Was passiert, wenn man einen Haufen Medizinstudenten mit jeder Menge Prüfungsfrust und Partylaune Musik machen lässt? Wir stellen euch unsere Top-5 Songs der diesjährigen Medimeisterschaften vor.
Die Prüfungsstrapazen des Wintersemesters sind noch in guter Erinnerung, die Klausuren und Kolloquien des Sommersemesters sind bereits in vollem Gang oder dräuen am Horizont – kommt der gebeutelte Medizinstudent eigentlich jemals aus dem Lernen heraus? Das schlägt auf Dauer auf die Stimmung. Kein Wunder, dass Deutschlands Medis jedes Jahr zu Sommerbeginn für ein paar Tage Stift und Bücher beiseitelegen und stattdessen nach Thüringen pilgern, um für vier Tage einmal richtig die Sau rauszulassen. Dieses Wochenende ist es wieder so weit: Auf dem Obermehler Flugplatz steigen die Medimeisterschaften 2023.
Mit seinen bescheidenen Wurzeln – einem kleinen Fußballturnier einer Handvoll medizinischer Fakultäten mit anschließender Party – hat die Veranstaltung schon lange wenig mehr gemein. Mittlerweile hat sie sich zu einem ausgewachsenen Festival entwickelt, das zuletzt rund 25.000 Besucher aus Deutschland und ganz Europa anzog. Das Fußballturnier ist als integraler Bestandteil des Festivals zwar erhalten geblieben, inzwischen messen sich die Studenten aber auch in Basketball, Volleyball und natürlich Flunkyball (wir reden hier schließlich von einem Festival!).
Sport ist aber beileibe nicht alles, was die Veranstaltung zu bieten hat – auch die Musik darf nicht zu kurz kommen. Das Besondere: Jahr für Jahr legen sich die Studenten ins Zeug und schreiben ihre eigenen Songs, um ihren Kommilitonen einzuheizen. Die Produktionen mit dazugehörigen Musikvideos versuchen sich – in bester Wettbewerbsmanier – an Kreativität und (manchmal fragwürdiger) Qualität gegenseitig zu überbieten.
Von niveaubefreiten Partysongs, über freundschaftlich gemeinte Diss-Tracks gegen die Konkurrenz, bis zu humoristischen Abhandlungen über den Arbeitsalltag von Medizinern, lässt sich bei den Liedern alles finden. Sie stehen unter einem besonderen Motto – meist ein Wortwitz mit den Namen der Stadt, kombiniert mit Anspielungen aus Popkultur („Jurassic Prag“) und Medizin („SAARdenafil“).
Je größer das Festival wird, desto größer wird übrigens auch der Impact der Songs außerhalb der Studenten-Bubble: Immer mal wieder schafft es einer der Songs, die deutschen Spotify-Charts zu erobern. 2017 beispielsweise konnte sich der Mainzer Partysong „Medikopter Mainz17“ (eine Anspielung auf die mittlerweile abgesetzte Fernsehserie Medikopter 117) für ein paar Wochen auf Platz 1 der Spotify Viral Charts Deutschland halten.
Bei der wachsenden kulturellen Bedeutung ist es von daher nur recht und billig, wenn wir von DocCheck als Experten für medizinische Wortwitze auch eine qualifizierte und total evidenzbasierte Einschätzung zu den diesjährigen Beiträgen leisten. Offensichtlich können wir nicht alle Beiträge kommentieren – bei mittlerweile weit über 50 Songs würde das wohl den Rahmen eines Blogs sprengen. Und so manches Lied ist nun wirklich nicht für ein Fachforum geeignet – zumindest einen Hauch von Niveau müssen wir dann doch noch wahren! Deshalb konnten nur Songs mit einem Mindestmaß an Medizin-Puns und Jugendfreiheit in unserer Auswertung eingeschlossen werden. Unsere Bewertungskriterien bestanden aus: Wortwitz, Ohrwurmfaktor, Kreativität und – nicht zu vergessen – guter, alter persönlicher Meinung.
