„Es geht um Alltagsessen“ – gesunde Öle, Ballaststoffe und Gewürze wie Knoblauch und Kurkuma sind wichtig für eine antientzündliche Ernährung. Welche Rolle das bei Darm- und Lebererkrankungen spielt, erfahrt ihr hier.
Gesunde Ernährung ist in jeglichen Lebenslagen eine wichtige Angelegenheit. Besonders relevant wird sie allerdings, wenn man mit einer speziellen Ernährung akute Krankheitsbilder verbessern oder gar verhindern kann. Ob und wie eine antientzündliche Ernährung bei Darm- und Lebererkrankungen sinnvoll ist, war Thema der diesjährigen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Bei vielen Darm- und Lebererkrankungen spielen Entzündungen eine tragende Rolle, seien es Leberentzündungen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder das Reizdarmsyndrom. Wäre es also eine Option, mittels entsprechender Ernährung diesen Entzündungsprozessen entgegenzuwirken? „Zahlreiche Berichte der letzten Jahre zeigen einen möglichen positiven Effekt einer anti-entzündlichen Ernährung auf, aber in realiter ist die evidenzbasierte Datenlage heterogen und spärlich. Randomisierte, kontrollierte Studien fehlen praktisch gänzlich“, so ein Statement der DGVS.
Das sieht auch Dr. Birgit Terjung, Mediensprecherin der DGVS und Chefärztin der Abteilung für Innere Medizin/Gastroenterologie am St. Josef Hospital der GFO Kliniken Bonn als großes Problem der Gastroenterologie. Placebokontrollierte, randomisierte Studien wären in der Ernährungsmedizin sehr schwierig bis unmöglich umzusetzen. Dennoch sieht sie einen großen Vorteil in antientzündlicher Ernährung – auch, wenn aktuell die Datenlage noch recht spärlich ist.
„Antientzündliche Ernährung bedeutet, möglichst alle Nahrungsmittel vom Speisenplan zu entfernen, die Entzündungen (mit-)begünstigen könnten“, so Terjung auf der DGVS-Pressekonferenz. Die nicht nur wegen ihrer gesundheitlichen Vorteile beliebte mediterrane Ernährung sei hier eine gute Option. Im Fokus stehen dabei die Ballaststoffe. Die Empfehlung lautet, täglich mindestens 30 Gramm an löslichen und unlöslichen Ballaststoffen zu sich zu nehmen. Dazu kommen wenig verarbeitete Kohlenhydrate, maximal 400 Gramm Fleisch pro Woche – stattdessen häufiger Fisch, der reich an Omega-3-Fettsäuren ist. Makrele, Lachs und Hering werden hier genannt.
Der Konsum von fettreichen Milchprodukten sollte reduziert werden und als Fette sollten hauptsächlich Öle mit einem hohen Anteil an Alpha-Linolensäure verwendet werden. Hierzu gehören unter anderem: Raps-, Lein-, Weizenkeim-, Soja- oder Walnussöl. Gute Nachrichten gibt es auch für alle Knoblauch-Fans: Die beliebte Knolle wirkt – ebenso wie Ingwer, Curry, Kurkuma und Kümmel – ebenfalls antientzündlich.
„Antientzündliche Ernährung kann sich eventuell auf das Mikrobiom auswirken“, so Terjung. Das untersuchten auch Laura Bolte und ihr Team in einer Studie. Sie nahmen sich der Frage an, wie sich ein mediterraner Ernährungsstil auf das Mikrobiom bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen inklusive Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Reizdarmsyndrom auswirkt. Die Forscher konnten feststellen, dass dieser Ernährungsstil zu einer hohen Diversität des Mikrobioms führte – was allgemein als Faktor einer gesunden Darmflora gilt. Zudem konnten bei einer mediterranen Kost Indikatorkeime wie Laktobazillen, Bifidobakterien und das Faecalibacterium prausnitzii nachgewiesen werden, die die Schleimhäute schützen und entzündungshemmend wirken.
Ein gravierender Faktor der mediterranen Ernährung und ein Faktor, der essenziell sowohl für eine antientzündliche Ernährung als auch für eine gesunde Darmflora ist, sei die Reduktion der tierischen Eiweiße zugunsten pflanzlicher Eiweiße, etwa aus Hülsenfrüchten oder Samen. „Eine gesunde Darmflora zeichnet sich auch durch eine Vielfalt an Bakterien aus […] und mediterrane Kost ist ein Garant, wenn wir uns dauerhaft so ernähren, für eine gesunde Darmflora“, so Terjung. „Es geht hier also um keine besondere neue Diät. Es geht um Alltagsessen. Unsere Patienten sollten einfach das essen, was eh schon als gesund gilt – und jeder, der eine Darm-, Leber- oder auch Krebserkrankung hat, sollte das nochmal konsequenter machen.“
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