Wer ein hohes Risiko für Typ-2-Diabetes aufweist, kann präventiv Medikamente einnehmen. Oft ist jedoch unklar, welche am effektivsten wirken. Forscher haben genetische Varianten identifiziert, die mit dem Ansprechen auf Antidiabetika in Verbindung stehen.
Bei den derzeit verfügbaren Therapien von Typ-2-Diabetes bleiben die zugrunde liegende Genetik oder Pathophysiologie einer Person unberücksichtigt. Dies erschwert eine individuelle und zielgenaue Behandlung. Ein amerikanisches Forscherteam hat nun untersucht, ob ein genomweiter Ansatz neue pharmakogenetische Assoziationen aufdecken und Erkenntnisse über die Bedeutung bekannter genetischer Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes liefern könnte.
Dazu sammelten die Forscher im Rahmen der SUGAR-MGH-Studie genetische Daten von 1.000 Personen, die ein hohes Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes aufwiesen und die eine kurze Behandlung mit Metformin und Glipizid erhielten. Unter der Leitung von Endokrinologin Dr. Josephine Li dokumentierte das Team den Blutzucker- und Insulinspiegel der Patienten nach der Einnahme einer der beiden Medikamente.
„Wir haben eine genomweite Assoziationsstudie durchgeführt, um genetische Varianten, die mit dem Ansprechen auf die Medikamente in Verbindung stehen, umfassend zu identifizieren. Wir haben auch den Einfluss bereits bekannter genetischer Varianten für Typ-2-Diabetes und glykämische Merkmale auf die Ergebnisse von SUGAR-MGH untersucht“, sagt Dr. Li. „Unsere Studie ist insofern einzigartig, als dass mehr als ein Drittel der SUGAR-MGH-Teilnehmer nicht-europäischer Abstammung waren, im Gegensatz zu bestehenden pharmakogenetischen genomweiten Assoziationsstudien.“
Fünf genetische Varianten wurden signifikant mit dem akuten Ansprechen auf Metformin oder Glipizid in Verbindung gebracht. Drei davon waren bei Teilnehmern afrikanischer Abstammung häufiger anzutreffen. Eine dieser afrikanischstämmigen Varianten (rs111770298) wurde im Diabetes-Präventionsprogramm bestätigt, wo Personen mit dieser Variante eine schwächere Reaktion auf die Metforminbehandlung zeigten als Teilnehmer ohne diese Variante. „Das Verständnis der Auswirkungen abstammungsspezifischer Varianten kann dazu beitragen, die Behandlungsauswahl für Bevölkerungsuntergruppen in der Zukunft zu lenken und anzupassen“, so Li.
In einer separaten Analyse wurde eine andere Variante (rs703972), von der bereits bekannt war, dass sie vor Typ-2-Diabetes schützt, mit höheren Spiegeln von aktivem glucagonähnlichem Peptid 1 in Verbindung gebracht – einem Hormon, das die Insulinsekretion anregt und den Appetit reduziert. „Die nächsten Schritte umfassen funktionelle Experimente, um die Auswirkungen der neuen genetischen Varianten zu bestätigen, die wir identifiziert haben und die mit der Reaktion des Körpers auf diese glukosesenkenden Therapien in Verbindung stehen“, sagt Li.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Massachusetts General Hospital. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Warren Umoh, unsplash