Bewegung, ein stabiles soziales Umfeld und das richtige Futter: Auf den ersten Blick ist ein gutes Hundeleben nicht komplex. Doch welche wichtigen Faktoren auch eine Rolle spielen, erfahrt ihr hier.
Was genau macht einen fitten Fido aus – und welchen Einfluss hat die Umgebung eines Hundes auf seine Lebensjahre? „Die Menschen lieben ihre Hunde“, sagt Noah Snyder-Mackler, Assistenzprofessor an der Arizona State University School of Life Sciences. „Aber was die sie vielleicht nicht wissen, ist, dass diese Liebe und Fürsorge in Verbindung mit ihrer relativ kurzen Lebensspanne unsere Begleithunde zu einem großartigen Modell machen, um zu untersuchen, wie und wann Aspekte der sozialen und physischen Umgebung das Altern, die Gesundheit und das Überleben verändern können.“
Jetzt hat die größte Umfrage und Datensammlung ihrer Art – von mehr als 21.000 Hundebesitzern – die sozialen Determinanten aufgedeckt, die mit einem gesünderen Altern der vierbeinigen Begleiter der Menschen verbunden sein können. Dabei zeigte sich, dass das soziale Unterstützungsnetz eines Hundes den größten Einfluss und die stärkste Assoziation mit besseren Gesundheitsergebnissen hat – fünfmal stärker als finanzielle Faktoren, die Stabilität des Haushalts oder das Alter des Besitzers.
Unter der Leitung von Snyder-Mackler, Doktorandin Bri McCoy und MSc-Studentin Layla Brassington führten die Forscher eine umfassende Analyse einer Umfrage unter Hundebesitzern durch, die 21.410 Hunden einschloss. Die Studie ist Teil des Dog Aging Project. Hauptziel des Projekts ist es, zu verstehen, wie Gene, Lebensstil und Umwelt das Altern und den Verlauf von Krankheiten beeinflussen. Mehr als 45.000 Hunde aus den gesamten USA sind inzwischen in das Projekt eingeschrieben. „Hier sehen wir, wie Hunde uns helfen können, besser zu verstehen, wie die Umwelt um uns herum die Gesundheit beeinflusst und auf welch vielfältige Weise Hunde die menschliche Erfahrung widerspiegeln. Genau wie bei Menschen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Hunde in ressourcenarmen Umgebungen gesundheitliche Probleme haben, größer“, so Daniel Promislow, Co-Direktor und Leiter des Projekts.
In der Umfrage wurden jedem Hundehalter Fragen zu seiner Person und zu seinem Hund gestellt: zu körperlicher Aktivität, Umwelt, Verhalten des Hundes, Ernährung, Medikamenten und Präventivmaßnahmen, Gesundheitszustand und demografischen Daten des Besitzers. Anhand dieser Fragen ermittelten die Forscher fünf Schlüsselfaktoren (Stabilität der Nachbarschaft, Gesamteinkommen des Haushalts, soziale Zeit mit Kindern, soziale Zeit mit Tieren und Alter des Besitzers), welche die Zusammensetzung des sozialen Umfelds eines Hundes erklärten und mit dem Wohlbefinden des Hundes in Verbindung gebracht wurden.
Sie fanden heraus, dass das Umfeld des Hundes dessen Gesundheit, Krankheitsdiagnosen und körperliche Mobilität vorhersagt – selbst nach Bereinigung von Alter und Gewicht des Hundes. Finanzielle und häusliche Widrigkeiten waren mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einer eingeschränkten körperlichen Mobilität verbunden, während ein soziales Umfeld, wie das Zusammenleben mit anderen Hunden, mit einem besseren Gesundheitszustand verbunden war. Die Auswirkungen der einzelnen Umweltkomponenten waren nicht gleich: Die Wirkung der sozialen Unterstützung war fünfmal stärker als die der finanziellen Faktoren. „Dies zeigt, dass – wie bei vielen sozialen Tieren, einschließlich des Menschen – mehr soziale Gesellschaft für die Gesundheit des Hundes sehr wichtig sein kann“, so McCoy.
Zu den überraschenden Ergebnissen gehören: „Wir haben herausgefunden, dass die Zeit mit Kindern einen negativen Einfluss auf die Gesundheit von Hunden hat“, so Brassington. „Je mehr Kinder oder Zeit die Besitzer ihren Kindern widmen, desto weniger Zeit verbringen sie mit ihren pelzigen Kindern.“ McCoy ergänzt: „Man kann das eher als ein Problem der Ressourcenverteilung betrachten, als dass Kinder schlecht für Hunde sind.“ Die zweite kontraintuitive Erkenntnis weist auf die Rolle hin, die die Finanzen bei den Möglichkeiten der Krankheitsdiagnose spielen. Da Hunde aus wohlhabenderen Haushalten möglicherweise häufiger zum Tierarzt gebracht werden und ihre Besitzer über die finanziellen Mittel verfügen, um zusätzliche Tests zu bezahlen, führt dies dazu, dass mehr Krankheiten festgestellt werden. Die Ergebnisse blieben weitgehend konsistent, wenn man die Unterschiede in Bezug auf Gesundheit und Krankheiten zwischen reinrassigen und gemischten Hunden sowie zwischen den einzelnen Rassen berücksichtigte.
Ein wichtiger Vorbehalt und Vorsichtshinweis zu den Daten ergibt sich aus der Art der Erhebungen. Da es sich um Angaben der Besitzer handelt, kann es zu Fehlern, Verzerrungen oder Fehlinterpretationen der Umfragefragen kommen. In den nächsten Schritten soll nun untersucht werden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Umfrage und der zugrunde liegenden Physiologie gibt.
Eine Untergruppe der Hunde, etwa 1.000, ist Teil einer gezielteren Kohorte, in der Snyder-Mackler und seine Mitarbeiter über viele Jahre hinweg Blut- und andere biologische Proben sammeln. „In der zukünftigen Forschung werden wir elektronische tierärztliche Aufzeichnungen, molekulare und immunologische Messungen und körperliche Tests zu Hause untersuchen, um genauere Messungen von Gesundheit und Gebrechlichkeit bei Begleithunden zu erhalten“, so Snyder-Mackler. „Aber die Take-Home-Message ist: Ein gutes Netzwerk, eine gute soziale Bindung ist gut für die Hunde, die mit uns leben. Aber die Strukturen und Gleichgewichte, die in unserer Gesellschaft herrschen, wirken sich auch nachteilig auf unsere Haustiere aus. Und sie sind nicht diejenigen, die an ihren nächsten Gehaltsscheck oder ihre Gesundheitsvorsorge denken.“
Was für Hunde gut ist, könnte auch für Menschen ein gutes Rezept für ein gesünderes Leben sein. „Insgesamt liefert unsere Studie weitere Beweise für den engen Zusammenhang zwischen dem sozialen Umfeld und den gesundheitlichen Ergebnissen, der sich mit dem deckt, was für Menschen bekannt ist“, so Snyder-Mackler. „Wir müssen der Rolle des sozialen Umfelds auf Gesundheit und Krankheit mehr Aufmerksamkeit schenken und weiter untersuchen, wie jeder einzelne Umweltfaktor zu einem längeren gesunden Leben sowohl bei Begleithunden als auch bei Menschen beitragen kann.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Arizona State University. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Camilo Fierro, Unsplash