Zum ersten Mal wurde ein Kind nach einer Gebärmuttertransplantation geboren, die ausschließlich robotergestützt durchgeführt wurde. Wird sich das Verfahren bald weltweit durchsetzen?
Das Baby, ein Junge mit einer Größe von 49 Zentimetern und einem Gewicht von 3.100 Gramm, wurde durch einen geplanten Kaiserschnitt entbunden. Dem Kind und der Familie geht es gut, ebenso der Spenderin. Die frischgebackene Mutter ist 35 Jahre alt und die Spenderin ist eine Verwandte.
Das Besondere an diesem Fall ist die chirurgische Methode, die bei der Transplantation selbst angewandt wurde. In diesem Fall wurden Spenderin und Empfängerin ausschließlich mittels robotergestützter laparoskopischer (Schlüsselloch-)Chirurgie – kurz Roboterchirurgie – operiert, ohne dass ein offener chirurgischer Eingriff erfolgte. Es ist ein Durchbruch des Forschungsteams der Universität Göteborg.
Die Roboterchirurgie ist wesentlich weniger invasiv als die traditionelle offene Chirurgie. Bei anderen Operationen hat sich gezeigt, dass das Risiko von Infektionen und Blutungen geringer ist, wenn die Roboterchirurgie eingesetzt wird. Die operierten Patienten sind im Allgemeinen schneller wieder auf den Beinen. Bei der Methode werden Kameras und Roboterarme mit daran befestigten chirurgischen Instrumenten durch kleine Eintrittslöcher im Unterbauch eingeführt. Die Chirurgen steuern die Roboterarme dann mit Joystick-ähnlichen Werkzeugen an Konsolen, wo sie gleichzeitig bewegliche 3D-Bilder sehen und mit großer Präzision operieren können.
Im vorliegenden Fall wurde die Transplantation im Oktober 2021 im Sahlgrenska University Hospital durchgeführt. Bei der Spenderin wurde die Gebärmutter mit Hilfe eines Roboters entfernt. Dabei wurde im letzten Schritt die Gebärmutter von ihren Blutgefäßen gelöst und vaginal in einem laparoskopischen Beutel entnommen. Bei der Empfängerin konnte dann die Gebärmutter durch einen kleinen Schnitt in das Becken der Frau eingeführt, zunächst mit den Blutgefäßen vernäht und dann mit der Vagina und dem Stützgewebe vernäht werden. Alle diese Schritte wurden von einem Roboter unterstützt.
Zehn Monate später wurde ein vor der Transplantation durch In-vitro-Fertilisation (IVF) erzeugter Embryo in die transplantierte Gebärmutter eingesetzt und einige Wochen später wurde eine Schwangerschaft festgestellt. Die werdende Mutter fühlte sich während ihrer gesamten Schwangerschaft wohl. Sie endete mit einem geplanten Kaiserschnitt in der 38 Woche.
Pernilla Dahm-Kähler, Professorin für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Sahlgrenska Academy der Universität Göteborg, ist leitende Oberärztin am Sahlgrenska University Hospital. Als leitende Chirurgin bei der komplizierten Operation an der Empfängerin beschreibt sie die Technik so: „Mit der robotergestützten Schlüssellochchirurgie können wir eine ultrafeine Präzisionsoperation durchführen. Die Technik bietet einen sehr guten Zugang, um tief in das Becken hinein zu operieren. Dies ist die Chirurgie der Zukunft, und wir sind stolz und froh, dass wir die Gebärmuttertransplantation auf dieses minimalinvasive technische Niveau bringen konnten“, sagt sie.
Niclas Kvarnström ist der für das Forschungsprojekt verantwortliche Transplantationschirurg, der die komplizierten Nähte an den Blutgefäßen der Empfängerin durchführte. „Mit der robotergestützten Technik können Eingriffe durchgeführt werden, die zuvor als unmöglich galten, wenn man mit der herkömmlichen Schlüssellochchirurgie operierte. Es ist ein Privileg, Teil der Entwicklung in diesem Bereich zu sein, mit dem übergeordneten Ziel, die Beeinträchtigungen für den Patienten durch den Eingriff zu minimieren“, sagt er.
Diese Form der Transplantation stellt eine Weiterentwicklung der Gebärmuttertransplantation dar, die 2012 in Schweden mit einer offenen Operationstechnik begonnen wurde. Die Arbeit steht unter der Leitung von Mats Brännström, leitender Oberarzt am Universitätsklinikum in Göteborg. „Dies ist das 14. Baby, das im Rahmen des Uterustransplantationsprojekts an der Sahlgrenska Academy geboren wurde, und weitere Geburten werden in diesem Sommer erwartet. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden kontinuierlich zahlreiche Variablen bei Spenderinnen, Empfängerinnen und Kindern nach der Gebärmuttertransplantation ausgewertet und die Operation mehrere Jahre lang nachverfolgt. All dies geschieht, um die Wirksamkeit der Operation zu maximieren und die Nebenwirkungen bei den Patientinnen zu minimieren“, sagt Brännström.
Im Jahr 2014 gipfelte die Forschung in der weltweit ersten Geburt nach einer Gebärmuttertransplantation. Insgesamt fanden acht Geburten im Rahmen desselben Forschungsprojekts statt, bevor jemand außerhalb Schwedens ein Baby nach einer Gebärmuttertransplantation zur Welt brachte. Die Forschungsgruppe hat die Methoden und die Technik durch direkten Wissenstransfer an mehrere Zentren in der ganzen Welt weiterverbreitet. Weltweit wurden so bisher schätzungsweise 90 Gebärmuttertransplantationen durchgeführt, und etwa 50 Babys wurden infolgedessen geboren.
Der Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Schwedischen Forschungsrates.
Bildquelle: Jonathan Borba, unsplash