Gerade noch im Brusthaar des einen Patienten, dann verschwindet es wieder in der Kitteltasche. Nur um kurz darauf am nächsten verschwitzten Rücken zu kleben. Das geht besser!
Ärzte, wie oft reinigt ihr euer Stethoskop? Wahrscheinlich nicht oft genug, wenn man den Ergebnissen zahlreicher Studien Glauben schenken darf. Es soll sogar Ärzte geben, die ihr Stethoskop nie reinigen. Obwohl es Mediziner eigentlich besser wissen müssten, hat sich daran wohl nicht viel geändert, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Wissenschaftler analysierten darin die bakterielle Kontamination der Untersuchungsgeräte von insgesamt 30 Medizinern einer Klinik in Atlanta, Georgia. Die Forscher befragten die Probanden, wie oft sie ihre Stethoskope reinigten und nahmen zu drei verschiedenen Zeitpunkten Abstriche der Stethoskopmembranoberfläche:
Die Tupfer strichen sie auf Agarplatten aus und ließen die Kulturen wachsen. Anschließend zählten sie die Kolonien, wobei die Positivkontrolle über 35 Kolonien aufwies, die Negativkontrolle keine.
Es zeigte sich, dass nur 6 der 30 Mediziner (20 %) ihre Stethoskope regelmäßig reinigten (mindestens dreimal täglich). Rund die Hälfte der Stethoskope, die die Forscher direkt aus der Kitteltasche abstrichen, wiesen kontaminiertes Bakterienwachstum auf – durchschnittlich 24,1 Kolonien zählten die Forscher. Wenig überraschend: Bei Ärzten, die ihre Stethoskope regelmäßig reinigten, war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass die Stethoskope direkt aus dem Kittel heraus kontaminiert waren (17 % vs. 58 %).
Unmittelbar nach der Reinigung wies keines der untersuchten Stethoskope Bakterienwachstum auf (definiert als weniger als 3 Bakterienkolonien). Nach der Untersuchung eines einzelnen Patienten waren immerhin 36,7 % der Stethoskope kontaminiert und wiesen durchschnittlich 9 Bakterienkolonien auf.
„Diese Studie bestätigt, dass unsere Stethoskope häufig mit Bakterien kontaminiert sind und nur wenige von uns sie reinigen“, kommentiert Dr. Neil H. Winawer, Medizinprofessor an der Emory University School of Medicine in Atlanta, Georgia, die Ergebnisse. „Die hohe Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Kontamination aus dem Kittel heraus – und nach der Untersuchung von nur einem Patienten – spricht für eine Dekontamination vor (und nicht nach) jedem Patientenkontakt.“ Künftige Studien sollten sich darauf konzentrieren, die Einhaltung der Reinigungspraktiken durch das Personal zu erhöhen und zu untersuchen, ob eine geringere bakterielle Kontamination zu besseren klinischen Ergebnissen führt, meint Dr. Winawer.
Um welche Keime es sich genau handelte, die sich auf den Stethoskopen tummeln, haben die Wissenschaftler in ihrer kleinen Studie nicht untersucht. Dazu gab es aber schon andere Analysen – mit üblen Ergebnissen: Darin fanden Wissenschaftler von der Uniklinik in Pennsylvania auf allen untersuchten Stethoskopen Bakterien der Gattung Staphylococcus. Sie traten mit einer relativen Häufigkeit von 6,8–14 % auf. In mehr als der Hälfte der Fälle wurde S. aureus nachgewiesen (24 von 40). Nahezu allgegenwärtig waren auch die Gattungen Pseudomonas und Acinetobacter. Auf etwa der Hälfte der Instrumente fanden sich Enterokokken, Stenotrophomonas und Clostridien.
Ärzte, es ist Zeit, euer Stethoskop zu säubern!
Bildquelle: Oluwaseyi Johnson, Unsplash