Ihr braucht noch mehr Argumente, um endlich zu streiken? Kein Problem: Ob wirtschaftlich, personell oder aus Kundensicht – bei diesen Zahlen ist für jede Apotheke was dabei.
Für alle, die noch Argumente dafür suchen, am 14. Juni 2023 aus Protest ihre Apotheke zu schließen: Vielleicht hilft die Lektüre des Apothekenwirtschaftsberichtes 2023 dabei. Beim Lesen werden mehrere Fakten ganz klar:
Der Bericht wurde Ende April auf dem DAV-Wirtschaftsforum in Berlin vorgestellt. Interessant waren hier folgende Punkte:
Diese Entwicklung ist besonders für die kleinen Landapotheken fatal und wird vermutlich dazu führen, dass noch mehr in absehbarer Zeit schließen. Das verschlechtert wiederum die flächendeckende Versorgung. Hier könnte eine Pauschale helfen, welche immerhin die Grundversorgung sichert, eine der Forderungen der ABDA in die Politik.
Die Apothekendichte in Deutschland lag im vergangenen Jahr nur noch bei 22 Apotheken je 100.000 Einwohner, während der europäische Durchschnitt bei 32 liegt. Positiv immerhin: Die Apotheken vor Ort haben es geschafft, wieder Anteile im OTC-Markt von den Versendern zurückzuerobern. Dies beweist sowohl ein Umsatz- als auch ein Absatzplus von 13,3 und 15,1 Prozent. Der Versandhandel wuchs dagegen in geringerem Ausmaß, nämlich mit einem Plus von 10,5 bzw. 11,7 Prozent. Ein kleines Trostpflaster, aber keine wirkliche Trendwende.
Wie es mit den Apotheken in Deutschland weitergehen wird, das werden die kommenden Wochen ganz wesentlich mit beeinflussen, denn es glaubt sicherlich kein Verantwortlicher ernsthaft daran, dass die Politik nach einem eintägigen Streik bereits den berechtigten Forderungen der Apotheker zuhört und einlenkt. Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, sprach über das Danach bei einem Livetalk auf der Apothekentour in Hamburg. Zur Frage, ob man denn noch etwas tun könne, außer, sich am Streik zu beteiligen, erwähnte er ganz klar die Möglichkeit, in der politischen Sommerpause seinen Abgeordneten vor Ort zu besuchen, um beispielsweise während der Bürgersprechstunde über die Nöte der Apotheken zu sprechen. Wenn das nur genügend Kollegen tun würden – und zwar nicht nur einmal im Jahr, sondern am besten täglich oder wenigstens 1–2x wöchentlich –, könne das helfen. Hier wäre es seiner Aussage nach sinnvoll, den Forderungskatalog der ABDA gleich mitzubringen.
Vielleicht sollte dann auch der Apothekenwirtschaftsbericht nicht fehlen, denn obwohl die Forderungen nicht aus dem Überfluss heraus gestellt werden, was die Zahlen ganz klar hergeben, geht es weiter mit den Schließungen. In Hamburg, erklärte Siemsen, habe er bereits einige neue Mitteilungen von künftigen Apothekenschließungen erhalten. Im Südwesten des Stadtgebietes werde es „langsam dünn“. Und das ist auch das nächste Problem: Die Apothekendichte auf der Deutschlandkarte, die an einigen Stellen immer mehr weiße Flecken bekommt.
Und je weiter die Entfernungen zwischen den Apotheken wird, desto weiter haben es auch die Menschen, die nachts oder am Wochenende Hilfe brauchen. Wer da kein Auto hat, muss sich im Zweifel ins Krankenhaus fahren lassen. Ob das auf Dauer Gelder spart, wage ich zu bezweifeln. Mehr als genug Fakten werden im Wirtschaftsbericht offenbar, die eigentlich auch den letzten Zweifler davon überzeugen sollten, die Apotheke bald einen Tag lang zu schließen und das auch Kunden und Politik gegenüber schlüssig zu erklären. Bei 4 Millionen Kundenkontakten am Tag sollte es maximal ein paar Wochen dauern, bis die Abgeordneten an ihrer eigenen Basis bemerken, dass die Luft brennt.
Bildquelle: Hasan Almasi, unsplash