Auch in Deutschland breitet sich der pathogene Pilz Candida auris aus. Forscher konnten zeigen, dass herkömmliche Empfindlichkeitstests wenig geeignet sind. Wie geht’s jetzt weiter?
Deutschland verzeichnet einen bemerkenswerten Anstieg der Infektionszahlen durch den Pilz Candida auris, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Der Erreger, der im Jahr 2009 erstmals beschrieben wurde, ist für seine Fähigkeit bekannt, Resistenzen gegen alle verfügbaren Antimykotika zu entwickeln. Für die Behandlung ist das offensichtlich problematisch.
Die alarmierende Zunahme der Fälle, insbesondere in den USA, hat die Aufmerksamkeit der globalen Gesundheitsgemeinschaft auf sich gezogen – nach Angaben der US-amerikanischen Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sind die jährlichen Fälle in den Vereinigten Staaten von weniger als 500 im Jahr 2019 auf fast 1.500 im Jahr 2023 gestiegen. Das CDC und die WHO stufen C. auris inzwischen als „dringliche Bedrohung“ und hochpriorisierten Erreger ein.
Eine aktuelle Untersuchung des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) weist ebenfalls auf einen erheblichen Anstieg der Fallzahlen in Europa hin. In Deutschland gab es seit 2015 lediglich Einzelfälle, bis Ende 2022 wurden 43 Fälle registriert. „Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Großbritannien sind unsere Fallzahlen zum Glück noch gering“, meint Dr. A. Aldejohann, Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie am Institut für Hygiene und Mikrobiologie an der Universität Würzburg. Aber: „Wir müssen alles dafür tun, dass dies so lange wie möglich so bleibt.“
Auf der diesjährigen Jahrestagung der American Society for Microbiology machten US-Forscher jetzt auf ein weiteres Problem aufmerksam. Viele C. auris-Isolate sind gegen verfügbare Antimykotika resistent, weshalb Kliniker häufig einzelne Proben auf ihre Anfälligkeit für Behandlungen analysieren. Statt Proben ins Analyse-Labor zu schicken, gibt es für pathogene Hefen die Möglichkeit auf Empfindlichkeitstests zurückzugreifen – speziell für C. auris gibt es allerdings noch keinen Test. Die Forscher der Indiana University haben jetzt untersucht, wie solche kommmerziellen Empfindlichkeitstests bei C. auris abschnitten.
Sie verwendeten vier kommerziell erhältliche Tests, um 50 C. auris-Isolate auf ihre Anfälligkeit gegenüber verfügbaren Antimykotika zu analysieren. Die Ergebnisse waren gemischt: Zwei Tests konnten die Empfindlichkeit gegenüber Echinocandin, einem intravenös verabreichten Antimykotikum, korrekt bestimmen, versagten jedoch bei der Empfindlichkeitsbestimmung gegenüber Fluconazol. Andere Ergebnisse zeigten, dass einige verfügbare Tests fälschlicherweise eine Resistenz gegen ein Medikament anzeigten, wenn ein Stamm empfindlich war, und eine Empfindlichkeit, wenn ein Stamm resistent war.
Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass es derzeit keine einzige Methode gibt, die die Anfälligkeit von C. auris gegenüber Antimykotika zuverlässig feststellen kann. Die Forscher betonen, dass neue, kommerziell erhältliche Tests dringend benötigt werden, um die klinische Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Bildquelle: Ripley Elisabeth Brown, unsplash