Zur Therapie des paroxysmalen Lagerungsschwindels eignen sich zwei manuelle Bewegungsmanöver, die Ärzte durchführen können. Aber welches von beiden ist besser? Das haben jetzt deutsche Forscher untersucht.
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (Benign Paroxysmal Positional Vertigo, BPPV) ist eine häufige, wenn nicht sogar die häufigste Schwindelform beim Menschen. Leitsymptome sind kurze und heftige Drehschwindelattacken, die zum Teil mit Übelkeit verbunden sind. Sie treten typischerweise beim Hinsetzen, Hinlegen oder beim Drehen im Liegen, manchmal auch bei schnellen Kopfbewegungen auf. Betroffene sind im Alltag oft stark beeinträchtigt.
Ausgelöst wird der BPPV durch Veränderungen im Gleichgewichtsorgan, häufig weil sich Otolithen (Ohrsteinchen) abgelöst haben und frei in der Flüssigkeit der Bogengänge schwimmen. Als Therapie der Wahl gelten daher manuelle Bewegungsmanöver, bei dem der Arzt den Kopf und Oberkörper des Patienten in einer bestimmten Positionsabfolge bewegt, um die Steinchen aus den Bogengängen heraus zu befördern.
Zwei Manöver haben sich dabei als wirksam erwiesen: das Epley-Manöver (EM) und das Semont-Manöver (SM bzw. SM-plus, eine optimierte Version). Bei korrekter Durchführung ist den meisten Betroffenen damit geholfen, die Erfolgsquote liegt bei 95 %. Patienten können diese nach Anleitung auch selbst zuhause ausführen. In einer randomisierten, prospektiven Studie haben deutsche Forscher jetzt untersucht, welche der beiden Methoden besser geeignet ist.
Dazu verglichen sie die Wirksamkeit des SM-plus mit dem Epley-Manöver bei 214 Patienten mit BPPV, bei denen der hintere der drei Bogengänge betroffen ist (posterior canal, pcBPPV). Die Betroffenen erhielten ein erstes ärztlich durchgeführtes Manöver und praktizierten dies dann nach genauer Anleitung (schriftlich und bildlich) als Selbstmanöver 9x pro Tag zu Hause (je 3x morgens, mittags und abends). Die Probanden sollten jeden Morgen dokumentieren, ob sie noch einen Lagerungsschwindel hatten. Primärer Endpunkt war die Anzahl der Tage, bis an drei aufeinanderfolgenden Tagen keine Morgensymptome mehr ausgelöst werden konnten. Sekundärer Endpunkt war die Wirkung des ersten ärztlich durchgeführten Manövers.
Die mittlere Dauer bis zum primären Endpunkt betrug in der SM-plus-Gruppe 2,0±1,6 Tage (median 1 Tag; Range 1–8) und in der EM-Gruppe 3,3±3,6 Tage (median 2; Range 1–20 Tage; p = 0,01). 19 Betroffene der EM-Gruppe (19,6 %) berichteten von Übelkeit während der Selbstmanöver, in der SM-plus-Gruppe 24 (24,5 %). Für den sekundären Endpunkt konnten die Forscher keinen signifikanten Unterschied feststellen. In der SM-plus-Gruppe waren danach 68,4 % und in der EM-Gruppe 62,9 % zunächst schwindelfrei. Am nächsten Morgen hatten von diesen zunächst beschwerdefreien Personen 25,4 % (SM-plus) und 24,6 % (EM) wieder einen pcBPPV. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten in keiner Gruppe auf.
„Die relativ hohe Rezidivquote nach einmaliger ärztlicher Behandlung zeigt, dass es sinnvoll ist, den Betroffenen ein Selbstmanöver beizubringen“, erklärt Michael Strupp, Erstautor der Studie vom Deutschen Schwindel- und Gleichgewichtszentrum am Klinikum der Ludwig Maximilians Universität München. „Nach unseren Studienergebnissen sollte sowohl für das erste ärztliche Manöver als auch für die Selbstmanöver das SM-plus verwendet werden, wenn medizinisch nichts dagegenspricht.“
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