Sportexperten sind der Meinung, dass sich junge Sportler nach einem Kopftrauma länger erholen sollten. Der Grund: Laut einer Studie erhöht sich nach einer Gehirnerschütterung das zukünftige Verletzungsrisiko um 50 %.
Gerade im Kontaktsport sind Gehirnerschütterungen keine Seltenheit. In einer aktuellen Studie wurden erstmals die langfristigen Auswirkungen eines Schädelhirntraumas und das spätere Verletzungsrisiko von 1.455 Profifootballern analysiert.
Ein australische Forschungsteam verfolgte dazu Junior-Spieler der Australian Football League (AFL) über einen Zeitraum von sieben Spielperioden. Dabei stellten sie fest, dass Footballspieler, die ein Schädelhirntrauma erlitten hatten im Vergleich zu Spielern, die sich noch nie verletzt hatten, ein etwa 1,5-fach höheres Risiko aufwiesen, sich in Zukunft erneut zu verletzen. Dieses erhöhte Risiko galt auch für Spieler, die Verletzungen der oberen und unteren Gliedmaßen erlitten.
In der AFL gehören Gehirnerschütterungen zu den häufigsten Verletzungen: Auf 1.000 Spielstunden kommen durchschnittlich sechs Gehirnerschütterungen. Laut Richtlinien der AFL darf ein Spieler, der eine Gehirnerschütterung erlitten hat, frühestens 12 Tage nach der Verletzung und nur nach Teilnahme an einem Return-To-Play-Programm wieder auf den Platz.
Das signifikant erhöhte Verletzungsrisiko nach einer Gehirnerschütterung deute daraufhin, dass für einige Spieler eine längere Erholungszeit erforderlich sei, so der leitende Forscher Dr. Hunter Bennett: „Die derzeitige Empfehlung von 12 Tagen nach einem Schädelhirntrauma reicht möglicherweise nicht aus, um eine vollständige Erholung bei Profifootballern unter 18 Jahren zu gewährleisten“, sagt der Wissenschaftler. Dies könnte auch darauf hindeuten, dass die körperlichen Beeinträchtigungen nach einer Gehirnerschütterung untersucht werden sollten, bevor ein Spieler wieder mit dem Sport beginnt.
„Eine Gehirnerschütterung ist eine häufige Verletzung, die zu Beeinträchtigungen des Gleichgewichts, der Koordination, der Reaktionszeit und der Entscheidungsfindung führen kann – und diese Beeinträchtigungen können das Risiko für andere Verletzungen erhöhen, wenn ein Sportler ins Spiel zurückkehrt, bevor er vollständig genesen ist“, fasst Dr. Bernett die Ergebnisse zusammen. In einer kürzlich veröffentlichten Konsenserklärung zu Gehirnerschütterungen im Sport heißt es außerdem, dass Kinder und Jugendliche bis zu vier Wochen brauchen, um sich von einer sportbedingten Gehirnerschütterung zu erholen.
Wiederholte Verletzungen beeinträchtigen demnach nicht nur den Erfolg der Mannschaft, sondern vor allem die Gesundheit der Spieler und ihre Karrieredauer: „Im Spitzensport besteht auch die Gefahr, dass junge Athleten nach einer Verletzung zu früh in den Sport zurückzukehren, da sie befürchten, dass sie durch das Fehlen von Spielen von der Kaderplanung oder von Wettkämpfen ausgeschlossen werden“, erklärt Dr. Barnett.
„Da wir wissen, dass Athleten nach einer Gehirnerschütterung ein höheres Risiko für eine weitere Verletzung haben, sollten wir sorgfältigere Rehabilitationsstrategien entwickeln, um zu überwachen, wann ein Athlet vollständig genesen und wirklich bereit ist, wieder zu spielen“, so der Forschungsleiter. Künftige Forschungsarbeiten sollten darauf abzielen, optimale Rehabilitations- und Verletzungspräventionsstrategien für Sportler mit Gehirnerschütterungen zu entwickeln, so die Wissenschaftler.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of South Australia. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Anushka Srivastav, unsplash.