklen Thema gelingen kann, ist das Open Sexual Communication (OSEC)-Modul:5 Die amerikanische Parkinson-Spezialistin und Sexualtherapeutin Gila Bronner entwickelte diese validierte Kommunikationsmethode zum Management von Sexualstörungen bei Parkinson-Patient:innen im Rahmen ärztlicher Routine-Termine.5 Das darin enthaltende OSEC-Modul dient zur Initiierung eines Gesprächs zum Thema Sexualität inkl. Identifizierung entsprechender Probleme und umfasst folgende Schritte:5
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