Semaglutid wird derzeit zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit eingesetzt. Forscher fanden jetzt heraus, dass es auch ein wirksames Mittel gegen Alkoholabhängigkeit sein könnte.
Semaglutid wird unter Markennamen wie Ozempic® verkauft. Da dieses Medikament auch für die Behandlung von Fettleibigkeit zugelassen wurde, ist die Nachfrage gestiegen, was in letzter Zeit zu Schwierigkeiten bei der Beschaffung des Medikaments geführt hat. Semaglutid ist eine lang wirkende Substanz, die nur einmal pro Woche eingenommen werden muss. Es ist das erste Medikament, das auf den GLP-1-Rezeptor wirkt und in Tablettenform eingenommen werden kann.
Es gibt vereinzelte Berichte von Patienten mit Fettleibigkeit oder Diabetes, die sagen, dass ihr Verlangen nach Alkohol nachgelassen hat, seit sie das Medikament einnehmen. Ein Forschungsteam aus Schweden untersuchte dies genauer und veröffentlichte die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift eBioMedicine.
Aktuell werden alkoholabhängige Menschen noch mit einer Kombination aus verschiedenen psychosozialen Methoden und Medikamenten behandelt. Es gibt vier zugelassene Medikamente. Da Alkoholabhängigkeit eine Krankheit mit vielen Ursachen ist, ist die Wirksamkeit dieser Medikamente unterschiedlich, weshalb es wichtig ist, dass weitere Behandlungsmedikamente entwickelt werden.
In der Studie der Universität Göteborg wurden alkoholabhängige Ratten mit Semaglutid behandelt, was ihren Alkoholkonsum deutlich verringerte und sogar das Trinken von Alkohol in Verbindung mit Rückfällen reduzierte. Rückfälle sind ein großes Problem für Menschen mit Alkoholabhängigkeit, da eine Person, die eine Zeit lang auf Alkohol verzichtet hat, wenn sie rückfällig wird oft mehr trinkt als vor dem Entzug. In der Studie reduzierten die behandelten Ratten ihren Alkoholkonsum um die Hälfte im Vergleich zu den Tieren, die keine Behandlung erhielten. Ein interessantes Ergebnis der Studie war, dass Semaglutid den Alkoholkonsum bei männlichen und weiblichen Ratten gleichermaßen reduzierte.
Die Studie zeigt eine auffallend gute Wirkung. In Zukunft könnte das Medikament vor allem für Patienten von Nutzen sein, die sowohl an Übergewicht als auch an Alkoholabhängigkeit leiden. Den Forschern zufolge ist es wahrscheinlich, dass diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind. „Es gibt natürlich Unterschiede bei der Durchführung von Studien an Tieren und Menschen, die immer berücksichtigt werden müssen. In diesem Fall gibt es jedoch eine frühere Studie am Menschen, in der festgestellt wurde, dass eine ältere Version der Diabetesmedikamente, die auf GLP-1 wirken, den Alkoholkonsum bei übergewichtigen Personen mit Alkoholabhängigkeit reduziert“, sagt Elisabet Jerlhag, Professorin für Pharmakologie an der Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg.
In der aktuellen Studie wurde auch untersucht, warum das Medikament den Alkoholkonsum reduziert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine verringerte alkoholbedingte Belohnung ein Faktor sein könnte, der dazu beiträgt. In der Studie wirkte Semaglutid bei Mäusen auf das Belohnungssystem des Gehirns ein, genauer gesagt auf den Bereich des Nucleus accumbens, der zum limbischen System gehört.
„Alkohol aktiviert das Belohnungssystem des Gehirns und führt zur Ausschüttung von Dopamin, was sowohl bei Menschen als auch bei Tieren zu beobachten ist. Dieser Prozess wird durch das Medikament bei Mäusen blockiert, und nach unserer Interpretation könnte dies zu einer Verringerung der alkoholbedingten Belohnung führen“, sagt Cajsa Aranäs, Doktorandin an der Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg, die für einen Großteil der Arbeit an der hier vorgestellten Studie verantwortlich ist.
Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Schwedischen Forschungsrat „The Swedish Research Council“. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Robert Klank, unsplash