Hier also unsere völlig subjektive Top-5-Auswahl, in keiner bestimmten Reihenfolge (und bitte weder die Auswahl, noch die Lieder an sich ernst nehmen):
Permanente Unterbesetzung, Patientenflut, Pandemiestress – Ärzte haben sich ihren Urlaub wahrlich verdient. Leider sieht das der Chef nicht immer so und das Überstunden abfeiern muss sich irgendwie nach dem Dienstplan richten. Oder muss es? Die Studenten aus dem rumänischen Cluj stellen mit ihrem eingängigen Ballermann-esquen Partyschlager eine ethisch nicht ganz so saubere Alternativlösung zur Debatte: Wie wär’s statt Burnout mit einem gepflegten AUrlaub auf Krankenkassenkosten?
Hier kommen feierwütige Star-Wars-Fans auf ihre Kosten. Die Homburger (nicht Hamburger!) Studenten haben sich von den ikonischen Klängen der Mos Eisley Cantina inspirieren lassen und kombinieren gekonnt Filmreferenzen mit Mediziner-Lingo zu einem „boba-fetten“ Partysong. Das Ergebnis kann sich hören lassen und man kann zurecht fordern: Spielt denselben Song nochmal!
Unter den anderen gutgelaunten Dance-Tracks sticht dieses Lied ohne Frage hervor: Zum wahrscheinlich ersten Mal in der Geschichte der Medimeisterschaften bringen die Ulmer Studenten harte Gitarrenklänge an den Start. Ganz wie das musikalische Vorbild Rammstein schrecken die Ulmer nicht vor den düsteren und hässlichen Seiten des (Medizinstudenten-)Lebens zurück – die Rede ist natürlich vom allgegenwärtigen Pauken. Das Stück ist voller musikalischer und textlicher Anspielungen auf die Originalstücke – zum Glück aber deutlich zahmer und weniger problematisch, so dass man hier ganz ohne schlechtes Gewissen mitsingen kann.
Der Göttinger Beitrag verdient einen Platz auf dieser Liste allein wegen der Zeile „Ich steppe auf Station in meinen Killer Crocs“! Rein musikalisch handelt es sich zwar um recht standardmäßige Elektro-Kost, die sich auf dem Festival gut zum Tanzen eignen wird – aber textlich bringt der Song genau das richtige Verhältnis aus Medizinreferenzen, Partykultur und Popkultur mit, um hervorzustechen und hängen zu bleiben. Allerdings hätte er entsprechend seines Mottos ruhig noch mehr Batman-Puns enthalten können!
Zu einem herrlichen Trip in die Vergangenheit verhelfen die Docstars. Hierbei handelt es sich um kein Werk einer einzelnen Fakultät, sondern ein Allstarprojekt von Alumni, die schon früher an den Medimeisterschaften teilgenommen haben und offensichtlich auch nach ihrem abgeschlossenen Studium nicht von dem Festival lassen können. Es sei ihnen verziehen, denn Deutschlands selbsternannte erste Ärzte-Boygroup lässt voller Nostalgie die 90er und frühen 2000er wieder auferstehen und nimmt dabei die verschiedenen Fachgruppen aufs Korn. Wer also ein heimliches Faible für Backstreet Boys, Take That und NSYNC hat, kommt um diesen Track nicht herum!
Zum Abschluss noch als kleine Anerkennung (und nein, Text und Inhalte sind in keiner Weise mit uns abgestimmt):
Wegen dem Ausschlusskriterium „Der Text muss schon was mit Medizin zu tun haben“ konnte dieser Song nicht in unseren Top 5 landen – dafür war die Dichte an Medi-Puns oder der Bezug zum Medizinerleben nicht hoch genug. Aber bei dem Titel können wir ihn kaum unerwähnt lassen! Danke für diesen Ohrwurm, Tschechien!
Bildquelle: Gregory Hayes, unsplash