Bei Säuglingen stellt die Diagnose einer atopischen Dermatitis eine besondere Herausforderung dar. Japanische Forscher haben daher nun eine nicht-invasive Methode entwickelt, um die Krankheit schon im frühen Stadium erkennen zu können.
Ein Ekzem kann oft schon bei Säuglingen im Alter von ein bis zwei Monaten auftreten. Unter den verschiedenen Arten von Ekzemen, die bei Säuglingen auftreten, ist die früh einsetzende atopische Dermatitis (AD), die durch psychischen Stress und Schlafstörungen gekennzeichnet ist, besonders besorgniserregend. Studien zufolge kann eine unbehandelte AD das Risiko für allergische Erkrankungen erhöhen – eine Entwicklung, die auch als „atopischer Marsch“ bezeichnet wird. Eine frühzeitige Diagnose und Eingreifen bei AD sind notwendig, um die psychische und physische Gesundheit des Kindes zu gewährleisten.
Bei Säuglingen im Alter von ein oder zwei Monaten kann es jedoch schwierig sein, die Diagnose AD zu stellen. Abgesehen von der Zurückhaltung der Eltern, einen Arzt aufzusuchen, und der Unfähigkeit des Säuglings, seine Symptome zu äußern, kann die Diagnose einer atopischen Dermatitis auch von der Subjektivität und Erfahrung des Arztes beeinflusst werden. Darüber hinaus ist die Anwendung genauer, aber invasiver Diagnoseverfahren für AD, wie z. B. Hautbiopsien bei Säuglingen schwierig. Es besteht daher ein Bedarf an neuen objektiven und nicht-invasiven Diagnosemethoden.
In einer früheren Studie unter der Leitung von Projektleiter Takayoshi Inoue von der Biological Science Research Division der Kao Corporation konnten Forscher feststellen, dass Talg messbare Mengen menschlicher mRNA-Moleküle enthält. Sie stellten die Hypothese auf, dass die Analyse der genetischen Expression solcher RNA-haltigen Talgproben die molekularen Merkmale der atopischen Dermatitis und die zugrunde liegende Pathogenese aufdecken könnte. Auf der Grundlage dieser Entdeckung entwickelten die Forscher eine neuartige Analysemethode, die eine Transkriptomanalyse der mRNA im Sebum der menschlichen Haut ermöglicht, das mit Hilfe einer einfachen Ölabtupfungsfolie entnommen wurde.
In einer Studie im Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology bestätigten die Forscher den Nutzen dieser neuen RNA-Monitoring-Methode. Das Hauptziel dieser Studie bestand darin, festzustellen, ob die Talg-RNA zuverlässige Biomarker für die Erkennung von AD im Frühstadium bei Säuglingen liefern könnte.
Die Studienpopulation umfasste eine prospektive Kohorte von 98 ein und zwei Monate alten Säuglingen. Bei einem Teil dieser Säuglinge wurde eine AD-Diagnose gemäß den Kriterien der United Kingdom Working Party gestellt. Die Forscher entnahmen zunächst mit Hilfe einer einzigen Öltupfenfolie Talg von der Gesichtshaut aller teilnehmenden Säuglinge. Anschließend wurde die mRNA in den Hautoberflächenlipiden extrahiert, um eine Transkriptomanalyse durchzuführen. Daraus konnten die zugrundeliegenden molekularen Merkmale der früh einsetzenden atopischen Dermatitis ermittelt werden.
Die Analyse wies auf mehrere Gene mit unterschiedlicher Expression zwischen Säuglingen mit und ohne AD hin. Insbesondere beobachteten die Forscher, dass ein Monat alte Säuglinge mit AD eine geringere Expression von Genen aufwiesen, die mit dem Lipidstoffwechsel und der Lipidsynthese, den Tight Junctions, antimikrobiellen Peptiden und der Keratinisierung zusammenhängen. Weiterhin zeigten sie eine höhere Expression von Genen, die mit Immunreaktionen vom Typ Th2-, Th17- und Th22 zusammenhängen.
Vor allem aber stellte das Team fest, dass die Talg-RNA über die Veränderungen dieser Marker dazu verwendet werden kann, den Beginn der atopischen Dermatitis weit im Voraus zu erkennen. Dr. Yamamoto-Hanada, Leiter des National Center for Allergy Research am National Center for Child Health and Development, Japan, erklärt: „Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die RNA-Überwachungsmethode für die Früherkennung von AD bei Säuglingen nützlich ist und in Zukunft auch für die Überwachung der Behandlung eingesetzt werden kann.“
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Kao Corporation (Japan). Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Susan Wilkinson, unsplash