Gegen Hepatitis E gibt es bislang keine spezifischen Medikamente. Warum das Hepatitis-C-Medikament Sofosbuvir nicht wirkt, haben deutsche Forscher jetzt herausgefunden. Was heißt das für die Behandlung?
Hepatitis E kann aktuell nur mit dem Breitband-antiviralen Medikament Ribavirin behandelt werden, welches häufig starke Nebenwirkungen hervorruft. Wirkstoffe gegen andere Hepatitis-Viren helfen nur bedingt. Warum Hepatitis E der Behandlung mit dem Hepatitis-C-Medikament Sofosbuvir entgehen kann, hat ein Team um Dr. Daniel Todt in der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit Forschern aus Berlin, Hamburg und Hannover herausgefunden: Eine einzelne Mutation des Virus führt dazu, dass die Behandlung weniger effektiv ist. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Hepatology veröffentlicht.
Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist der Hauptverursacher akuter Virushepatitiden. Rund 70.000 Menschen sterben jährlich an der Krankheit. Nach dem ersten dokumentierten epidemischen Ausbruch 1955 bis 1956 vergingen mehr als 50 Jahre, bis Forscher sich intensiv des Themas annahmen. Akute Infektionen heilen bei Patienten mit intaktem Immunsystem normalerweise von selbst aus. Bei Betroffenen mit reduziertem oder unterdrücktem Immunsystem wie Organtransplantatempfängern oder HIV-Infizierten kann HEV chronisch werden. Auch für schwangere Frauen ist HEV besonders bedrohlich.
In einer früheren klinischen Studie, bei der die Bochumer Forscher beteiligt waren, wurden Patienten mit chronischer Hepatitis-E-Virus (HEV)-Infektion mit dem Wirkstoff Sofosbuvir behandelt, der eigentlich für die Behandlung von Hepatitis C entwickelt wurde. „In dieser Pilotstudie konnten wir beobachten, dass die Behandlung mit Sofosbuvir zunächst wirksam war“, berichtet Dr. André Gömer. „Die Menge der Virus-RNA sank erst einmal ab. Im Verlauf des Beobachtungszeitraums stieg sie aber wieder an. Die Therapie brachte also nicht den gewünschten Erfolg“ ergänzt Mara Klöhn. Die Forscher analysierten Proben dieser Patienten, um Varianten zu identifizieren, die das Versagen der Therapie mit Sofosbuvir erklären könnten. Davon versprachen sie sich neue Erkenntnisse, die zukünftige Medikamentenentwicklungen begünstigen sollen.
In der retrospektiven Analyse konnten sie eine einzelne Mutation in der Polymerase namens A1343V identifizieren, die parallel zum Wiederanstieg der Virus-RNA auftrat. Laborexperimente belegten, dass der Wirkstoff das mutierte Virus fünfmal weniger gut beseitigen konnte als andere genetische Varianten des Virus.
Zurzeit prüft das Forschungsteam, ob die Kombinationstherapie mit dem Standardmedikament Ribavirin die Entstehung der A1343V-Mutation verhindern kann und dadurch eine erfolgversprechende Therapieoption wäre. „Für die Entwicklung zukünftiger Therapien gegen Hepatitis E müssen wir die Rolle dieser Mutation noch besser verstehen“, resümiert Michelle Jagst.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Planet Volumes, unsplash+